Null Bock auf Mr Cock (German Edition)
Status seiner Gefühle durchaus bewusst ist, wogegen er sich auf jeden Fall von vorneherein wappnen möchte. Und so wirken seine SMS zugleich wie ein Schutzschild dagegen, sich ganz in Gefühlen zu verlieren.
Bis zu unserem nächsten Treffen verstreicht noch etwas Zeit und so simsen wir wie die Weltmeister. Neben seinen Liebesbeteuerungen stellt Winfried mir viele, auch persönliche Fragen.
Ob ich einen festen Job annehmen möchte, ob ich mich an einen Ort binden wolle und könne, was ich beruflich vorhabe, ob ich ohne weiteres eine feste Stelle finde, ob ich mich selbständig machen wolle.
Und ob ich in Weiß heiraten möchte. Und ob ich eine Frau zum Heiraten sei. Und er verstehe nicht, warum eine so attraktive Frau wie ich nicht schon dreimal geschieden ist bzw. noch nicht verheiratet war.
Die Fragerei nervt mich, ich bin doch kein Auskunftsbüro - auch frage ich ihn meinerseits keine Löcher in den Bauch. So weiß ich selbst nichts über ihn - und frage ihn auch nichts, weil ich keine Lust habe und nicht gewillt bin, ihm alles aus der Nase ziehen zu müssen.
Aber Winfried geht noch weiter, und fragt, auf was ich im Bett stehe und was mir besondere Freude bereite. Per SMS erkundet er auf einer erotischen Reise meinen gesamten Körper: Zunächst möchte er mir einen Zungenkuss geben, mich dann weiter abwärts am Hals küssen, mir gleichzeitig süße Worte ins Ohr flüstern. Später mich langsam ausziehen, mich überall küssen, erst ganz sanft, dann heftiger. Dann wolle er mich fest an sich drücken, damit ich spüren könne, was er von mir wolle, nämlich mit mir schlafen. Und bei dieser Vorstellung wachse bei ihm schon etwas.
Anschließend würde er mich vom Bauch abwärts küssen, dort ganz lange. Gleichzeitig mit den Fingern in mich...
Seine Fantasie geht immer weiter mit ihm durch, aber von weiteren Details seiner Erzählungen möchte ich Sie verschonen. Immerhin ist es auch so, dass ich mich beim Öffnen und Lesen derartiger Kurzmitteilungen nicht mehr vollumfänglich auf meine Arbeit konzentrieren kann.
Des Weiteren frage ich mich, wie es überhaupt möglich ist, dass Winfried mir den lieben langen Tag entsprechende Kurznachrichten schicken kann, warum er derart viel Zeit und Muse bei der Arbeit hat.
Morgens verrät er mir, dass er von mir geträumt habe – und zwar, dass wir gekuschelt und miteinander geschlafen hätten. Später am Tag dann seine Mitteilung, dass er erregt und aufgeregt wegen unseres nächsten Treffens sei.
Und ob wir nicht zum Schäferstündchen ins IBIS-Hotel gehen könnten - anscheinend will er ein Treffen bei sich zuhause unter allen Umständen verhindern. Und außerdem solle ich Spielzeug und Viagra mitnehmen, „weil wir viel vorhaben“, so formuliert er es wortwörtlich.
Plötzlich wechselt er das Thema und erzählt mir von seiner kürzlichen Affäre mit einer Zahnärztin, die jedoch nicht die Frau fürs Leben für ihn gewesen sei.
Schon als diese zum ersten Rendezvous aufgetaucht sei, habe er gedacht, ihn knutscht ein Elch. Grün lackierte Fingernägel, High Heels , auch der Rest auffällig, wie eine vom horizontalen Gewerbe habe diese ausgeschaut. Er habe sich weiß Gott geschämt, mit dieser Frau rumzulaufen, 1000 Ängste habe er ausgestanden, dass ihm bloß kein Bekannter in Bayreuth über den Weg laufe - und dieser hämisch grinse, ganz nach dem Motto, was hast Du denn da für eine aufgegabelt.
Das erste Treffen mit dieser Dame werde er also nie vergessen, auch nicht ihren Schuhtick, und ihr Sportauto, einen Z 4.
„Bei der ging’s nur um so was“, schimpft er, „um Statussymbole, wie Autos und teure Klamotten“, das nerve ihn total. Deren Interesse habe nur materiellen Dingen gegolten, „da sei man einfach zu weit auseinander“.
Meist täusche der erste Eindruck halt doch nicht, die Dame renne ihm zwar immer noch die Bude ein, „aber wenn’s nicht reicht, reicht’s halt nicht“, erklärt er nüchtern. Die Zahnärztin habe auch überhaupt nichts Liebenswürdiges an sich, rügt er weiter, sie rede nur über Schuhe und Sonnenbrillen, habe einen regelrechten Markentick, das sei ihm einfach zu viel.
Und sie sei, empört er sich, „berechnend, jähzornig, sieht nur schwarz und weiß, außerdem ist sie total abgezockt“. So eine könne er nicht brauchen.
In die Kiste gehüpft ist er jedoch nichtsdestotrotz mit ihr - obwohl ihm beim ersten Treffen doch schon alles klar gewesen sei. Nun gut, lassen wir das mal so im Raume stehen.
Außerdem
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