Nuke City
noch.«
Beth sah wieder weg. »Ich kann sie nicht erreichen. Gestern habe ich es den ganzen Tag über versucht.«
»Wann hast du zum letztenmal mit ihr geredet?«
»Vor zwei Tagen.«
»Hast du es bei ihren Freunden versucht?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich kenne sie nicht - wenn sie überhaupt welche hat.«
»Ich fahre heute noch bei ihr vorbei. Erreiche ich sie noch unter ihrer alten Adresse?«
Beth nickte.
»Mach dir keine Sorgen. Ich rufe dich an, sobald ich etwas weiß.«
»Danke«, sagte sie.
Kyle wollte die Verbindung unterbrechen, hielt aber noch für einen letzten Gedanken inne. »Ach, übrigens, deine Frisur gefällt mir.«
Sie lächelte befangen und griff sich an den Kopf, um eine nicht vorhandene Unregelmäßigkeit zu glätten. »Nein, das tut sie nicht. Du bist immer noch ein miserabler Lügner.« Der Schirm wurde schwarz.
Nach einem Blick auf die Uhr, der ihm verriet, daß es kurz nach Mittag war, hielt Kyle die Chancen, daß Ellen zu Hause war, für gering. Dann fiel ihm plötzlich wieder ein, daß sie nicht arbeitete - laut Beurteilung ihrer psychischen Verfassung nicht dazu in der Lage war - und von der Abfindung lebte, die die Regierung aus dem eingezogenen Vermögen der Universellen Bruderschaft gezahlt hatte. Also war es doch möglich, daß er sie dort antreffen würde.
Die zweite Botschaft stammte überraschenderweise von Dave Strevich vom FBI. Im Hinblick auf ihr letztes Gespräch war Kyle nicht sehr erpicht darauf zurückzurufen. Aber er tat es.
»Dave Strevich«, knurrte der stämmige Mann, nachdem er abgenommen hatte. »Teller! Du hast dir aber verdammt viel Zeit mit dem Rückruf gelassen.«
Kyle zuckte die Achseln. »Ein Mann braucht seinen Schlaf.«
»Tatsächlich? Tja, das erklärt alles.« Strevich hob die Hand und wies Kyle damit an, nicht zu reden. Dann tippte er ein paar Befehle in die Tastatur seines Telekoms. Einen Augenblick später piepte es dreimal aus Strevichs Konsole. Der ältere Mann nickte. »Gut. Wir sind soweit.«
»Keine Wanzen, wie?« sagte Kyle und war überrascht über die Art, wie sich der Blick seines Freundes für einen Augenblick verhärtete, bevor er gezwungen lachte.
»Nein, niemand hört mit.«
»Was ist los?«
»Paß auf, dieses Gespräch hat nicht stattgefunden«, sagte Strevich gespannt. »Verstanden?«
»Verstanden.«
»Vor ein paar Stunden ist bei Ares Macrotechnology und Knight Errant Alarmstufe Rot ausgelöst worden. Wir dachten uns, sie wären wegen konzerninternem Drek aus dem Häuschen, aber es hat sich herausgestellt, daß sich ihr Interesse auf Chicago konzentriert.«
Kyle war verblüfft. »Chicago? Ares hat weder größere Niederlassungen noch Produktionsanlagen hier, zumindest nicht, daß ich wüßte.«
Strevich nickte. »Du hast recht. Ihr Interesse gilt dir.«
»Mir?«
Strevich nickte. »Vielleicht nicht dir persönlich, aber zumindest der Geschichte, in die du verwickelt bist.«
»Das verstehe ich nicht.«
Strevich zuckte die Achseln. »Ich auch nicht, aber Knight Errant hat verschiedene Schlüsselpersönlichkeiten und Truppen nach Chicago verlegt oder ist gerade dabei.«
»Truppen?«
»Wir wissen aus sicherer Quelle, daß Knight Errant eines seiner sogenannten Feuerwehr-Teams in die Stadt geschickt hat. Insgesamt verfügen sie über drei davon. Sechs Mann pro Team, eine harte Mischung aus Kampfkybernetik und Magie. Taktische Einsatztruppen.«
»Großer Kojote«, sagte Kyle.
»Wie auch immer«, sagte Strevich. »Aber es kommt noch mehr. Es handelt sich um Team Zwei, und je nachdem, welcher Quelle wir glauben, war es entweder in Barcelona für die europäische Handelskonferenz oder in Azanien in der Gegend um Kapstadt aktiv.« Strevich hielt inne. »Aber noch wichtiger ist, wer das Team kommandiert.«
Kyle wartete. »Und wer ist das?«
»Anne Ravenheart«, sagte Strevich. »Captain Anne Ravenheart, ehemals bei den Spezialeinheiten der Sioux und Klassenkameradin von dir auf der Columbia, wenn ich mich nicht irre.«
»Das ist unmöglich«, sagte Kyle, während er sich an alles zu erinnern versuchte, was er über seine alte Bekannte wüßte, die für eine durchzechte Nacht auch seine Geliebte gewesen war. »Sie war dort, weil sie ein Stipendium von der Sioux-Regierung bekommen hat.«
»Vom Sioux-Militär.«
»Das kann nicht sein«, beharrte Kyle irrationalerweise. Das, woran er sich erinnerte, war nicht militärisch, nicht hart oder unnachgiebig. Ganz im Gegenteil. Gewiß, sie hatte einen harten Zug gehabt, aber
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