Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)
Segways und versammelten sich im Halbkreis vor dem Reiseführer.
»Wir beginnen hier auf der Piazza Navona, dem schönsten Platz Roms, der guten Stube der Ewigen Stadt«, begann Signor Ponti, mit dem Arm weit ausholend. »Das Wort Rom ist ein Synonym für die gesamte Geschichte unserer Zivilisation«, fuhr er in einem Tonfall fort, der Routine verriet und eine längere Rede erwarten ließ. »Rom steht für politische und militärische Macht, für Eroberung und Plünderung, für die Entstehung der antiken Sprache, für unglaubliche Machtentfaltung der katholischen Kirche, für die unterschiedlichsten Einflüsse der Kunst, und ja, nicht zuletzt auch für Dekadenz. Jemand hat einmal gesagt, Rom sei ein einziges Museum, und damit hat er nicht ganz unrecht. Beinahe jedes Monument, jeder Stein hier könnte eine lange und wechselvolle Geschichte erzählen, und es würde Jahre dauern, wollte man sie alle hören, und ein Menschenleben, wollte man begreifen, was es heißt, ein Römer zu sein.«
Sheila beugte sich zu James. »Hilfe, das dauert ewig.«
Sie hatte den Helm abgesetzt, ihre rotbraunen Locken waren platt gedrückt, der Haaransatz schweißfeucht, sie sah abgekämpft aus. Auch wenn der Sprühnebel des Brunnens für etwas Kühle sorgte, vertrug Sheila mit ihrem hellen Teint die pralle Sonne schlecht. »Ich brauche eine Espresso-Pause«, flüsterte James ihr zu. »Kommen Sie mit?«
Sheila sah ihn verwirrt an. »Das können wir nicht machen.«
James lächelte. »Doch, können wir.« Er ging zu Signor Ponti, der seinen Redefluss unterbrach, während James etwas zu ihm sagte, und dann nickte.
James ging zu Sheila zurück. »Ich habe ihm gesagt, dass wir zur Toilette müssen. Gehen wir in eine dieser einladenden Bars dort vorn. Der Vortrag hier dauert etwa zehn Minuten, das reicht für einen doppelten Espresso.«
»Und für einen halben Liter Wasser«, raunte Sheila ihm erleichtert zu. James fühlte Jeremys Blick im Rücken wie einen unsichtbaren Dolch, während sie sich von der Gruppe entfernten.
Das Brummen der Espressomaschine in der Bar war wie Musik. Sheila ging gleich zur Toilette, wahrscheinlich in erster Linie, um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen. Als sie wiederkam, hatte James schon dafür gesorgt, dass eine eiskalte Flasche Pellegrino auf dem Tresen bereitstand. Sie ignorierte das Glas und setzte die Wasserflasche direkt an die Lippen, während er fasziniert die rhythmischen Schluckbewegungen an ihrem Hals beobachtete.
»Was ist?«, fragte Sheila irritiert, als sie seinen Blick bemerkte.
»Nichts. Ich sehe Ihnen gern beim Trinken zu, das ist alles. Es hat so etwas Natürliches.«
Sie sah ihn misstrauisch an. »Aha. Riesenschlucke wie ein Wüstenkamel, oder was meinen Sie damit?«
Er hob abwehrend die Hände. »Es war als Kompliment gemeint.«
»Eine merkwürdige Art, Komplimente zu machen, wenn Sie einen anstarren wie einen Alien.«
»Gut, kommt nicht wieder vor«, sagte er und dachte, dass die Kommunikation mit einem Alien vermutlich reibungsloser verlaufen würde als mit Sheila. Dann legte er einen Schein auf den Tresen. »Lassen Sie uns zu den anderen zurückgehen.«
Jeremy sah ihnen schon von Weitem entgegen und winkte ungeduldig. Offensichtlich war Signor Ponti mit seinem Vortrag bereits fertig, und die Gruppe wartete nur noch auf Sheila und James. Kurz bevor sie ihre Segways erreicht hatten, kamen zwei junge Männer auf sie zu. Der eine fragte etwas in einer Sprache, die weder James noch Sheila verstanden. Sie zuckten die Schultern und wollten weitergehen, als James aus den Augenwinkeln eine schnelle Bewegung wahrnahm. Im nächsten Augenblick wurde er zur Seite gestoßen, und hörte Sheila rufen: »Meine Tasche!« Die beiden Männer flüchteten in verschiedene Richtungen. Derjenige, der Sheila die Handtasche von der Schulter gerissen hatte, lief in die Richtung, aus der Sheila und James gerade gekommen waren, auf eine Vespa zu, die wie aus dem Nichts auftauchte. Der Fahrer hatte seine Hand bereits ausgestreckt, übernahm die Tasche und raste quer über den Platz davon, während der Handtaschendieb in der Menschenmenge der kleinen Gasse verschwand. James lief zu seinem Segway, lehnte sich nach vorn und nahm die Verfolgung auf. Es gab ein Durcheinander von Schreien hinter ihm, am lautesten schrie Signor Ponti: »Nicht doch! Stopp! Stopp!« James wünschte, der Segway wäre mit einer Hupe ausgestattet oder wenigstens so laut wie eine Vespa, denn der Platz war voller Touristen. Sie sprangen mit
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