Null & Nichtig (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte (Teil 2)) (German Edition)
geschäftig die Teller, Gläser und Schälchen auf dem kleinen Tisch neben meiner Sonnenliege.
Ich wendete mich ab, stöpselte meine Kopfhörer in die Ohren und drehte die Musik auf dem i-Pad auf volle Lautstärke. Ich suchte ein wenig zwischen den Titeln herum, entschied mich schließlich für das Album von Linkin Park. Der Lieder passten alle gut zu meiner Stimmung – In the End, Numb und Crawling - in der Regel achtete ich beim Zuhören selten auf den Text, doch in meiner heutigen Stimmung brauchte ich dringend Ablenkung von Daniel, der nun mit einer großen dampfenden Schüssel auf die Terrasse trat.
‚ Jeder Schritt, den ich gehe ist in deinen Augen ein Fehler ‘, schallte es aus meinen Kopfhörern. Ich beobachtete Daniel aus den Augenwinkeln, sah zu, wie er mit einer Kelle Spaghettisoße auf seinen Teller füllte. Hatten wir beide unsere Beziehung nicht vollkommen falsch begonnen, mit überzogenen Erwartungen und dem ständigen Versuch, den anderen verändern zu wollen? Waren wir deshalb so kläglich gescheitert, weil wir einfach zu unterschiedlich waren, nicht zueinander passten?
Ich schaltete die Wiedergabe auf eine Endloswiederholung dieses Albums und schloss dann die Augen. Die Musik machte mich noch depressiver, als ich ohnehin schon war.
Daniel sagte etwas zu mir, ich sah, wie sich seine Lippen bewegten, konnte ihn aber nicht verstehen. Er sah angespannt aus, vielleicht sogar ein wenig besorgt. Ich dachte an die vergangene Woche mit ihm, an seine Ausgelassenheit, wenn wir Zeit miteinander verbrachten, seine beschützenden Gesten, wenn wir in der Öffentlichkeit unterwegs waren, seine Liebe wenn wir zu zweit im Bett waren.
Prompt kamen mir wieder die Tränen.
Ich spürte seine Hand an meinem Kopf, behutsam zog er mir die Kopfhörer aus den Ohren. »Babe, was ist los? Hast du immer noch Schmerzen oder warum weinst du?«
Wie sollte ich ihm das erklären?
Seine Zuwendung ließ mich noch heftiger aufheulen. Ich rollte mich auf der Liege zusammen, damit er meine Tränen nicht länger sah, aber mein ganzer Körper schüttelte sich heftig bei jedem weiteren Schluchzer.
Dann bemerkte ich, wie er sich auf den Rand meiner Liege setzte, seine Hand glitt beruhigend über meinen Rücken. »Babe, was hast du denn? Kann ich dir irgendwie helfen? Wieso bist du so traurig?«
»Keiner kann mir helfen«, brachte ich mühsam hervor.
Er streichelte mich zärtlich, aber das machte alles nur noch schlimmer. Wie sollte ich mich je von ihm lösen, wenn er mich so umsorgte?
»Ich weiß, es ist nicht leicht loszulassen. Mir geht es doch genauso. Aber es ist das Beste. Da sind wir uns doch einig, oder?«
»Es ist alles meine eigene Schuld. Ich wusste von Anfang an, was mich erwartet. Jeder hat mich vor dir gewarnt aber ich wollte es einfach nicht wahrhaben. Ich kann dich noch nicht einmal hassen.«
Noch immer liefen mir die Tränen über das Gesicht, er strich mir die feuchten Haare von der Wange, hielt dann meinen Kopf fest, damit ich ihn ansehen musste.
»Mich hassen?«
Ich schloss die Augen und noch mehr Tränen quollen darunter hervor. »Du hast mich gezwungen, mit dir zu schlafen, du hast mir diesen unsäglichen Vertrag aufgedrängt, du hast mich beinahe erwürgt und geschlagen. Findest du nicht, ich sollte dich dafür verabscheuen oder dich zumindest sofort verlassen, nie wieder in deine Nähe kommen? Aber ich kann es nicht. Ich bin zu dumm und zu schwach, um mich selbst zu schützen. Du hast mich immernoch vollkommen in der Hand.«
Mit einem Ruck löste ich mich aus seinem Griff und drehte mich wieder zur Seite, zog die Decke über den Kopf und wollte nichts mehr hören und sehen.
Ich spürte, wie er sich von meiner Liege erhob und wollte schon ausatmen, denn in seiner Nähe konnte ich nicht normal denken. Doch dann zerrte etwas an meiner Decke, befreite meinen Kopf aus dem Umhüllung.
»Babe, du musst etwas essen. Du hast den ganzen Tag noch nichts gegessen, und gestern auch nicht mehr als ein paar Löffel Suppe. Über alles andere kannst du dir später den Kopf zerbrechen, aber du musst jetzt erst mal zu Kräften kommen und dich erholen.«
Er zog ein Taschentuch hervor und begann, meine Tränen zu trocknen. »Und ich wüsste auch ein gutes Mittel gegen deine Depressionen«, flüsterte er mir zu. »Mein Angebot steht nach wie vor. Ich bin mir sicher, nach einer Runde gutem Sex sieht die Welt schon ganz anders aus.«
Seine Frechheiten ließen mich sprachlos erstarren. Meinte er das tatsächlich ernst
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