Nuke City
Macht, die er kanalisierte. Die Räder umkreisten ihn und sangen vor Energie.
Das Blut loderte und kreiste durch seine Fingerspit zen, verbrannte ihn jedoch nicht. Das Kupferrad stieß plötzlich einen glockenklaren Ton aus, der immer heller wurde. Es hatte sein Ziel gefunden: Mitchell Truman.
Kyle machte sich rasch ans Werk. Der silberfarbene Kreis bewegte sich rechtwinklig zu ihm, und ein Abbild von ihm näherte sich ihm, bis es seine ausgestreckte Hand erreichte und blutrote Flammen zwischen seinen Fingern hervorsprangen. Die magischen Energien trafen sich dort, und zwei silberne Blitze schossen vorwärts. Der eine direkt in Kyle hinein, wo er mit seiner Aura verschmolz, so daß er sehen konnte, was sich am anderen Ende der rituellen Sendung befand. Und der andere, die Sendung an sich, aus dem Kreis heraus und zum Schnittpunkt der mystischen Energien mit Mitch Truman. Es war nur eine Frage der Zeit.
Doch Kyle spürte ein Kräuseln in der Sendung, während sie sich ausbreitete. Irgend etwas folgte seiner Magie durch den Astralraum, möglicherweise alarmiert durch die Verbindung des Rituals zu dem Jungen. Er konnte nicht erkennen, was es war, sondern nur, daß seine Annäherung rasch und zielstrebig erfolgte.
Er trieb die Sendung vorwärts, Mitchell entgegen. Ein Blitz aus mystischer Energie näherte sich dem Ritualkreis. Was auch kam, es manifestierte sich vor dem Kreis und sondierte.
Die Räder sangen, und ihre Töne bildeten jetzt einen harmonischen Klang. Kyles Sendung umschloß das Ziel, breitete sich über und um Mitchell Truman aus. Er spürte Widerstand dort, da die magischen Kräfte, von denen der Junge abgeschirmt wurde, alles taten, um seine Magie zu stören. Doch Blut gehörte unwiderruflich zu Blut. Kyles Zauber fand den Jungen und schrieb dann seinen Aufenthaltsort in Kyles Verstand. Er konnte weder Mitchell Truman noch irgendeine Ein zelheit seines Aufenthaltsortes sehen, aber die Magie verriet ihm, wo er sich befand. Kyle spürte den Aufenthaltsort in sich und wußte, daß er ihn wiederfinden konnte.
Der Ritualkreis blitzte erneut auf, und Kyle spürte die Präsenz, die sich ihm näherte, wachsen. Sie hatte ihn fast erreicht, als er das Ritual abbrach. Das Blut in seiner Hand verbrannte zu Asche und Rauch. Die Räder verblaßten, die Verbindung zu Mitch Truman löste sich auf.
Da hörte er weit entfernt im Geist ein Heulen. Einen furchtbaren, fremdartigen Wutschrei. Frustriert über die Zerstörung der Brücke, der die Präsenz gefolgt war, so daß sie wieder umkehren mußte. Das Heulen verhallte und erstarb mit der Magie.
Kyle stand mit rauchender Hand da, während die letzten Überbleibsel des Rituals in sich zusammenfielen. Die Kerzen, die den Ritualkreis umgaben, erloschen, und Kyle nickte zufrieden.
»Ich habe ihn gefunden«, sagte er.
14
Die Fahrt zu seinem Hotel verlief ereignislos, und sein Wagen wurde von Daniel Trumans persönlichen Sicherheitsleuten eskortiert. Trotz aller Versicherungen des Fahrers zweifelte Kyle nicht daran, daß er irgendwie verfolgt worden war. Er hatte gesehen, welches Interesse die Beamten von Knight Errant in der Umgebung des Truman Towers für ihre kleine Kolonne von drei Fahrzeugen aufgebracht hatten.
Er war sicher, daß Knight Errant umgehend auf Daniel Trumans Entscheidung reagieren würde, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Als Kyle Truman berichtet hatte, er habe Mitchells Aufenthaltsort entdeckt, hatte dieser nicht einen Augenblick gezögert, Kyle aufzutragen, sich darum zu kümmern. Dann waren er und seine Frau langsam aus dem Zimmer gegangen, wobei Truman ausgesehen hatte wie jemand, der gerade seinen kostbarsten Besitz verloren hatte. Er verstand nicht alles, was vorging, am wenigsten das, was seinen Sohn zerstört hatte, aber er wollte irgendeine Art von Vergeltung, eine Art von Gerechtigkeit. Kyle war mehr als bereit, Trumans Willen zu entsprechen.
Das hieß wiederum, daß etwas unternommen werden mußte, und zwar rasch, aber Kyle sträubte sich, Knight Errant um Hilfe zu bitten. Das lag nicht nur daran, daß Knight Errant eigene Pläne zu verfolgen schien, sondern hatte auch damit zu tun, daß die Einheiten der Organisation, zumindest diejenigen, mit denen er etwas zu tun haben wollte, fast ausschließlich für die Sicherung und den Schutz von Gebäuden und Anlagen und nicht für die Arbeit im Feld ausgebildet waren. Das ließ ihnen in Kyles Augen nur eine Alternative: eine stehende Streitmacht, die bereit und wahrscheinlich mehr
Weitere Kostenlose Bücher