Null Bock auf Mr Cock (German Edition)
Internet-Junkies, Rohrkrepierer, notorische Fremdgänger, sabbernde Lustmolche und geldgierige Raffzähne.
Bleibt also die leise Hoffnung, dass die Zeitungsleser besser drauf sind.
Und „Brezelblatt“, in dieser Renommierlektüre, da sind doch sicherlich Kontaktanzeigen von Männern der gehobenen Klasse zu finden - Intellektuelle, Akademiker, so stelle ich mir das wenigstens vor.
Also kaufe ich gleich am nächsten Samstag ein „Brezelblatt“, am Kiosk, und ohne Umschweife schlage ich den Heiratsmarkt auf. Und natürlich beginne ich sogleich, in der Rubrik „Mann sucht Frau“ zu stöbern.
Meinen Augen traue ich allerdings bereits nicht mehr, als ich die erste Anzeige lese:
„München, Sternzeichen Stier, 52/170/70, wünscht sich Frau und Partnerin bis ca. 45, die bürgschaftsfähig ist (!) , mich in meiner Firma (bestehend seit 20 Jahren) mit unterstützt. Der ich vertraue, die liebenswert, leidenschaftlich, lebensfroh, gepflegt, schlank ist. Vollbusig, sportlich, kulturell interessiert, häuslich und humorvoll ist. Ich bin NR, ehrlich, treu. Dreh am Glücksrad und melde Dich!“
Wenn ich diese Anzeige nicht selbst gelesen hätte - ich hätte es im Leben nicht geglaubt.
Da wird von einem alternden Mann eine junge Frau gefordert - mit allen erdenklichen positiven Attributen (wie Megatitten) soll diese ausgestattet sein, eine Riesenlatte von Postulaten wird statuiert - während er, der Mann, lediglich bescheiden mit Nichtraucherqualitäten aufwarten kann.
Der größte Hammer jedoch ist, dass die Frau ihn in seiner Firma unterstützen und eine Bürgschaft (!) für ihn leisten soll. Dabei wird doch heutzutage bereits jedem Kind eingetrichtert, dass jeder, der für die Schuld eines anderen bürgt, bis zum letzten Cent in Anspruch genommen werden kann. Und so gilt bei einer Bürgschaft auch nur ein Grundsatz - niemals eine übernehmen. Ein absolutes no go !
Die ganze Sache zeigt aber leider wieder, dass manche Männer vor wirklich nichts, aber auch gar nichts, zurückschrecken: Selbst ein Pleitegeier sucht noch eine junge Frau, die für ihn die Kohlen aus dem Feuer holen soll und die sich ihm auf Gedeih und Verderben ausliefert.
Und ohne Not bringt er diese arme Frau in die größte Bredouille. Bleibt nur zu hoffen, dass keine Frau am „Glücksrad“ dreht und diese Niete zieht.
„Mein Haus – Mein Auto – Mein Boot“ – ähnlich tönt das Imponiergehabe des nachfolgenden Inserenten, der mit allerlei Räumlichkeiten prahlt.
Wer sich allerdings hinter diesem Mann verbirgt und was ihn auszeichnet, darüber erfährt die Leserin nichts – geht es diesem doch nur um Zurschaustellung diverser Güter.
„Meine Praxisräume, mein Seminarraum (bin auch Musiker) und mein Museumscafe, kl. Landwirtschaft, befinden sich auf meinem 4-Seit-Hof on top of the village. Ich suche eine Frau zw. 27 & 34 Jahren zum Aufbau einer Familie, durch Dick & Dünn. Bitte Briefpost (kein Computer). Chiffre.“
Folgendes Inserat erwartet man dagegen nicht im „Brezelblatt“, sondern eher in der Anzeigenrubrik eines SM-Magazins: Gentleman sucht strenge Dame, die ihn erzieht.
„Gentleman sucht strenge Dame…Single, 50, groß, schlank, jugendlich-charmant, sucht Dame…Gerne die reife, mütterlich-strenge Dame mit natürlicher weiblicher Autorität, die sich ihren jungenhaften Kavalier nach eigenen Vorstellungen erziehen will...Vielleicht sind Sie eine Dame nicht nur mit bodenständigen Ansichten über Umwelt und Natur, sondern auch über altbewährte häusliche Erziehungsmethoden…Freundschaft, Beziehung…Wohne am Bodensee und bin mobil…“
Auch die folgende Anzeige würde man eher im Fetischbereich als im „Brezelblatt“ vermuten. Barfußfetischist sucht entsprechendes weibliches Pendant.
„Barfuß ist das Leben tausendmal schöner! Niveauvoller Genießer, 55, sucht unkonventionelle Frau, die leidenschaftliche Frau, die gerne barfuß läuft. Gehst Du mit mir ohne Schuhe mit knallrotem Nagellack in eine Cocktailbar oder barfuß durch die Innenstadt zum Shoppen? Hast Du noch andere barfüßige Ideen. Dann freue ich mich auf Dich.“
Im Angebot ist auch ein Liebhaber von starkem Haarwuchs am Körper einer Frau, ein Fetischist, der von möglichst üppiger Körperbehaarung erregt wird.
In Gedanken sehe ich einen Perversen vor mir, der im Sommer unter die Achseln der Frauen blickt und dort die verschwitzten Haare mustert. Nein, danke. Über Rasur im Intimbereich kann man sicherlich streiten, aber
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