Null Bock auf Mr Cock (German Edition)
80 Euro, die kosten ja nun wirklich nicht die Welt, und ein Dirndl, das steht Dir bestimmt gut.
Und wieder wechselt er schlagartig das Thema und klagt über die Welt da draußen, die ihm nicht behage - zum Beispiel wurde ihm neulich ganz anders, als er beim Gewerbeamt war.
Was es da für Typen gibt – schimpft er - Du glaubst es nicht, die brauche ich wahrlich nicht um mich, menschlicher Abschaum. Er sei froh, dass er seine eigene kleine heile Welt habe - seine Partnerin und seine Freunde - und die Welt da draußen, die lasse man schön außen vor.
Und er freue sich wie ein König auf ein Charity-Event , das am folgenden Wochenende in Berlin stattfinde, und das sich an bedeutenden und berühmten Orten wie dem Schloss Bellevue und dem Kempinski -Hotel abspiele. Er plaudert vom angesehenen Publikum, das da vertreten sei - sogar der Bundespräsident sei da! - und von edelmütigen Charity -Personen - und tatsächlich sei auch er Teilnehmer und ein gern gesehener Gast.
Er spende hundert 100 Euro für diesen guten Zweck, vorerst, wenn er es mal geschafft habe, dann spende er auch mehr.
Und er schwärmt von Berlin, und wie schön es wäre, wenn auch ich dabei wäre, denn allein mache halt alles nur halb so viel Spaß.
Der Abend endet spät, wir laufen gemeinsam in die Nacht und zum Bahnhof, wo er sein Auto geparkt hat und ich eile zur nahen S-Bahn und fahre hinaus zu meiner Schwester.
Albrecht möchte mich unbedingt noch mal sehen, bevor ich wieder abreise, ich tu ihm den Gefallen und treffe ihn auf einen neuerlichen Drink, wieder im schon vertrauten Meridien . Ich will Dich bald wieder sehen, drängt er, vielleicht schon nächstes Wochenende, auf meiner Rückfahrt von Berlin, da besuche ich Dich, wenn es Dir recht ist, ich nehme mir ein Zimmer bei Dir vor Ort, geht das.
Wir verabschieden uns, mit einem warmen Händedruck, und Bussi rechte Wange, Bussi linke Wange, und hoffentlich sieht man sich ganz bald wieder.
Von da an meldet sich Albrecht jeden Tag, mit langen Anrufen - und mit kurzen SMS-Mitteilungen: Ich will Deine Stimme hören, ich vermisse Dich, liebe Angie, ich fühle mich einfach gut in Deiner Nähe, so lauten seine Nachrichten. Und immer sind seine SMS mit Anglizismen versehen, er spricht nicht von seinem Büro, sondern vom office , und immer, wenn ihm nichts Besseres einfällt, dann verwendet er das Wörtchen „anyway“ , mich dagegen nennt er „sweety“ .
Auch seine Liebe zum Süden und zu den romanischen Sprachen schlägt sich in seinen Nachrichten nieder, so schließt die jeweils letzte SMS des Tages mit dem obligatorischen „a domani“ .
Zwei Wochen später dann das Wiedersehen in München, ich will mir klarer werden über ihn, den Mann, der mir so schöne Komplimente macht.
Große Pläne hat Albrecht für das Wochenende angesetzt, Essen gehen, Wandern, Wellness, Kino - die Liste der Möglichkeiten scheint endlos lang.
Den Freitagabend verbringen wir wieder bei seinem Lieblingsitaliener, nach dem Essen stampfen wir durch den Winter und den Schnee. Häng’ Dich doch bei mir ein, zwinkert er mir zu, und bietet mir seinen Arm. Am Bahnhof dann good-bye , bis zum nächsten Tag, ein zaghaftes darf-ich-Dich-Küssen, schon berühren seine Lippen die meinen. Bis morgen, flüstert er mir zu, lächelt, und winkt mir nach.
Der nächste Tag soll mir dann seine selbst gemachte crème brûleé verheißen, von der er schon lange schwärmt.
Zuvor unternehmen wir jedoch einen Spaziergang durch den winterlichen Nymphenburger Schlosspark, der aufgrund der Jahreszeit völlig einsam und verlassen ist. Ideale Ausgangsbedingungen jedoch für einen romantischen Bummel durch das verwaiste Parkgelände, durch eng umschlungenen Schritt und nicht mehr zaghafte, sondern leidenschaftliche Küsse der klirrenden Kälte trotzend.
Komm’, lass uns schnell zu mir nach Hause gehen, da ist es schön warm und gemütlich, flüstert er, wir eilen in seine nahe liegende Wohnung und schon, ehe wir uns haben versehen, liegen wir uns erst in den Armen, dann in den Laken.
Die crème brûleé muss warten, dennoch kredenzt er diese, hinterher zur Stärkung. Deine Brüste, die gefallen mir, überlegt er auf einmal, die würden ein schönes Dekolleté in einem Dirndl ergeben – denk’ doch bitte demnächst an ein Dirndl, das würde Dir gut stehen. Na ja, schmolle ich, wenn Du beim Anblick eines weiblichen Busens lediglich an ein Dirndl denkst - schnell bin ich wieder auf den Boden der Tatsachen
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