Null & Nichtig (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte (Teil 2)) (German Edition)
meine Hand. »Mr. Stone ist im Moment sehr beschäftigt, er hat leider keine Zeit, sich persönlich um Sie zu kümmern, Miss Walles. Aber ich soll Ihnen auch in seinem Namen gute Besserung wünschen.«
Ich atmete auf. Doch der Gedanke daran, dass er jeden Moment wiederkommen konnte, erschreckte mich. »Könnten Sie meine Handtasche hier auf mein Bett stellen? Dann muss ich nicht extra aufstehen, falls ich etwas daraus brauche.«
Mrs. Herzog kam meinem Wunsch gerne nach. Nun hatte ich wenigstens meine Waffe dicht bei mir. Dieses Wissen beruhigte mich ein wenig. Daniels Haushälterin verabschiedete sich und löschte das Licht, bevor sie ging. »Lassen Sie bitte die Lampe auf dem Flur für mich an?«, rief ich ihr hinterher.
Als ich das nächste Mal die Augen aufschlug, schien die Sonne in mein Gesicht. Ich hörte die eingängige Melodie eines Schlagers aus einem entfernten Zimmer meiner Wohnung, außerdem das Röcheln der Kaffeemaschine.
Anhand der Musikauswahl tippte ich, dass Mrs. Herzog in der Küche war. Auf Daniels Anwesenheit legte ich keinen Wert und hoffte, dass er genug Taktgefühl besaß, sich hier nicht blicken zu lassen.
Vorsichtig drehte ich mich im Bett um. Die Schmerzen waren zwar nach wie vor spürbar, doch es ging mir schon wesentlich besser als noch am frühen Morgen. Als ich mich aufrichtete, pochte das Blut in meinen Schläfen. Ich zwang mich nach einer kurzen Atempause dazu, in eine sitzende Position zu gelangen. Kleine Sternchen tanzten vor meinen Augen und es dauerte eine Weile, bis ich in der Lage war, ganz aufzustehen.
Ich schwankte und ergriff eiligst eine Stuhllehne, um nicht hinzufallen. Doch meine Beine trugen mich. Ich atmete probeweise tief ein und aus. Mein Brustkorb und alle Rippen schmerzten, meine Schultern ebenfalls. Aber am Schlimmsten waren die nun wieder mit unverminderter Stärke einsetzenden Kopfschmerzen. Es war nicht daran zu denken, mehr als ein paar Schritte zu gehen.
Auf dem Weg von meinem Bett bis zum Badezimmer musste ich mich an der Wand abstützen, aber schließlich erreichte ich es aus eigener Kraft. Ich benutzte die Toilette und sah mich erstaunt um. In meinem Waschbecken lag ein Lappen, eines meiner schneeweißen Badetücher war blutverschmiert und hing über dem Rand der Badewanne. Dort fand ich auch das Höschen, dass ich heute Morgen getragen hatte.
Alles sah danach aus, als habe man mich hier gewaschen und ausgezogen. Der Anblick des blutdurchtränkten Handtuchs machte mir klar, dass meine Verletzungen wohl kaum so oberflächlich sein konnten, wie Mrs. Herzog behauptet hatte. Das Pochen in meinem Kopf wurde immer stärker und als ich meinen Hals zur Seite drehte, überkam mich akute Übelkeit. Würgend sank ich über der Toilettenschüssel zusammen.
Ich übergab mich mehrmals, bis sich nichts mehr in meinem Magen befand. Tränen liefen mir über die Wangen, während sich auf meiner Stirn gleichzeitig kalter Schweiß bildete. Mein Hals brannte. Ich hustete und schniefte, hockte noch immer auf den kalten Fliesen, unfähig, allein aufzustehen und vollkommen ratlos wegen der einschneidenden Ereignisse letzte Nacht.
Von irgendwoher hörte ich Stimmen, die rasch näher kamen. Ich schloss die Augen. Meinen kläglichen Anblick voll von trostloser Melancholie wollte ich niemandem zumuten.
Doch da öffnete Mrs. Herzog auch schon die angelehnte Tür und sah erschrocken zu mir hinunter. »Miss Walles, was ist passiert? Brauchen Sie Hilfe? Sind Sie gestürzt oder ist Ihnen schwindlig?«
Hinter ihr tauchte ein zweites Gesicht auf, ein ebenfalls besorgt dreinblickender Mann mit sorgfältig gestutztem Vollbart.
Zusammen kamen die beiden auf mich zu und halfen mir dabei, aufzustehen.
»Darf ich mir noch kurz das Gesicht waschen und die Zähne putzen?«, wandte ich ein, als sie mich geradewegs zurück zu meinem Bett bringen wollten.
Der Mann nickte. »Können Sie alleine stehen oder möchten Sie, dass wir bei Ihnen bleiben, Ma’am?«
Ich schüttelte den Kopf und hielt mich am Waschbecken fest, als sie mich losließen und dabei aufmerksam beobachteten, jederzeit bereit, mich nötigenfalls sofort wieder festzuhalten.
Ich machte mich etwas frisch und besah kritisch mein Gesicht im Spiegel, während ich mir die Zähne putzte und den Mund ausspülte, um den Geschmack von Erbrochenem loszuwerden. Meine Lippe brannte, als das Mundwasser sie berührte. Sie war noch etwas geschwollen und ich konnte die aufgeplatzte Stelle deutlich sehen. Eine Wange war mit
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