Null & Nichtig (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte (Teil 2)) (German Edition)
Doch ich vermutete, dass er den Sicherheitsdienst über die Explosion, oder was immer das gewesen war, benachrichtigte. Smith hatte sich einen kabellosen Handyempfänger ins Ohr gestöpselt und erhielt offenbar auch neue Informationen, während wir in dem großen Wagen durch die dunkle Nacht glitten. Ich zitterte noch immer vor Angst, Daniel nahm meine Hand und streichelte mit dem Daumen sanft über meine Fingerknöchel. »Baby, fürchte dich nicht, ich passe schon auf dich auf.«
»Daniel, bitte sag ihm, er soll langsamer fahren. Ich mag es nicht, wenn er mit solch überhöhter Geschwindigkeit durch die Stadt fährt.« Sonja hatte sich zu uns umgedreht und musterte mich interessiert.
»Sonja, das ist meine Freundin Juliet Walles – Juliet, das ist meine Schwester Sonja«, stellte Daniel uns gegenseitig vor.
»Freut mich sehr, Sie kennenzulernen, trotz dieser widrigen Umstände«, sagte ich höflich und versuchte, Sonjas ungläubige Blicke zu ignorieren. Ich war selbst überrascht von meiner Vorstellung durch Daniel als seine Freundin. Was machte ihn so sicher, dass ich unserer Versöhnung so einfach zustimmte? Und wieso Freundin, sollte es nicht Schülerin heißen?
»Wie habt ihr euch denn kennengelernt?«, fragte mich Sonja. Sie hatte ein hübsches, perfekt geschminktes Gesicht und blonde Haare, die zu einer schicken Hochsteckfrisur zusammengerafft waren. Ihr langes Abendkleid war kirschrot und hochgeschlitzt, ihre großen goldene Ohrringe blitzten bei jeder Bewegung auf, die Handtasche passte zur Farbe ihrer Schuhe.
Sie mochte nur wenige Jahre älter sein als ich, aber ihr selbstbewusstes Auftreten und die teure, geschmackvolle Kleidung ließen sie unwillkürlich in einer anderen Liga spielen. Meine Mutter wäre hochzufrieden, wenn ich mich diesem Ideal annähern würde, aber mit solchen Äußerlichkeiten konnte ich nichts anfangen.
Gespannt lauschte ich, was Daniel seiner Schwester antwortete. »Juliet ist vor einem Monat in eine Wohnung im Triumph Tower eingezogen. Dort haben wir uns getroffen.«
Die einfache Antwort überraschte mich, denn seit unserem ersten, zufälligen Zusammentreffen hatte sich die Beziehung zwischen uns stetig verkompliziert. Ich wusste selbst nicht mehr so richtig, wo ich eigentlich stand. Ich war von Daniel angezogen wie eine Motte vom Licht, mein Körper sehnte sich nach seinen Berührungen. Ein Schauder durchfuhr mich jedes Mal, wenn ich an unsere erotischen Abenteuer dachte. Doch Daniel hatte auch eine dunkle Seite, hatte mich geschlagen und zweimal beinahe erwürgt. Was also tat ich hier neben ihm in seinem Wagen, vorgestellt als seine Freundin? Wie konnte ich immer noch erbeben, wenn er mir nur einige Male sanft über die Wange streichelte? Wie konnte ich es zulassen, dass er mich küsste? Die Antwort darauf war so einfach wie jämmerlich. Ich war besessen von ihm, war bereit, ihm Zugeständnisse zu machen, die ich keinem anderen Mann je machen würde.
»Baby, was denkst du? Du siehst so traurig aus?« Daniel schien wirklich meine Gedanken lesen zu können, dachte ich nicht zum ersten Mal. Sonja hatte sich wieder nach vorn gedreht, nachdem Daniel seiner kurzen Erklärung nichts hinzugefügt hatte. Sie starrte ausdruckslos aus dem Fenster. Die beiden Geschwister hatten sich offenkundig nichts zu sagen.
Daniel zog mich leicht an sich, küsste mich auf die Schläfe und hielt meinen Kopf an seinen Hals gelehnt. Seine Hand strich beruhigend an meinem nackten Rücken entlang. »Hab keine Angst, meine Leute sind schon dabei herauszufinden, was genau in der Tiefgarage los war. Und ich werde heute auf dich aufpassen, dich nicht aus den Augen lassen«, wisperte er und knabbert dann sanft an meinem Ohr. Ich legte meine Hand auf seine Brust, fühlte wieder seinen regelmäßigen Herzschlag und atmete tief seinen männlichen Duft ein.
Als wir vor dem exklusiven Restaurant hielten, wo die Veranstaltung im obersten Stockwerk im stattfinden sollte, nieselte es leicht. Bedienstete warteten mit großen Regenschirmen, um die erlesenen Gäste trocken ins Gebäude zu bringen. Im Eingangsbereich lauerten die Fotografen darauf, ein paar Bilder von der Lokalprominenz zu schießen, dieses Ereignis war schließlich ein Treffpunkt der Reichen und Schönen Bostons. Ich hatte einige Male mit meinen Eltern an solchen Wohltätigkeitsveranstaltungen teilgenommen, mich dort aber immer fehl am Platz gefühlt und meistens mit meinen Schwestern in eine Ecke verzogen. Unsere Mutter lief bei solchen Anlässen
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