Null Bock auf Mr Cock (German Edition)
Jungfer, Du willst es ja nicht anders. Vorschläge und Ideen waren dies, mehr als genügend, und Du hattest ausreichend Gelegenheit, aus dem Vollen zu schöpfen.“
Die gemachten Vorschläge erscheinen mir zugegebenermaßen wenig reizvoll. Beispielsweise graut es mir allein bei dem Gedanken, mir im Museum bis zum späten Abend die Beine in den Bauch zu stehen und verstaubte alte Statuen zu betrachten - um dann eh nur verliebte Paare zu sehen, die sich Händchen haltend verliebte Blicke zuwerfen. Nein, danke.
Aber nichtsdestotrotz schleppe ich mich halbherzig ins Museum, ein wenig Kultur kann ja in keinem Fall schaden. Und siehe da! Schon nach kurzer Zeit sehe ich ihn, einen interessanten Mann, ganz in Schwarz gekleidet, der besagte Künstlertyp – genau wie Steffi diesen beschrieben hat - ich gehe in Stellung - just in diesem Moment schreitet eine attraktive Dame mit langem blondem Haar um die Ecke und hängt sich bei meinem Traummann ein. Aus der Traum, aus die Maus. Das war’s dann fürs Erste mit dem Museum, seufze ich resigniert.
Und dann der Wochenendtrip nach München in ein teures Hotel. Beim Frühstücksbuffet wird gleich die Lage gecheckt und sondiert. Aber statt einsamer Solo-Herren wuseln nur arabische Familien umher, wild gestikulierend und sich lautstark unterhaltend, alle eingebettet im sicheren Familienverband. Inmitten der Herde kein einzelnes Tier am Rand, das sich die hungrige Löwin schnappen und packen und mitzerren könnte. Ach ja, da waren dann doch zwei Singlemänner – na ja, Männer ist vielleicht zuviel gesagt - eher zwei schmächtige halbwüchsige Araber, die mich im Hotelschwimmbad mit Stielaugen begutachteten. Weiße Haut im knappen Bikini. Ja, wer hat denn so was schon gesehen?
Hättest das Geld gleich in den Kanal werfen können, so verfluche ich mich nach dem teuren Wochenende.
Einige Zeit später findet ein Fachkongress für Pharmaziegeschichte in Potsdam statt – Pharmaziegeschichte ist für mich als Apothekerin und Pharmaziehistorikerin ein ausgezeichnetes Steckenpferd und der Kongressbesuch in Potsdam somit ein Muss.
Die Kollegen treffe ich auf der Veranstaltung nicht streng und gewissenhaft wie am Arbeitsplatz an, sondern sozusagen dem gewöhnlichen Alltag enthoben, hier nun in lockerem und heiterem Rahmen, geradezu in Wochenend- und Ferienstimmung. Und sicher zum Flirten und Baggern aufgelegt, so hoffe ich.
Und tatsächlich nehme ich, mit Habichtsaugen die Teilnehmer möglichst unauffällig musternd, fast nur Männer wahr. Wer hätte das gedacht, die Pharmaziegeschichte eine alte Männerdomäne, ich eine der wenigen Frauen? Versonnen lache ich mir eins ins Fäustchen ob meiner Schlauheit. Aber halt, da hast Du Dich zu früh gefreut, rüge ich mich selbst, nur einen Augenblick später.
Denn - bei genauerem Hinschauen - die Herren, die dort angeregt über neuere und ältere Pharmaziegeschichte philosophieren und diskutieren, sind die letzten Dinosaurier meiner Berufsgruppe. Achtzig aufwärts, den Rücken schon leicht gebeugt, den Stock in der Hand, oder gar mühsam die Arme auf einen Rollator gestüzt. Aber adrett und herausgeputzt sind die Herren allemal, mit Anzug, Krawatte und Einstecktüchlein am Revers, noch ganz die wahren Gentlemen alter Schule.
Sie sind zu Späßen aufgelegt und lachen ausgelassen mit mir - allerdings ist mein Wunsch nach einem baldigen Ableben mit folgender Beerbung einer der Herren nicht so groß, als dass ich nähere Kontaktaufnahme wünschte. Einer der Herren scherzt mit mir, dass ich Vorsicht walten lassen müsse, bei fremden Männern und fremden Hunden - zumindest bei ersterem gebe ich ihm recht, sage ich knapp und trocken, alsdann wende ich mich schnellstens von den Herren ab. Und nunmehr nur noch der Pharmaziegeschichte zu.
Im Herbst folgt schließlich der Urlaub in die Türkei, kostengünstig immerhin, und vielleicht rechnet es sich ja, man kann nie wissen. Schon reibe ich mir zufrieden die Hände. Und die Sonne und das Meer, sie sind Balsam für Körper und Seele, man wäre dumm, würde man jetzt nicht den Flieger gen Süden nehmen. Das Fernweh ruft und das Herz jubiliert.
Gebucht habe ich auch gleich ein 5-Sterne-Hotel, vielleicht gibt’s dort ansprechende männliche Gäste. Doch diese Hoffnung kann ich vor Ort gleich ganz begraben - im Hotel logieren ausschließlich Russen, die sich nach jedem Essen genüsslich die Reste der Nahrung mit hölzernen Zahnstochern aus den Zähnen pulen. Ohne arrogant wirken zu
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