Nuke City
Seeks-the-Moon. »Was hast du damit vor?«
»Ich will sie über die Kamera stülpen und die Linse abdecken«, sagte Kyle.
»Ach so. Darm werden sie kommen, um den Schaden zu beheben.«
Kyle lächelte. »Das wollen wir doch hoffen.«
Als die Tüte an Ort und Stelle war, zogen sich Kyle und Seeks-the-Moon rasch in einen nahegelegenen Belüftungsschacht zurück. Dabei durchdrangen sie mühelos das Plastik und Metall der Konstruktion und ließen sich dann ein wenig unter das Dachniveau herabsinken. Dort wirkte Kyle einen Zauber, der seine Sehfähigkeit in die physikalische Welt transferierte und ihm gestatten würde, das Dach und die Kamera zu beobachten. Zum Ausgleich für die damit für seinen Körper verbundene Anstrengung unterzog er das Gebiet einer gründlichen Untersuchung.
Endlich sah er die Kamera und konnte somit Seeks-the-Moons Bericht bestätigen. Doch seine Erfahrung verriet ihm zusätzlich ein paar Dinge. Sie war sehr klein, ließ sich sehr gut verstecken und wurde oft von Überwachungsteams der Konzerne oder der Regierung eingesetzt. Tatsächlich hatte er in seiner Zeit beim FBI ein paarmal mit einem ähnlichen Modell gearbeitet. Wie jene Einheit war auch diese mit einem kleinen Richtmikrofon ausgestattet, das in Verbindung mit der richtigen Filter-Software mühelos jedes Gespräch aufnehmen konnte, das auf der Verladerampe stattfinden mochte.
Ein Schatten fiel auf das Dach, und Kyle verlagerte das Blickfeld des Zaubers, um die Ursache des Schattens sehen zu können. Ein dicker flacher Teller, etwas größer als ein Mülltonnendeckel, hing in der Luft über dem Gebäude. Es war eine Drone, ein ferngelenktes Vehikel, das mit einem Kamerasystem und anderen Sensoren bestückt und zweifellos geschickt worden war, um die Ursache des Kameraausfalls zu ermitteln. Die Drone glitt näher und winkelte dabei die geschützten Rotorblätter in der Rumpfmitte ein wenig an, bis das Blickfeld auf die Kamera und den Grund ihres Ausfalls frei war.
Kyle wußte sofort, was der Rigger, der die Drone steuerte, unternehmen würde, sobald er das Problem ausgemacht hatte, und er wirkte rasch einen neuen Zauber. Die Anstrengung war größer. Die mit der Aufrechterhaltung des Sehzaubers verbundene Ablenkung und die Tatsache, daß er sich im Astralraum befand, machten das Wirken anstrengender, als es hätte sein sollen. Doch als der Pilot die Drone in Position brachte, um die Tüte des Anstoßes von der Kamera zu blasen, wirkte Kyles Zauber dem entgegen, und die Tüte blieb, wo sie war. Der Pilot flog die Drone zur anderen Seite, da er hoffte, die Tüte mit einem Luftschwall aus dieser Richtung wegzublasen und gleichzeitig die Drone so gut wie möglich vor Blicken aus dem Kaufhaus zu schützen. Doch Kyle hielt die Tüte fest. Die Drone wich zurück, schwebte noch einen Augenblick auf der Stelle und schoß dann davon. Kyle versuchte ihr mit dem Sichtzauber zu folgen, aber die Drone war zu schnell und die Reichweite des Zaubers zu kurz.
Eine kurze Zeitspanne verstrich, und Kyle begann sich Sorgen über die Länge seiner Aufenthaltsdauer im Astralraum zu machen. Sein Körper konnte nur eine gewisse Zeit ohne seinen Geist existieren, und dem Sonnenstand nach zu urteilen, war er schon sehr lange astral unterwegs. Er beschloß, das Risiko einzugehen und abzuwarten, ob er den verräterischen Schwächeanfall bekam, der ein untrügliches Warnsignal war. In der Zwischenzeit kombinierte er einen Hörzauber mit dem Sichtzauber, so daß er alles hören konnte, was auf dem Dach vorging. Kaum hatte er den Zauber gewirkt, als das Geräusch kratzenden Metalls seine Aufmerksamkeit erregte.
Er veränderte den Blickwinkel des Sichtzaubers und sah einen kräftig gebauten Mann durch die Dachluke aufs Dach klettern. Er näherte sich dem Gestell, sprang hoch und riß die Tüte mit einem heftigen Ruck von der Kamera.
»Der Reparaturdienst ist da«, sagte Kyle auf telepathischem Weg zu Moon.
»Das wurde auch Zeit.« Der Geist litt anscheinend unter einem leichten Anfall von Klaustrophobie.
Nun, da die Kamera wieder funktionierte, ging der Mann zur Dachluke zurück.
»Also gut. Du weißt Bescheid«, sagte Kyle. Da sich sein Seh- und Hörvermögen durch die Zauber auf die physikalische Welt beschränkte, war er jetzt im Astralraum orientierungslos, so daß Moon die Aufgabe übernehmen mußte, sie beide Kyles Anweisungen entsprechend durch den Astralraum zu lotsen.
Kyle wartete, bis der Mann durch die Dachluke verschwunden war, dann
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