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Nukleus

Nukleus

Titel: Nukleus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Cornelius Fischer
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kennen sie. Sie hätte sich nicht versteckt, wenn es anders wäre.«
    »Vielleicht hat sie sich ja vor Ihnen versteckt, DI Cassidy. Was dagegen, wenn ich Sie weiter DI Cassidy nenne?«
    »Mit mir hat sie keine Schwierigkeiten mehr. Schon lange nicht mehr.«
    »Wenn sie keine Schwierigkeiten mit Ihnen hat, wieso haben Sie dann am Telefon behauptet, Sie hätten sie seit über einem Jahr nicht gesehen, obwohl Sie erst kürzlich vor ihrem Haus fast mit ihr zusammengestoßen sind?«
    »Das habe ich gesagt für den Fall, dass jemand mithört. Deswegen habe ich auch gesagt, sie wäre tot in ihrer Badewanne gefunden worden.«
    »Jemand mithört? Wer?«
    »Jemand von denen, mit denen sie wirklich Schwierigkeiten hat.«
    Ella schüttelte den Kopf. »Die kriegen doch leicht heraus, dass da was faul ist, wenn es keine Leiche gibt. Vor allem, falls es sich tatsächlich um Mitarbeiter staatlicher Behörden handelt.«
    Cassidy seufzte. »Na gut, in erster Linie ging es mir darum, sie ein bisschen abzulenken. Die wissen vermutlich, dass Anni nicht Selbstmord begangen hat, aber sie wissen nicht, warum ich das behauptet habe. Was hat Cassidy vor? Warum mischt der sich da ein? Glaubt er, sie ist tot, oder weiß er, dass sie lebt? Damit verschaffe ich Anni vielleicht etwas Luft.«
    »Sie waren immer in der Nähe«, sagte Ella hartnäckig. »Sie waren in Annis Praxis. Sie waren in der Nähe der Botschaft, als Wagenbach aus dem Fenster gesprungen ist. Und heute Nacht waren Sie ja auch nicht weit. Sie haben’s vielleicht nicht selbst getan, sondern die dreckige Arbeit von anderen erledigen lassen, bevor Sie dann als DI Cassidy am Tatort erschienen sind, um alle Spuren zu verwischen.«
    »Stimmt«, meinte Cassidy. »So könnte es gelaufen sein. Aber dann wären Sie jetzt tot, oder nicht?«
    Nicht, wenn Sie mich für Ihre Zwecke benutzen wollen, DI Cassidy, dachte Ella; vielleicht war Anni schneller als Wagenbach, Tori und die anderen, und Sie denken, mit mir als Köder könnten Sie sie aus ihrem Versteck locken. Toris Mörder treiben mich in die Enge, und Sie tauchen auf und retten mich, damit ich Ihnen vertraue und vergesse, was für ein Mistkerl Sie sind. Anni denkt, ich sei in Gefahr, und begeht einen Fehler, und Sie haben sie da, wo Sie sie haben wollen. Aber warum? Sind Sie der Handlanger des Teufels, von dem sie mir geschrieben hat?
    In diesem Moment ließ der Wirt ein vernehmliches Räuspern hören. Cassidys Kopf flog herum; er sah zum Tresen hinüber, als warte er nur darauf, dass der Mann etwas sagte. Er schien vor unterdrückter Gewalttätigkeit zu vibrieren.»Und in zweiter Linie?«, fragte Ella.
    Nur mühsam kehrte seine Aufmerksamkeit zu ihr zurück. »Was?«
    »Sie haben gesagt, in erster Linie hatte Ihre Lügerei den Zweck, Verwirrung zu schaffen, bei wem auch immer. Gab es noch ein ›in zweiter Linie‹?«
    »Wie gesagt, ich musste improvisieren. Insgeheim hatte ich wohl auch gehofft, dass Sie herkommen würden.«
    Ella sah ihn mit ehrlicher Überraschung an. »Sie wollten, dass ich nach London komme?«
    »Damit ich Sie als Köder benutzen kann. Als muckraker, jemand, der Staub aufwirbelt. Anni hatte mir von Ihnen erzählt. Sie haben mir nicht geglaubt. Dass Annika mit ihrer Krankheit einfach in die Badewanne steigt und darin ertrinkt, erschien Ihnen unwahrscheinlich. Sie haben gemerkt, dass etwas nicht stimmte und sind gekommen, um dem nachzugehen.«
    »Und?«
    »Und damit haben Sie Bewegung in die Sache gebracht, ohne dass ich in Erscheinung treten musste. Ich konnte beobachten. Abwarten, was geschieht.«
    »Bin ich schuld an Wagenbachs Tod?«
    »An Wagenbachs Tod ist nur Wagenbach schuld – und die Männer, die ihn aus dem Fenster gestoßen haben. Ich war als einer der Ersten am Tatort, weil ich … ach, es ist zu kompliziert, das zu erklären.«
    »Versuchen Sie’s.«
    »Ich wusste, dass Wagenbachs Telefon angezapft wird. Als Sie ihn angerufen haben und er sich mit Ihnen verabredet hat, war mir klar, dass die versuchen würden, das Treffen zu verhindern.«
    »Die?«
    »Jemand in der Botschaft. Einer von den BND-Typen da. Wagenbach stand sowieso auf ihrer Liste, jetzt mussten sie einfach etwas früher handeln.«
    »Und Sie haben die abgehört?«
    »Nicht die in der Botschaft. Ein paar Leute vom MI6, die mit ihnen Händchen halten.«
    »Wieso hat sich Wagenbach mit mir in der Botschaft verabredet, wenn er wusste, dass …« Plötzlich begriff sie. »Er wollte mich auch als Köder benutzen? Und Sie wollten das

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