Null & Nichtig (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte (Teil 2)) (German Edition)
nicht, was ich tun sollte. Das weitere Geschehen ließ sich so sicher vorhersagen, wie der Verlauf der Zeiger meiner Uhr. Wenn nicht gleich jemand eingriff, lief alles auf einen körperlichen Schlagabtausch zwischen Dr. Williamson und Daniel hinaus. Ich sah Daniel an, wie mühsam er sich unter Kontrolle hatte. Seine zur Faust geballte Hand zitterte.
Der Arzt wandte sich nun an mich, obwohl ich noch immer in einiger Entfernung und verdeckt hinter Daniel stand. »Und Sie, Miss Walles? Haben Sie denn gar keinen Stolz, dass Sie sich von diesem Schwein durchvögeln lassen? Oder genießen Sie es, wenn er Sie dabei schlägt? Der halbe Saal hier hat doch die Videos gesehen, bei dem Anblick konnten Sie sich wohl einfach nicht zurückhalten? Oder ist das nur die Rache an Ihrem Vater? Dann haben Sie sich auf die falsche Seite geschlagen, meine Liebe. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir das Schwein außer Gefecht setzen.«
Ich schluckte. So sehr ich nachfühlen konnte, welchen Schmerz er wegen seiner verschwundenen Nichte verspürte, gab es ihm trotzdem nicht das Recht, so etwas zu sagen. Mein Gesicht glühte, aber ich zwang mich, meine ganze Aufmerksamkeit auf Daniel zu konzentrieren. Der stand kurz davor, Dr. Williamson eigenhändig umzubringen, wenn nicht sofort etwas geschah.
Kurzentschlossen trat ich neben ihn und nahm seine zitternde Faust zwischen meine Hände. »Komm, lass uns gehen, Champ. Lass dich doch von dem nicht ärgern, der hat eindeutig zu viel getrunken«, versuchte ich ihn abzulenken.
Daniel entriss mir seine Hand mit einer heftigen Bewegung, aber als er merkte, wie ich zurückzuckte, drehte er sich doch zu mir um.
»Bitte komm. Du willst dich doch nicht im Ernst mit Dr. Williamson prügeln. Der weiß doch selber nicht mehr, was er eigentlich von sich gibt. Lass dich nicht provozieren, das lohnt sich doch nicht.« Nochmals ergriff ich seine Hand, zog ihn zu mir heran.
Ich merkte an seinem schnellen Atem, wie aufgebracht er noch immer war. Vorsichtig schlang ich meine Arme um ihn und hob den Kopf, um ihn anzusehen. »Daniel, bitte vergiss ihn. Küss mich. Hier. Jetzt.«
Daniel warf einen letzten misstrauischen Blick auf Dr. Williamson, nahm dann meinen Kopf in beide Hände und senkte seine Lippen auf meine. Seinem Kuss fehlte die übliche Finesse, er war hart und drängend. Seine Augen wanderten unruhig durch den Raum, so, als erwarte er jeden Moment einen erneuten Angriff.
»Lass uns gehen«, flüsterte ich ihm noch einmal zu. Endlich nahm er meine Hand und zog mich in den wartenden Fahrstuhl, ohne sich umzusehen.
Am Ausgang angekommen erwartete uns Smith mit dem SUV. »Wo ist die Limousine?«, herrschte Daniel ihn an. Seine Stimme war ganz heiser.
Smith war nicht wohl in seiner Haut. »Sir, die Polizei hat die Tiefgarage abgesperrt, mindestens bis morgen Mittag. Solange haben wir nur das SUV.«
Daniel erwiderte nichts, doch sein Blick war ungehalten, als er hinter mir in das Auto kletterte. Schließlich sagte er tonlos: »Bringen Sie uns auf dem schnellsten Weg ins Ritzman!« Dann schloss er die Augen und fuhr sich mit beiden Händen durch die dunklen Haare. Er schien immer noch um seine Beherrschung zu ringen. Ich sah, wie hinter uns zwei in dunkle Anzüge gekleidete Männer einen weiteren Wagen bestiegen, und uns dann folgten. Offensichtlich waren der Personenschutz für Daniel Stone verstärkt worden.
»Warum fahren wir ins Ritzman?«, fragte ich ihn behutsam, obwohl ich mir die Antwort schon denken konnte.
»Zu Hause ist es nicht sicher. Ich lasse dich nicht zurück in dein Appartment, bis meine Leute herausgefunden haben, was hinter dieser Explosion steckt. Solange schlafen wir in meiner Suite im Ritzman.«
Seine Stimme ließ keinen Widerspruch zu, trotzdem wollte ich nicht wahrhaben, dass er tatsächlich so gedankenlos war. »Daniel, ich arbeite in dem Hotel, falls du das schon vergessen hast. Ich kann dort nicht mit dir zusammen übernachten. Noch mehr Gerüchte halte ich einfach nicht aus.«
»Du musst dort nicht arbeiten, das habe ich dir schon mal gesagt. Ich halte es auch nicht für gut, wenn die Freundin des Eigentümers als einfache Angestellte am Empfang steht. Oder geht es darum, dass du nicht mit mir übernachten willst?«
Ich sah vorsichtig zu ihm auf, wartete, bis unsere Blicke sich trafen. »Ich habe kein Problem mit dem Übernachten, Champ. Mein einziges Problem ist der Ort. Meine Arbeit im Hotel macht mir Spaß, ich bin gern mit anderen Menschen zusammen. Aber wenn
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