Null & Nichtig (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte (Teil 2)) (German Edition)
dich«, war seine widersinnige Antwort.
»Daniel, bitte hör auf damit. Wir haben uns getrennt, ich habe mein eigenes Leben. Also misch dich nicht überall ein. Ich kann gut auf mich allein aufpassen, oder wie glaubst du, habe ich gelebt, bevor wir uns kennengelernt haben?«
»Das ist eine gute Frage. Laut deinen Kollegen bei Asiamerica bist praktisch aus dem Land geflohen, nachdem du ein Drogenkartell und eine Hundertschaft der königlichen Polizei gegen dich aufgebracht hattest.«
Ich schnappte erschrocken nach Luft. Woher wusste er von meiner Flucht aus Thailand?
»Juliet, hat es dir die Sprache verschlagen? Bitte geh zu meinen Männern und komm zurück nach Boston, dann können wir über alles in Ruhe reden.«
»Ich fahre nicht zurück und ich will auch nicht mit dir reden. Ich bleibe hier bei Corinne«, erwiderte ich störrisch.
Aus meinem Telefon drangen undefinierbare Geräusche. Corinne winkte mir, damit ich den Anmeldebogen unterschrieb.
»Entscheide dich, Juliet. Entweder du kommst jetzt mit nach Boston oder es ist aus. Endgültig.«
Wortlos legte ich auf und kehrte zurück an die Seite meiner Schwester.
Samstag, 23. Juni 2012
Mit weichen Knien erklomm ich die wenigen Treppenstufen zwischen unseren Wohnungen. Ich hatte keine Ahnung, ob er überhaupt zu Hause war, auf meine Anrufe hatte er jedenfalls nicht geantwortet.
Den ganzen Flug über hatte ich überlegt, ob ich Daniel lieber aus dem Weg gehen sollte, aber als ich mein Appartment betreten hatte, erübrigte sich dieser Gedanke. Mein Wohnzimmer war ein genaues Abbild seiner eigenen Wohnung, detailgetreu hatte er seine gesamte Einrichtung kopiert, bis hin zu der teuren Musikanlage, für die ich keinerlei Verwendung hatte.
Ich verstand seinen Plan durchaus, wenn ich schon die Kameras installieren wollte, sollte ich das gefälligst in meiner eigenen Wohnung tun und nicht in seiner. Aber nachdem ich das erledigt hatte und das Bild an Konstantin übertrug, konnte ich nicht zurück in meine Wohnung und mein Plan, bei Katie abzuhängen, war auch fehlgeschlagen. Draußen regnete es in Strömen und so entschied ich mich, endlich reinen Tisch mit Daniel zu machen. Was auch immer am Ende dabei herauskam, ich wollte eine klare Antwort. Entweder er akzeptierte, dass wir uns getrennt hatten – dann konnten wir auch wie zwei Erwachsene zivilisiert miteinander reden und zum Beispiel den Termin mit Kommissar Santoro besprechen. Oder er sah seinen Fehler noch immer nicht ein – dann wollte ich ihn erst recht sehen. Für diesen Fall hatte ich meine Waffe eingesteckt. Ich war sicher, dass jedes Gericht der Welt mir mildernde Umstände zusprechen würde, wegen zeitweiser Unzurechnungsfähigkeit.
Inzwischen hatten sich mehrere Freunde und Kollegen aus Boston bei mir gemeldet und mich zu meiner angeblichen Verlobung mit Daniel beglückwünscht. Ich hatte jedem erzählen müssen, dass es sich um eine Verwechslung handele, aber mit jedem weiteren Anruf stieg mein Zornespegel noch ein wenig höher. Zum Glück schienen meine Eltern die Einladung nicht erhalten zu haben, zumindest hatten sie mich bislang nicht angerufen.
Als ich auf der obersten Treppenstufe ankam, war von dem kühnen Plan und meinem Selbstbewusstsein nicht mehr viel übrig. Was, wenn er mir einfach die Tür vor der Nase zuschlug? Oder noch schlimmer, wenn mir eine fremde Frau öffnete?
Ich hatte mein neues Lieblingskleid angezogen, ein leichtes, orangefarbenes Sommerkleid, das meinen Körper sanft umschmeichelte und Wunder für mein Dekolleté vollbrachte. Dazu trug ich nagelneue hochhackige Sandalen und eine passende Handtasche, beides hatte ich unter professioneller Beratung von Corinne in New York erstanden. Das Kleid reichte mir nur bis knapp über den Po und war vermutlich eher für den Strand oder in Verbindung mit Shorts gedacht, doch für meine Begegnung mit Daniel war es genau das Richtige.
Innerlich erbebte ich, als ich an seiner Wohnungstür klingelte, wunderte mich, was ich tun sollte, falls seine Assistentin Ying jetzt öffnete. Daniel und ich hatten schon seit fast zehn Tagen nicht miteinander geschlafen und ich kannte seinen unersättlichen Hunger nach Sex, wenn wir zusammen waren.
Die Dienstreise war für Ying eine gute Gelegenheit gewesen, und Daniel schien ja auch gern bereit, sich auf neue Abenteuer einzulassen. Selbst wenn er mir gegenüber behauptet hatte, alles sei nur ein Missverständnis.
Ich dachte an Corinnes Worte zum Abschied auf dem Flughafen. Sie hatte erklärt,
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