Null Bock auf Mr Cock (German Edition)

Natur mit meiner Flora. Manchmal lag ich einfach auf dem Boden und schaute die blühenden Pflanzen mit dem Himmel als blauen Hintergrund. Es war ein typisches Bild vom Süden.
    Ohne LSD oder irgend einer anderen bewusstseinserweiternden Substanz fragte ich mich ob die Blume sesshafte Schmetterlinge sind oder die Schmetterlinge fliegende Blumen…Momente der Harmonie, die nur in den Armen einer Frau erlebt werden…Frauen und Blumen untrennbar? Bei mir anscheinend schon…
    Die Begegnung von zwei Welten, wie in einer Chanson, eine Liebesgeschichte zwischen Musiknoten und Worte, zwischen Schmetterlingen, die aus Musikinstrumenten entstehen und Blumen, die Worte geworden sind und als Landeplatz für fliegende Noten dienen.
    Diese Blume habe ich 25 Jahren später mit meinem Sohn auf der Brisago-Insel wieder getroffen…als wir unter Männer…ein paar Tage im Tessin verbrachten…Auf der Insel haben wir auch die rote Blüte gesehen…Eine Farbe die Dir gefällt?...Symbol der Erotik…Ich habe leider keine passende Geschichte dazu…Ausser Du verlangst sie von mir…Dann habe ich an die Blume gedacht, die ein gelbes Herz hat, das Feuer der Sonne…Hauptsache Feuer…Sieht sie nicht zerbrechlich aus, wie ein Schmetterling der sich vor kurzem entpuppt und seine Flügel in der Sonne trocknet? Ich schenke sie Dir, wenn Du Sie akzeptieren willst.
    Message in a bottle: Only for Women: Nietsche sagte, der Mensch soll sich nicht nur fortpflanzen, sondern hinauf pflanzen…Also sprach Winnie l’Ourson. Und ich möchte die Wolken mit Dir unter meinen Sohlen spüren. Auch wenn ich nicht mit beiden Füssen manchmal auf dem Boden stehe, suche ich die Kirsche auf dem Kuchen. Was macht die Traumfrau aus? Sich mit Leib und Seele in jedem Bereich investieren.“
    Ein Vogel vor dem Herrn - nicht mehr und nicht weniger.
     
    Aber „Primavera2“ ist nicht das einzige Straßenstrich-Mitglied, das sich literarischen Ergüssen hingibt, eine Mail von „HellGee5“, 37 Jahre, verheiratet, lässt nicht lange auf sich warten. Seine Mail trägt den Namen „Fahndungsfoto“:
    „Wenn ich versuche mich in Dich hinein zu denken und dann überlege, wie meine Brief und das Bild auf Dich wirken, könnte ich zu dem Ergebnis kommen, dass es etwas zu viel und gleichzeitig etwas zu wenig ist. Zu viel Text, zu wenig Gesicht – ein Paradoxon. Wie reagierst Du nun auf einen solchen Widerspruch – er schreibt sehr ehrlich aber zeigt sein Gesicht nicht. Meine Überlegungen dazu sind einfach, vielleicht mach ich mir es auch leicht – wenn Dir mein gezeigtes Bild zu wenig ist, frag nach einem anderen Bild und Dir wird geholfen werden. Warum ich diesen Umweg gehe und nicht gleich ein anderes Foto im Profil hochlade – es ist ein Misstrauen in dieses Forum, da ich nicht weiss, wem alles mein Profil gezeigt wird und dass ich dann von Menschen gesehen werde, die eine Lawine ins Rollen bringen, die mein Leben unter sich begräbt. Wenn Du der Ansicht bist, dass sind schlechte Voraussetzungen auf solch einer Seite nach einem erotischen Abenteuer zu suchen und fündig werden zu wollen, dann liegst Du wohl richtig und ich habe meine Antwort, warum ich keine Antwort erhielt. Dann nichts für ungut.
    Gruss Mann mit Hut und Sonnenbrille.“
    Die Tatsache, dass er seine Mail „Fahndungsfoto“ nennt, und auch sein Misstrauen, seine Angst, dass er zufällig auf seinem Foto erkannt wird, was sein Leben aus den Fugen heben könnte, zeigt, wie unwohl sich dieser Typ bei „Straßenstrich“ fühlt. Mit dem Begriff „Fahndungsfoto“ spricht er von sich gleichsam einem Verbrecher, der gejagt und dingfest werden muss. Keine gute Voraussetzung für ein Abenteuer, wie er selbst schreibt, und meine Reaktion nimmt er auch bereits vorweg: nämlich, dass ich ihm nicht antworte - gleichsam wie eine Warnung spricht er das aus.
    Dass er sich mit Hut und Sonnenbrille präsentiert, und sich auch so bezeichnet, ist in diesem Zusammenhang nicht verwunderlich.
    Es bleibt aber nicht bei dieser einen Mail des Sonnenbrillen-Manns, sondern eine zweite, noch heftigere Mail, folgt. Was bleibt, ist nur Kopfschütteln:
    „Hallo! Das wird wohl nicht der erste Brief sein, den Du erhälst und liest, die mit der Hoffnung verbunden sind, dass sie einen positiven Eindruck hinterlassen und sich daraus etwas entwickeln könnte. Doch zunächst sollst Du meine Geschichte zu lesen bekommen, und alles weitere wird sich dann ergeben. Ich führe eine Ehe, keine offene, nur leider eine, in der Körperlichkeit