Null Bock auf Mr Cock (German Edition)

und der Sex auf ganzer Linie ins Abseits geraten sind. Inwieweit ich selbst daran Schuld bin, kann ich nur schwer beurteilen. Was ich jedoch jeden Tag aufs Neue erfahre ist, das körperliche Nähe, Sex und Erotik immer ein „Kopfweh“-Thema darstellen. Nicht was jetzt perfekt in die Schublade passen würde – Kopfweh als Ausrede – das nicht, aber es mündet immer in eine Diskussion, die keine wird und dann abgewürgt ein seltsames Gefühl zurücklässt. Nichts desto trotz wage ich hin und wieder einen Versuch, dieses zum Thema zu machen. Aber egal wie, plump, verspielt, versteckt oder direkt, ich erziele damit keine positiven Reaktion – nur Augenrollen. Während ihrer Schwangerschaft und in der ersten Zeit danach war es auch mir nicht nach Sex, aber die Sehnsucht kehrte zurück, das Verlangen, welches nicht erwidert wurde. Nun wird unser Sohn bald fünf und ich gebe die Hoffnung zwar nicht auf – als unverbesserlicher Optimist mit Hang zur Utopie werde ich das wohl auch nie – aber die Realität ist schon sehr bitter und es schmeckt mir nicht mehr. Ich vermisse es, einen Frauenkörper zu berühren, eine Frau zu verwöhnen, von einer Frau verwöhnt zu werden, vermisse es berühren zu dürfen, selbst berührt zu werden, vermisse es zu Liebkosen, vermisse das Kribbeln, vermisse es mich diesem Gefühl hinzugeben, sich fallen zu lassen, zu geniessen, zu küssen, zu Blödeln, sich über Wünsche und Grenzbereiche zu erforschen. Aber meist bleibt es bei meiner Initiative, muss mich dann meist zurücknehmen und positive Rückmeldung erhalte ich selten. Kann ja sein, dass ich mich ungeschickt anstelle, es nicht begreife oder verstehe. Aber ich sehe ein anderes Bild von mir, möchte das nicht länger mit mir allein ausmachen müssen. Ich habe schon andere, sehr schöne Erfahrungen gemacht, die mich überzeugt haben, dass es auch anders sein kann. Dass mir etwas fehlt liegt nun wohl auf der Hand und hier bin ich nun und suche eine Frau, mit der ich mich sowohl gut unterhalten, als auch Körperlichkeit erfahren kann, jemanden dem ich Vertrauen schenke, jemand für ein süsses Geheimnis, ohne das Bestehende auf Spiel setzen zu müssen.“
    Wenn die Geschichte nicht so traurig wäre, könnte man lautstark loslachen. Ich fühle mich an dieser Stelle freilich nicht als Adressatin einer zum Flirt einladenden Mail – vielmehr komme ich mir vor wie eine Psychotherapeutin, die eben diesen Typen auf ihrer Couch liegen hat und sich dessen verworrene Geschichte anhört und ihm anschließend Ansätze aufzeigt, wie er seine Ehe retten kann – oder aber dieser entkommen kann. Denn der Sonnenbrillen-Mann sucht neben einer Frau zum Ficken eine kostenlose Therapeutin, da er seine Probleme, wie er schreibt, nicht mehr mit sich allein ausmachen möchte. Aber welche Frau wäre bestrebt, als kostenlose Therapeutin zu fungieren und sich die Probleme eines wildfremden Mannes aufzuhalsen? Der nicht den Mut hat, die Eheprobleme bei seiner Frau anzusprechen und mit dieser zu diskutieren, sondern eine fremde Frau in eigener Sache belästigt. Die ihm das „Bild, das er von sich hat“ wieder bestätigen soll oder ihm Hinweise gibt, was er bei seiner Frau falsch macht, und ob er sich zu ungeschickt anstellt. Gott bewahre!
     
    Fazit
    Verheiratete, gebundene Männer, deren Frauen sie nicht verstehen wollen. Und die keine Lust mehr auf Sex haben. Nur noch ein Nebeneinander, kein Zusammenleben mehr.
    Und diese Ehemänner sich daher bei „Straßenstrich“ ein Forum und eine Erlösung für ihre Fleischeslust erhoffen - mit Frauen, die so anders sind als die eigenen Ehefrauen.
    Willige, lüsterne Frauen, welche die ungeliebte und undankbare Rolle der Geliebten hinnehmen - und diese Rolle ohne Entgelt und ohne Dank spielen.
    Bei „Straßenstrich“ tummeln sich Männer, die nicht den Mumm haben, eine Ehe, die offenbar nicht mehr funktioniert, und die Heimlichkeiten braucht, aufzulösen. Die keine Aufrichtigkeit und Wahrheit leben - auch sich selbst gegenüber nicht.
    Welche die Bequemlichkeit zuhause schätzen - und daher auch keine grundlegenden Veränderungen wollen.
     
    Auf die Frage, mit wem sie ihren Urlaub verbringen wollen, folgt als Antwort meist auch: „mit der Familie.“ Die Geliebte hat das Nachsehen - in jeder Hinsicht. Während ihr Lover seinen Urlaub schön mit seiner Familie verbringt, möglicherweise am Strand und unter Palmen liegend, darf sie einen traurigen Single-Urlaub machen. Oder gleich zuhause bleiben. Welche Frau reizt