Null & Nichtig (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte (Teil 2)) (German Edition)
Hand an seinen Mund und küsste vorsichtig meine Fingerknöchel. »Es tut mir leid, Baby. Was in meiner Wohnung passiert ist, hätte nie geschehen dürfen. Wir reden später darüber. Alles, was jetzt zählt, ist deine Sicherheit.«
Ich sagte kein Wort mehr.
Er war behutsam mit mir, zog vorsichtig die Bettdecke zurück, wickelte mich in ein Laken, bevor er mich hochhob und durch die Wohnung zum Fahrstuhl trug.
Ich hielt mich schweigend an ihm fest.
Der Helikopter wartete auf dem Dach des Triumph Towers auf uns. Es war windig und kühl, die Dämmerung war bereits weit fortgeschritten und die Dunkelheit schon fast vollkommen. Daniel hielt mich weiterhin fest in seinen Armen, Smith öffnete uns die Tür. Fürsorglich breitete er eine Decke über den drei Sitzen der hinteren Reihe aus. »Du musst dich nicht anschnallen, wenn du nicht willst. Smith ist ein guter Pilot. Möchtest du dich lieber hinlegen?«
Ich nichte wortlos, ließ alles mit mir geschehen. Daniel setzte sich zu mir auf die Rückbank, zog meinen Kopf auf seinen Schoß und streichelte liebevoll meine Haare bevor er mir die Kopfhörer überzog.
Der Flug verlief ruhig, ich starrte die ganze Zeit aus dem Fenster in die Nacht hinaus, mein Kopf war leer und ich fühlte mich ausgelaugt und traurig. Es schien, alles komme hiermit zu einem Ende und ich konnte spüren, dass Daniel ähnlichen Gedanken nachhing. Er blickte versunken vor sich hin, sprach nur das Nötigste mit Smith.
Nach einer halben Stunde landeten wir, die Umgebung war stockfinster und eine frische Brise umwehte uns. Ich konnte beim besten Willen nicht ausmachen, wo wir uns befanden.
Daniel schien meine Gedanken mal wieder zu erraten. »Cape Cod«, sagte er leise, »Genauer gesagt, eine kleine Insel am Südende.«
Seine Ortsbeschreibung sagte mir nichts. Alles, was ich wusste war, dass Cape Cod ein beliebtes Wochenendziel für Bostoner und New Yorker war. Die Strände sollten schön aber überfüllt sein und die Hauptattraktionen waren Golfplätze und eine Robbenkolonie. Unter anderen Umständen hätte ich mich gefreut, hier Zeit mit Daniel zu verbringen.
So liebevoll und aufmerksam, wie auf dem Flug, war er auch danach. Er half mir beim Aussteigen, trug mich eigenhändig ins Haus und brachte mich in ein schlicht ausgestattetes Schlafzimmer im Erdgeschoss. Smith folgte uns mit dem Gepäck, zog sich aber sofort zurück.
»Hast du Hunger? Soll ich uns etwas kochen, bevor wir schlafen gehen?«
Mein bestürzter Blick verletzte ihn, doch er zeigte dieses Gefühl nur für einige Sekunden, danach wurde sein Gesicht wieder zu einer freundlichen Maske. »Ich werde in einem anderen Zimmer übernachten, keine Angst«, beruhigte er mich.
»Bitte lass mich allein, Daniel, meine Kopfschmerzen bringen mich sonst noch um.« Ich drehte mich im Bett auf die Seite, sodass ich ihn nicht länger ansehen musste. Und damit er meine Tränen nicht sah.
»Brauchst du ein Schmerzmittel?«, wollte er wissen.
Doch ich schüttelte nur den Kopf, tat so, als ob ich eingeschlafen sei.
Leise zog er sich zurück und löschte das Licht, bevor er auf den Flur hinaustrat. Sobald er das Zimmer verlassen hatte, schluchzte ich hemmungslos und weinte mich in den Schlaf.
Mitten in der Nacht erwachte ich von einem seltsamen Geräusch. Es klang wie ein lautes Heulen, doch ich vermochte nicht auszumachen, ob es der Wind war, der sich im Dach des Hauses verfing oder ob diese Töne durch ein Tier hervorgerufen wurden.
Ich lauschte eine Weile, am Ende war ich aber zu müde und zerschlagen, um aufzustehen und mir über den Ursprung Gewissheit zu verschaffen. Ich war mir sicher, dass mir hier und heute keine Gefahr drohte, denn Daniel und Smith würden auf mich aufpassen.
Sonntag, 17. Juni 2012
Es war die Stille, die mich am meisten deprimierte. Seit Wochen hatte ich mir nichts sehnlicher gewünscht, als ein paar Tage Ruhe und Entspannung an Daniels Seite zu genießen, nicht ständig von einem Termin zum nächsten zu hetzen und nach durchgemachten Nächten morgens vollkommen übermüdet aufzustehen.
Doch unser erstes gemeinsames Wochenende würde wohl auch unser letztes sein, ich spürte deutlicher denn je, wie er versuchte, sich von mir zu lösen, alle Verbindungen zwischen uns zu kappen.
Wir hatten uns so viel zu sagen und blieben doch beide stumm. Daniel war ständig in meiner Nähe, hielt aber zuviel Abstand, um mir nahe zu sein. Ich sehnte mich nach nichts verzweifelter, als nach seinen beruhigenden Händen und ich
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