Null Bock auf Mr Cock (German Edition)
wollen - hier bin ich nun wirklich fehl am Platz, denn der Anblick der Zahn stochernden Russen verdirbt mir nicht nur den Appetit aufs Essen, sondern auch den Appetit auf mehr.
Auch der Anblick von Männern, die zu den Mahlzeiten ohne Hemd und nur mit ultraknappen Shorts und mit Badelatschen bekleidet erscheinen – während sie ihre dicken, sonnenverbrannten Bäuche präsentieren - macht die Sache nicht unbedingt besser.
Die Teller werden am Buffet regelmäßig so randvoll beladen, dass bereits beim kurzen Weg zum Tisch stets die Hälfte der Nahrungsmittel auf dem Boden landet.
Nach dem Abendessen setzt sich die unschöne Szenerie unmittelbar an der Bar fort, wo dann Wodka und andere harte Getränke gesoffen werden, bis sich Volltrunkenheit einstellt – dann werden die russischen Landsmänner, sämtlich blau wie die Haubitzen, mühsam vom Personal nach draußen manövriert.
Dass dieser Typ Mann nicht zwangsläufig Schmetterlinge im Bauch hervorruft, dürfte nicht allzu schwer nachvollziehbar sein. Ein solches Spektakel mit ansehen zu müssen - stockbesoffene russische Schluckspechte, die nur noch unverständlich lallen und sich kaum mehr auf ihren Beinen halten können – ruft vielmehr ein starkes Gefühl der Übelkeit hervor.
Das Hotel habe ich dann einstweilen fluchtartig verlassen. Aber auf den Straßen und Gassen sieht die Situation keineswegs besser aus: überall junge türkische Gigolos, die jedes ausländische Frauenzimmer, das nicht bei drei auf den Bäumen ist, als Freiwild betrachten und lautstark derbe Worte hinterher rufen. Einmal verfolgt mich beispielsweise ein Muselmann auf der Straße und ruft mir „Brauchst türkischen Hengst?“ nach – Worte, ausgesprochen in der Hoffung auf schnellen Sex mit den freizügigen Ausländerinnen, oder aber in Erwartung des vermuteten Heils in Form eines Passes direkt nach Deutschland - ins gelobte Land, wo Milch und Honig fließen sollen.
Beim Rückflug stehe ich also nicht erholt, sondern nur noch entnervt am Schalter, und ersehne die Ankunft des Fliegers, der mich nun schnellstens zurück in die Heimat bringen soll.
Außer Spesen nichts gewesen – so murmle ich wutschnaubend vor mich hin.
Unvergessen bleibt mir auch der spontane Kurztrip nach Venedig, wo doch feurige und temperamentvolle Italiener die Ankunft der kühlen blonden deutschen Frauen so heiß ersehnen. Südländer, die nicht nur verbissen und stur ihrer Karriere nachgehen, sondern auch mal Gott einen guten Mann sein lassen und zu leben verstehen. Und gute Liebhaber, das sind die Italiener allemal, das stellte sich erst neulich wieder bei einer Umfrage in einer Frauenzeitschrift heraus. Dolce Vita lässt grüßen, und so gibt es nichts Schöneres, als an einem tristen und grauen Januartag dem kalten Deutschland zu entfliehen, um die südländischen Machos ins Visier nehmen zu können.
Die Ernüchterung folgt kurzerhand. Statt der ersehnten Südländer nur Scharen von laut kreischenden Jugendlichen und Halbstarken, die ihre Blicke nur meiner 16-jährigen Nichte widmen, und für welche meine Altersgruppe schon halb im Sarg zu ruhen und keiner Beachtung mehr wert zu sein scheint.
Ach ja, da gibt es doch noch einen erwachsenen Mann, den Muranoglaswarenhändler, dessen pinkfarbene und auffällige Brille sich aber zumindest nicht mit meinen Vorstellungen von Männlichkeit vereinbaren lässt und keineswegs meinem Bild vom Latin Lover entspricht - sondern eher einem Zerrbild und einer Karikatur von diesem Typ Mann.
Und nächstes Mal, das sage ich drohend, gleichwohl scherzend zu meiner Nichte, fahre ich allein in Urlaub - streift doch die Tigerin auch am liebsten allein durchs Revier, ohne lästige Konkurrenz an ihrer Seite.
Arrividerci , Bella Italia , kann ich da nur noch sagen, während die Gondel uns langsam aus der Stadt der Verliebten fährt.
Gleich im Anschluss folgt, als Urlaub vom Urlaub sozusagen, oder als Erholung vom Urlaub, ein Wellnesstrip nach Meran. Im Internet buche ich ein hübsches Hotel und voller Vorfreude sehen meine Schwester und ich einem entspannten und erholsamen, jedoch gleichzeitig auch aufregendem Urlaub in Südtirol entgegen.
Im Hotel warten aber keine einsamen Junggesellen auf uns, sondern lediglich ältere Paare und Familien mit schreienden Kindern. Nein, schon wieder ein Fehlgriff - desillusioniert und genervt schüttle ich den Kopf. Und mustere beim Dinner nichtsdestotrotz unauffällig und wie beiläufig die Männer.
Aber Familienväter sind eben
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