Null Bock auf Mr Cock (German Edition)
Kleingeld verfügt und gerne den großzügigen Gentleman nicht nur mimt.
Präsentiert werden ausschließlich überaus attraktive Menschen, mit tollen und beeindruckenden Berufen, die in ihrer Freizeit angenehmer Zerstreuung nachgehen und kostspielige und aufwendige Hobbys pflegen.
Mitten im Leben stehend, den Beruf, der gleichzeitig auch Berufung ist, liebend, die wertvolle Freizeit in vollen Zügen auskostend.
Menschen scheinbar ohne Fehl und Tadel. Auf der Sonnenseite des Lebens stehend, alles besitzend - nur eben keinen Partner.
„Edelagentur“ rührt die Werbetrommel mit diesen augenscheinlich kultivierten Singles, die allesamt kein schnelles Abenteuer, sondern eine feste Beziehung, suchen.
Aber das ist noch lange nicht alles: Ein wissenschaftliches Matching und eine sogenannte Seriositäts-Prüfung sollen gewährleisten - so verspricht „Edelagentur“ – dass Frau genau den für sie passenden Traummann findet. Maßgeschneidert und exakt auf ihre Wünsche und Bedürfnisse zugeschnitten. Gerade eben produziert in der Traumfabrik. Diesen Eindruck gewinnt jedenfalls der geneigte Interessent.
Weiter wirbt „Edelagentur“ mit einer exorbitant hohen Akademikerquote von 82 %. Wow! Nur schlaue Köpfe hier, die können doch nicht alle irren! Hier bist Du richtig - denke ich mir: keine Penner und Versager – hier kannst Du einkehren!
Überdies wird mit einer geradezu Schwindel erregenden Zahl von über vier Millionen Mitgliedern geworben, mit einem ausgewogenen Anteil von 45 % Frauen und 55 % Männern.
Da gibt es keine unliebsamen Überschüsse auf der einen oder der anderen Seite, keine Ränkeleien, die Waage im Äqui , Harmonie garantiert.
Schon die Homepage lässt Schlimmes erahnen
Als Beispiel für eine erfolgreiche Vermittlung über „Edelagentur“ ist auf der Homepage des Unternehmens das Beispiel von Maria und Ewald aufgeführt.
Kurz zusammengefasst lautet diese Geschichte: Maria, eine junge, aber einsame Frau, lernt bei „Edelagentur“ einen wesentlich älteren Herrn (Ewald) kennen. Der ältere Herr ist von Beruf „Geschäftsmann“ (bei einer großen Anzahl der männlichen Mitglieder bei „Edelagentur“ handelt es sich um sogenannte „Geschäftsmänner“), er lebt zur Zeit im Ausland, möchte nun aber nach Wien reisen, wo Maria wohnt - denn Ewald beabsichtigt, künftig von Wien aus seine Geschäfte zu betreiben. Praktisch natürlich, dass dort Maria ansässig ist.
Blauäugig wie Maria ist, holt sie Ewald vom Flughafen ab - und dann geht alles Schlag auf Schlag. Ewald zieht sofort – so mir nix Dir nix - bei Maria, die er nie zuvor gesehen hat, ein, was freilich zunächst nur als Übergangslösung geplant war - versteht sich. Aus Wochen werden aber Monate, wie das Leben eben bisweilen so spielt. Maria beklagt denn auch Reibungspunkte in ihrer kleinen Wohnung, und jammert, dass das Zusammenleben mit ihrem alten Casanova nicht immer ein Honiglecken sei.
Aber Ewald gebe ihr aufgrund des Altersunterschiedes von 26 (in Worten sechsundzwanzig) Jahren das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.
Na toll, wenn dies die rührendste Erfolgsgeschichte von „Edelagentur“ ist, sollte dies den Betreibern dieser Agentur eventuell mal Anlass dazu geben, die Stirn zu runzeln, und sich ernsthafte Gedanken zu machen.
Denn auf einen „Geschäftsmann“, der aus dem Ausland einreist, um direkt bei einer unbekannten Frau einzuchecken – oder besser, um sich einzuzecken – kann selbst ich noch gut und gerne verzichten.
Sicherlich hat der genannte Geschäftsmann vor seiner geplanten Reise nach Österreich noch etliche andere holde Wienerinnen angeschrieben - und letztendlich hat er auch einen Treffer erzielt und ein naives Dummchen ( pardonnez-moi cette expression ) gefunden, das ihm die gewünschte Unterkunft und Zuflucht gewährt.
Und Ewald ist als Gewinner aus diesem Spiel hervorgegangen, hat er doch gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen – und hat eine Bleibe und eine Frau gewonnen.
„Edelagentur“ hier also in zweckentfremdeter Intention - für Männer, die billig und einfach eine Wohnung und Schlafstätte ergattern möchten. Rubrik kostenlose Mitwohnzentrale. Geht’s noch?
Die meisten Frauen indes kämen umgekehrt wohl nie auf die Idee, sofort bei einem Mann einzuziehen und diesen vor vollendete Tatsachen zu stellen. Wer will sich schon freiwillig lästig machen, nur um etwas Geld zu sparen?
Zu
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