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Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Ferber
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ausgeruht. Jetzt vertrieben sie sich die Zeit bis zum Late-Night-Dinner mit einer Partie Schach in der VIP-Lounge, die auf dieser Reise allein für die Geburtstagsgesellschaft reserviert war. Es war wohltuend kühl in dem Raum und ruhig – bis auf das Schnarchen von Phyllis. Sie war kurz nach ihnen gekommen, hatte sich von James in einen der bequemen Deckchairs helfen lassen und war wenig später eingenickt. »Hochmut kommt vor dem Fall.« James bewegte seine Königin, sodass Sheilas Turm keine Gefahr für sie mehr darstellte. »Der Einzige, der nicht mehr lange steht, ist Ihr König. Schach.«
    »Ich wusste, dass Sie das tun«, sagte sie, nahm James’ Dame und setzte ihr Pferd auf den Platz.
    James stieß seinen König um. »Ich gebe auf.«
    »Revanche?«
    Er zuckte die Schultern. »Sie gewinnen ja doch immer. Woher können Sie eigentlich so gut Schach spielen?«
    »Mein Mann und ich haben früher nächtelang gespielt.«
    »Aha«, sagte er verstimmt.
    »Aber mit Ihnen macht es mehr Spaß, James«, fuhr sie fort. »Gegen meinen Mann habe ich nämlich meist verloren.«
    »Verstehe.« James stand auf. »Ich hole mir einen Whisky aus meinen Beständen, trinken Sie einen mit?«
    Sheila lachte übermütig. »Wollen Sie mich betrunken machen, damit Sie die nächste Partie gewinnen? Wie war das noch mit Alkohol als Geheimwaffe des Geheimagenten?«
    »Ich wusste, es war ein Fehler, Ihnen das zu verraten.«
    »Sie können auch hier einen Whisky bestellen«, meldete sich Phyllis zu Wort, die inzwischen aufgewacht war. »Sie müssen nicht extra in Ihre Kabine, James.«
    »Doch. Whisky ist nämlich nicht gleich Whisky«, erklärte James. »Wenn Sie den probiert haben, den ich jetzt gleich hole, werden Sie das verstehen.«
    Als James seine Kabine betrat, bot sich ihm ein verheerender Anblick: Schubladen und Schränke waren durchwühlt, ihr Inhalt im ganzen Raum verstreut, die Matratze lag neben dem Bett. James blickte ins Badezimmer. Es wirkte unberührt, was aber nur daran lag, dass es hier kaum etwas durcheinanderzubringen gab und der Einbrecher sich weder für James’ Rasierzeug noch für seinen Kamm oder seine Zahnbürste interessiert hatte.
    Er machte sich daran, aufzuräumen und zu überprüfen, was fehlte. Nach einer Weile klopfte es an der Tür. »James, wo bleiben Sie denn?«
    Als er Sheila öffnete, formte ihr Mund ein stummes O.
    »Sehen Sie den Whisky irgendwo?«, scherzte er.
    Sie sah ihn perplex an. »Einbrecher?«
    »Sieht ganz danach aus, nicht wahr.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nicht zu fassen. Hatten Sie Bargeld hier?«
    »Natürlich nicht.«
    »Ist das Schloss aufgebrochen?«
    »Nein, es ist keine Beschädigung zu sehen. Wer hier eingedrungen ist, muss eine Zweitkarte gehabt haben.«
    »Oder er hat Ihnen Ihre Karte geklaut.«
    »Niemand stiehlt mir etwas, das ich am Körper trage.«
    »Wieso?«
    Er sah zur Decke. »Also wirklich, Sheila, das grenzt jetzt an Beleidigung.«
    Sheila griff nach dem Hörer des Bordtelefons. »Was haben Sie vor?«, fragte James.
    »Die Rezeption anrufen«, sagte Sheila. »Wir müssen das doch melden, oder? Wahrscheinlich gibt es hier so eine Art Polizei oder Sicherheitsdienst.«
    Er ließ die Matratze fallen und nahm ihr den Hörer ab. »Dazu ist später noch Zeit. Erst einmal will ich selbst in Ruhe schauen, was fehlt, nicht wahr.«
    »Gut, ich helfe Ihnen.« Sheila krempelte unternehmungslustig die Ärmel auf.
    »Das ist freundlich von Ihnen, aber nicht nötig«, sagte er bestimmt. »Ich schaffe das schon allein.«
    »Aber ich helfe Ihnen gern.«
    »Das weiß ich, aber ich möchte es nicht.«
    Sie hob die Bettdecke vom Boden auf. »Gemeinsam schaffen wir im Nu wieder Ordnung.«
    »Ich – will – es – nicht.«
    »Seien Sie doch nicht so stur.«
    Er legte ihr den Arm um die Schultern und führte siezur Balkontür hinaus. »Ich sage Ihnen Bescheid, wenn ich fertig bin.«
    »Ach, machen Sie doch, was Sie wollen.« Sheila schüttelte verärgert seine Hand ab.
    »Genau das habe ich ja vor.«
    »Aber ich weiß nicht, ob ich Lust habe, in meiner Kabine zu warten, bis Sie mit Ihrer Sherlock-Holmes-Nummer hier fertig sind!«
    »Gut«, sagte er, »dann sehen wir uns beim Dinner.«
    James trat auf den Balkon, als er fertig war mit Aufräumen. Nachdenklich sah er zum Horizont, an dem Meer und Himmel sanft ineinander übergingen, dann drehte er sich zu Sheilas Balkontür um. Sie hatte die Vorhänge zugezogen. Das war deutlich, das Anklopfen konnte er sich sparen. Selbst wenn sie da

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