Null Bock auf Mr Cock (German Edition)
er jedenfalls nicht, der Herr von „Edelagentur“, der mit ernstem Gesicht und unangemeldet mit einem Köfferchen an der Haustüre stand. „Guten Tag“, so grüßt der Herr „ich bin der Seriositäts-Prüfer von Edelagentur“.
Der dann sachlich sein Köfferchen öffnet, ein Maßband zückt, und mich vermisst, ob denn die von mir gemachte Größenangabe auch stimmt. Und der mich erbarmungslos auf die Waage bittet, um mein aktuelles Gewicht zu überprüfen, ob ich nicht ein paar Kilos unterschlagen oder weggeschummelt habe. Dem scharfen Blick des „Edelagentur“-Prüfers entgeht rein gar nichts.
Er wünscht sogar Einsicht in meinen Pass, ob auch Alter und Familienstand der Wahrheit entsprechen.
Zum Schluss lässt er sich noch meine Approbationsurkunde zeigen, ob ich auch wirklich Apothekerin bin.
Dann - zu guter Letzt - entscheidet er gleich einem Richter, ob ich mich „sympathisch“, „attraktiv“ oder gar „sehr attraktiv“ nennen darf und in welche Sparte ich wohl am ehesten passe.
Nein, dies ist zugegebenermaßen ein frei erfundenes Märchen.
Und da der der Seriositäts-Prüfer weder bei mir noch bei sonst wem vorspricht, kann jedes Mitglied nach Lust und Laune das Blaue vom Himmel lügen - und schummeln, dass sich die Balken nur so biegen und krachen. So weit zur Seriosität der Mitglieder.
Sicher würde das eine oder andere Mitglied von „Edelagentur“ zu bedenken geben: „Nehmen Sie nicht alles ein wenig zu genau? Ob nun ein wenig bei der Größenangabe geschummelt wird. Oder ob man ein bisschen sportlicher oder ein wenig attraktiver ist als im wirklichen Leben - wer nimmt’s denn mit der Wahrheit heutzutage noch ganz genau. Alles nicht so eng sehen. Das Leben ist schon hart genug.“
Aber gar das eigene Kind wird bei „Edelagentur“ mal eben locker unterschlagen und verheimlicht - es muss schließlich nicht jeder gleich wissen, dass man ein paar Bälger zu Hause hat - das kann man zu gegebener Zeit immer noch beichten. Man braucht ja nicht alles augenblicklich aufs Brot schmieren. Alles zu seiner Zeit. Eile mit Weile.
Und wenn man bei der Beschreibung der eigenen Figur „schlank“ angibt, macht sich das auch besser als „Mann mit Bierbauch“. Schließlich hat man noch genügend Zeit, bis zum ersten Date. Und die Diät, die beginnt gleich morgen, abgemacht. Heute noch genehmigt man sich das allerletzte Bierchen. Bis zum ersten Treffen, da fließt noch viel Wasser den Rhein runter, bis dahin ist Mann rank und schlank, geradezu wie eine Gazelle. Kann ja nicht so schwer sein.
Würden die ganzen Münchhausens in diesem Land auf ihrer Kugel durch die Lüfte fliegen und fragte man den einen oder den anderen: „Biste auch Mitglied bei Edelagentur“ - sicher würde eine nicht kleine Anzahl der Münchhausens verstohlen, doch deutlich, nicken und ihre Zugehörigkeit zu „Edelagentur“ bekennen.
Partnervorschläge - Hier fängt das Grauen an
Allenthalben prahlt „Edelagentur“ mit aufgebauschten Worten, dass das Unternehmen eher auf Klasse als auf Masse setze.
Schließlich möchten anspruchsvolle Singles - so das Dogma - nicht viele Partner kennenlernen, sondern nur den einen, den Richtigen. „Edelagenturs“ Wort in Gottes Ohr!
Was sich auf den ersten Blick ganz vernünftig anhört, ist in Wahrheit nur die blumige Umschreibung für die Tatsache, dass die Anzahl der Partnervorschläge, die den Mitgliedern präsentiert wird, mehr als dürftig, ja geradezu bodenlos bescheiden ist.
Gerade bei einer größeren Zahl von Partnervorschlägen wäre es viel eher möglich, die sprichwörtliche Stecknadel im Heuhaufen zu finden.
Nach der Anmeldung bei „Edelagentur“ passiert dagegen erst mal so gut wie nichts, im Postfach herrscht gähnende Leere.
Kontakte kommen kaum zustande - und wenn, dann nur schleppend, stocksteif und zumeist nicht über eins, zwei Mails hinausgehend. Die Mitglieder erscheinen größtenteils lustlos und wie mit einer unsichtbaren angezogenen Handbremse versehen.
Als Partnervorschläge bekomme ich jede Menge „Unternehmer“ präsentiert - überhaupt tummeln sich bei „Edelagentur“ haufenweise sogenannte Selbständige, Unternehmer und Geschäftsführer. Welcher Tätigkeit diese so genannten „Unternehmer“ aber konkret nachgehen, schreiben sie nicht und lassen alles im Unklaren.
Unternehmer, das klingt stets so wichtig - und „unternehmen“ tut doch schließlich jeder etwas - irgendwie.
„Unternehmer“ kann sich freilich auch der stolze
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