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Nukleus

Nukleus

Titel: Nukleus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Cornelius Fischer
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Vermutung.« Cassidy trank einen großen Schluck. »Es würde mir helfen, wenn Sie mir beschreiben könnten, was genau in der Wohnung des Mädchens geschehen ist.«
    Ella hob das Glas an die Lippen. Mit dem Wasser schmeckte der Whiskey fruchtig und kalt, und sie trank gleich noch einen Schluck. »Ich bin von Geräuschen auf dem Gang vor der Tür aufgewacht, dem Knarren von Lederschuhen. Als Nächstes hörte ich erstickte Schreie und Geräusche wie von einem Kampf aus dem Studio. Dann wurde Badewasser eingelassen. Es sollte wohl so aussehen, als wäre sie in der Wanne ertrunken. Oder hätte sich darin umgebracht.«
    »Und dann?«
    »Dann habe ich versucht, zu fliehen, aber einer war noch in der Wohnung. Einer von den Scheißkerlen war noch da und wollte mich auch umbringen.«
    »Wie sah er aus? Was hatte er an?«
    »Das habe ich nicht gesehen. Es war dunkel. Wir haben gekämpft, und ich konnte entkommen.«
    »Hatte er ein Haarnetz auf?«
    »Ein Haarnetz? Nein, glaub nicht. Wieso?«
    »Trug er einen Trainingsanzug? Oder einen Overall?«
    »Nein. Er trug vermutlich das, was er anhatte, als die mich in der Gasse erledigen wollten. Warum?«
    Cassidy trank aus und schenkte sich nach. »Schlampige Arbeit. Dilettantisch. Sieht mir ganz nach unserem MI6 aus oder nach Ihrem deutschen BND. Ich weiß das, ich war selbst mal einer von denen. Bevor ich zu Scotland Yard ging, habe ich ein paar Jährchen beim MI6 abgerissen. Dann kamen die Budgetkürzungen, und die Besten mussten gehen. Bitterer Tag. Bin dann aber wieder auf den Füßen gelandet.«
    Er streckte sich, ließ die Schultern kreisen. »Ich weiß, was für Fla schen beim MI5 und MI6 auf der Gehaltsliste stehen. Profis von einer Sicherheitsfirma oder ehemalige Soldaten von irgendwelchen Special Forces hätten ein Haarnetz getragen, damit keine ausgerissenen Haare von ihnen gefunden werden können. Latex-Handschuhe, Trainingsanzug und leise Laufschuhe. Es hätte auch keinen langen Kampf gegeben, Sie hätten nichts gehört. Die hätten das Mädchen im Schlaf betäubt, ihr eine Spritze gesetzt und dann dafür gesorgt, dass man Wasser in der Lunge findet.«
    »Soll das heißen, Sie beschatten Agenten des deutschen oder britischen Geheimdienstes? Glauben Sie, die haben etwas mit Annis Verschwinden zu tun?«
    »Mit dem Tod von Markus Wagenbach von der deutschen Botschaft haben sie auf alle Fälle was zu tun.« Er trank den nächsten großen Schluck, ohne Wasser und ohne die Miene zu verziehen. »Und Sie haben sich tatsächlich mit einem von den Burschen da in der dunklen Wohnung geprügelt? Tapferes Mädchen.«
    »Wo war denn der tapfere Polizist zu der Zeit?«
    »Nicht nah genug, um Toris Leben zu retten, aber nah genug für Ihrs«, sagte Cassidy.
    »Wagenbach und Tori waren beide Patienten von Annika«, sagte Ella. Sie fühlte, wie der Whiskey ihr zu Kopf stieg. »Wo ist sie? Sagen Sie mir, was Sie wissen. Anni ist nicht tot in ihrer Badewanne gefunden worden, oder?«
    Cassidy betrachtete sie scharf. »Sie haben nichts von ihr gehört?«
    »Nein.«
    »Gar nichts? Seit wann?«
    »Seit ein paar Tagen. Das letzte Mal in Berlin auf meinem Anrufbeantworter.«
    »Und seitdem hatten Sie keinen Kontakt mehr mit ihr? Auch hier in London kein Sterbenswort?«
    Plötzlich spürte Ella ihr Herz wie eine Faust, die von innen wütend gegen ihre Brust schlug. »Das habe ich Ihnen doch gerade erklärt«, sagte sie heftig.
    »Was noch lange nicht heißt, dass ich es Ihnen auch glaube«, antwortete Cassidy genauso heftig. Er griff nach der Flasche und füllte sein Glas zum dritten Mal, wieder ohne Wasser. Etwas sanfter sagte er: »Ich denke nicht, dass sie tot ist. Sie lebt, aber sie ist in Gefahr.«
    »Sie war in Gefahr, seit sie Ihnen begegnet ist«, sagte Ella, keineswegs besänftigt. »Es macht Ihnen Spaß, Frauen zu verprügeln, nicht? Schwächere zusammenzuschlagen, die sich nicht wehren können! Kriegen Sie dafür Extrapunkte, die angerechnet werden, wenn die nächste Beförderung ansteht? Sind Sie damit abends in der Kneipe der Star bei Ihren Kumpels? Sie haben Anni umgebracht, selbst wenn sie noch lebt.«
    »Anni konnte sich wehren«, sagte Cassidy ruhig, »und sie hat sich gewehrt. Warum tun wir in Anbetracht der Situation nicht einfach so, als wäre ich nicht der Patrick, von dem sie Ihnen erzählt hat, Ella? Was dagegen, wenn ich Sie Ella nenne?«
    »Doktor Bach finde ich passender, in Anbetracht der Situation.«
    »Sie wissen, dass Anni das Wasser bis zum Hals steht, Ella. Sie

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