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Null Bock auf Mr Cock (German Edition)

Null Bock auf Mr Cock (German Edition)

Titel: Null Bock auf Mr Cock (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Fetzner
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unheimlich zärtlich.
    Ich denke indes an unsere Berührungen und Küsse und gerate ins Träumen. Und just in diesem Moment schreibt auch er, er komme ins Träumen.
    Ich will aber nicht nur träumen, ich will Träume leben, will erleben. Will ihn unbedingt wieder sehen, ihn spüren, küssen, berühren, so bald als möglich, schon verzehre ich mich nach ihm.
    Er aber weicht aus: Ich weiß nicht, wann. Müssen wir kurzfristig ausmachen. Die Frage ist ja auch, wo.
    Ich will Dich sehen, will ich ihm schreiben, mir ist ganz egal, wo, mir geht es um Dich, ich will Dich sehen, und wäre es am Ende der Welt.
    Willst Du eigentlich immer in Deiner Stadt wohnen, fragt er? Nein, ich kann überall wohnen, überall arbeiten, antworte ich ihm. Home is where your heart is .
    Später schreibt er: Es ist schön mit Dir, ich überlege aber auch, ob es mit uns geht. Du kannst ja nicht einfach zu mir ziehen.
    Willst Du lieber in meine Stadt ziehen, zu mir kommen, frage ich ihn.
    Was soll ich dort, seine Antwort. Wir müssen ja von was leben.
    Was willst Du denn, schreibe ich? Eine Fernbeziehung willst Du nicht, das stelltest Du gleich zu Beginn klar. Dass ich zu Dir ziehe, willst Du ebenfalls nicht – und zu mir ziehen, das willst Du aber auch nicht.
    Nochmals: Was willst Du denn? Oder weißt Du nicht, was Du willst?
    Als Du mich angeschrieben hattest, wusstest Du ja, dass ich nicht eben um die Ecke wohne - aber auch nicht so weit weg, dass dies ein unüberwindbares Hindernis wäre.
     
    Muss denn alles kompliziert und komplex sein? Muss man aus allem ein Problem werden lassen? Alles und jede Eventualität abwägen? Reicht es denn nicht, dass Du mich liebst - wie Du mir zumindest geschrieben hast.
    Ich weiß keine Antwort. Nur Fragen über Fragen.
    Warum kann ich Dich nicht einfach sehen, egal wo, mich über Dich freuen, egal, was kommt, kein Blick in die Zukunft - und kein Blick zurück? Warum sind wir nicht fähig, den Moment zu genießen? Warum können wir die Vernunft und die Angst nicht außen vor lassen?
     
    Und ein Gedicht geht mir nicht mehr aus dem Kopf:
    Es ist Unsinn, sagt die Vernunft.
    Es ist was es ist, sagt die Liebe.
    Es ist Unglück, sagt die Berechnung.
    Es ist nichts als Schmerz, sagt die Angst.
    Es ist aussichtslos, sagt die Einsicht.
    Es ist was es ist, sagt die Liebe.
    Es ist lächerlich, sagt der Stolz.
    Es ist leichtsinnig, sagt die Vorsicht.
    Es ist unmöglich, sagt die Erfahrung.
    Es ist was es ist, sagt die Liebe.
     
    Hör nicht auf die Vorsicht, will ich Winfried schreiben, und nicht auf die Angst.
    Kann Liebe nicht alles überwinden, wie Vergil einst so treffend dichtete? Amor vincit omnia.
    Stattdessen kommt von Winfried: Ich vermiss Dich, weiß aber net, wann wir uns sehen. Müssen wir spontan ausmachen. Bin im Streß.
    Er ist im Stress, aber doch jeden Tag bei Edelagentur eingeloggt. Ich koche vor Wut. Willst Du immer weiter suchen, will ich ihn fragen? Was suchst Du denn?
     
    Am Wochenende ist er dann einkaufen und arbeiten. Und einen Onkel im Krankenhaus besuchen. Und die Eltern besuchen, und die Eltern brauchen auch etwas. Und ein nerviger Mandant besucht ihn.
    Und wieder, er weiß nicht, wann wir uns treffen können. Und der Nachbar kommt auch, er weiß nicht, was der von ihm will. Fadenscheinige Ausreden eines Wankelmütigen.
     
    Das Wochenende darauf, am Freitag, frage ich ihn, wann kann ich Dich endlich wieder sehen. Er schreibt, das kann ich Dir erst morgen sagen, da ich Sonntag evtl. Besuch kriege.
    Ich bin sauer und vor allem maßlos enttäuscht. Ein evtl.-Besuch ist ihm wichtiger als ich. Kann er dem Besuch, der sich nicht festlegen kann, nicht absagen? Er windet sich wie ein Aal.
    Und jeden Tag ist er bei Edelagentur. Warum sagt er, dass er mich mag? Dass er mich lieb hat und mich nicht mehr verlieren will. Dass er mich attraktiv findet und warmherzig.
    Ich rufe ihn mehrmals an, er nimmt die Gespräche nicht an - und ruft nicht zurück. Stattdessen eine SMS: wenn ich Termine habe, geht’s halt nicht.
     
    Prompt lösche ich Winfrieds Profil. Schicht im Schacht. Zack.
    Wollen Sie den Kontakt wirklich löschen, lautet nochmals die Frage des Computers. Ja, ich will und eilig drücke ich den Button „Löschen“.
    Ich schreibe Winfried noch eine letzte SMS, dass er überhaupt nicht weiß, was er will: Er will keine Fernbeziehung, will nicht, dass die Frau zu ihm zieht, er will selbst aber auch nicht umziehen.
    Und vielleicht sollte er sich erst mal klar darüber werden, was er eigentlich

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