Null & Nichtig (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte (Teil 2)) (German Edition)
Immerhin waren wir ja ohnehin getrennt, aber mit einem Mal hielt ich es nicht mehr aus, ständig so weit von ihm entfernt zu sein. »Lass uns tanzen gehen, Champ. Das bringt dich vielleicht auf andere Gedanken?«
Daniel sah mich verblüfft an, strich dann mit der Hand über die nackte Haut auf meinem Rücken. Er schien nachdenklich zu sein. »Ich muss mich trotzdem mit dem Verantwortlichen unterhalten. Aber das hat bis morgen Zeit. Gehen wir tanzen, und dann nichts wie weg.«
Gemeinsam betraten wir wieder den eleganten Saal. Daniel hielt meine Taille umschlungen und zog mich sofort auf die gut gefüllte Tanzfläche, ohne an unserem Tisch stehenzubleiben. Er nahm mich in den Arm und begann, sich zum Takt der Musik zu bewegen. Er war ein eleganter Tänzer und als die Band ein paar schnellere Stücke spielte, wirbelte er mich ausgelassen übers Parkett. Sonja warf uns einen erstaunten Blick zu, als wir lachend an ihr und Edward vorbeisegelten. Dann verstummte die Musik und Daniel umarmte mich unverhofft mitten in dem großen Ballsaal. »Baby, danke, dass du den Abend gerettet hast. Aber nun lass uns endlich gehen«, raunte er in mein Ohr.
Hand in Hand verließen wir die Tanzfläche, verabschiedeten uns kurz von unseren Tischpartnern und von Sonja und Edward. Sonia wartete, bis Daniel abgelenkt war und steckte mir dann einen kleinen Zettel mit ihrer Telefonnummer zu. »Wenn Sie Lust haben, könnten wir uns nächste Woche auf einen Kaffee treffen. Ich platze fast vor Neugier. Sie sind die erste Freundin, die Daniel mir je vorgestellt hat.«
Meine Überraschung über ihre Worte hielt sich nach diesem Abend in Grenzen. Heute war mir deutlich bewusst geworden, wie einsam und zurückgezogen Daniel eigentlich lebte. Zumindest in diesen Kreisen schien er weder Freunde nach Fürsprecher zu besitzen.
»Ich habe vielleicht Mitte der Woche Zeit, ganz sicher bin ich mir noch nicht. Meine Arbeit lässt sich manchmal schlecht vorausplanen, aber ich würde mich auch freuen, wenn wir uns näher kennenlernen.«
Sonia grinste verschwörerisch, als Daniel hinter mir auftauchte, seinen Arm um meine Taille legte und mir einen sanften Kuss in den Nacken drückte. »Kommst du endlich?«
Wir warteten auf den Fahrstuhl und plötzlich überkam mich eine ungewohnte Unruhe. Wie würde dieser Abend weitergehen? War ich wirklich schon dazu bereit, alle Vorsicht über Bord zu werfen und mich Daniel anzuvertrauen? Alles lief darauf hinaus, dass er mich in sein Appartment einladen würde, aber konnte ich dieses Angebot annehmen? Mir kamen Zweifel, Corinnes Worte hallten nun wieder durch meinen Kopf.
Während wir weiter vor den Aufzügen standen, erblickte ich Dr. Williamson, der gerade die Toilettenräume verließ. Sein Gesicht war gerötet, offenbar hatte er mehr getrunken, als er vertrug. Seine Frau war nirgends zu sehen.
»Stone, warten Sie! Ich habe Ihnen noch etwas zu sagen.« Er kam mit beachtlicher Geschwindigkeit auf uns zu und einen Moment lang sah es so aus, als wolle er sich geradewegs auf Daniel stürzen. Der schob mich ein paar Schritte zur Seite, ebenfalls unsicher, was das zu bedeuten hatte.
Als Dr. Williamson uns erreicht hatte, baute er sich vor Daniel auf, die beiden Männer waren annähernd gleich groß und beide muskulös gebaut, auch wenn Daniel um Einiges durchtrainierter aussah.
Leicht schwankend stand der Arzt vor Daniel und starrte ihm in die Augen. »Stone, ich konnte es mir ja gleich denken!«
Daniel schien noch immer keine Ahnung zu haben, was seinen Gegenüber so aufregte. Aber er musste nicht lange warten.
»Ich wusste schon immer, was für ein widerlicher Dreckskerl Sie sind, aber heute haben Sie sich selbst überboten! Als ob Sie Senator Walles nicht schon genug Schwierigkeiten bereitet hätten. Nun bumsen Sie auch zur Sicherheit gleich noch die Tochter, immer getreu dem Motto, doppelt hält besser, nicht wahr? Wenn Ihre Schwindelei nicht ausreicht, um Richard zu Fall zu bringen, dann vielleicht die Misshandlung seiner Tochter?«
Dr. Williamson brüllte in voller Lautstärke, inzwischen hatten sich einige der anderen Gäste um uns gescharrt und verfolgten voller Neugier das weitere Geschehen. Im gesamten Restaurant herrschte gespannte Stille, bis auf die Band waren keine Geräusche zu hören.
Ich war angesichts der Vorwürfe errötet und drehte mich einmal mehr suchend nach Mrs. Williamson um, die wahrscheinlich als Einzige ihren Mann zur Vernunft bringen konnte. Aber sie war nirgends zu sehen.
Ich wusste
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