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Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Ferber
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werden zu allen bedeutenden Sehenswürdigkeiten des alten Rom kommen, und Sie brauchen keinen einzigen Schritt dafür zu laufen!«
    Sheila wendete sich mit skeptischem Gesichtsausdruck an James. »Sind Sie schon mal mit so einem Ding gefahren?«
    James griff nach dem dargebotenen Helm. »Nein, aber ich wollte immer schon einmal.« Er nickte Jeremy zu. »Gute Idee!«
    Jeremy lächelte. »Ja, ich dachte mir, dass Sie Ihre Freude an dieser kleinen technischen Spielerei haben würden, Null-Null-Siebzig! Aber machen Sie sich keine Hoffnung auf einen Geschwindigkeitsrausch, Sie bringen es auf höchstens dreißig Stundenkilometer.«
    In der nächsten Viertelstunde machte Signor Ponti sie mit ihren Fortbewegungsmitteln vertraut und zeigte ihnen, wie sie durch eine leichte Gewichtsverlagerung nach vorn Geschwindigkeit aufnehmen konnten. »Signore e signori, beim Aufsteigen müssen Sie behutsam sein, dann ist es leicht. Wenn Sie bremsen wollen, lehnen Sie sich einfach zurück«, sagte er. »Oder Sie strecken Ihr Hinterteil nachhinten, wie eine Ente. Das sieht zwar nicht sportlich aus, ist aber sicher. Wenn Sie nach rechts fahren, lehnen Sie sich nach rechts, wenn Sie nach links fahren wollen, nach links. Es gibt nichts, das einfacher wäre. Signore e signori, probieren Sie es aus, Sie können sich auch um die eigene Achse drehen oder rückwärts fahren. Das Gerät ist sehr sensibel, der Computer darin nimmt auch die kleinste Gewichtsverlagerung wahr. Wenn Sie erst einmal zehn Minuten gefahren sind, wird es Ihnen so vorkommen, als wären Sie und Ihr Segway eins. Sie stehen einfach da und rollen durch unsere schöne Stadt, verstehen Sie?«
    Unter dem kritischen Blick des Fremdenführers absolvierten alle eine kleine Proberunde. Sie nahmen eine Rechts- und eine Linkskurve, fuhren einen abgesenkten Bürgersteig hinauf und hinab, beschleunigten, stoppten und drehten sich um die eigene Achse. Signor Ponti nickte zufrieden. »Bene, jetzt kann es losgehen! Bitte bilden Sie eine Reihe und folgen Sie mir!«
    Sheila, deren Wangen glühten, sei es wegen der Hitze oder vor Begeisterung, heftete sich an Signor Ponti, und James schloss sich ihr an. In ihrem luftigen, hellblauen Baumwollrock und mit den blassen Beinen in bequemen Sandalen sah sie von hinten aus wie ein junges Mädchen. Dass Sheilas Haut nicht braun wurde, sondern allenfalls ein paar Sommersprossen hervorbrachte, störte ihn nicht, im Gegenteil. In diesem Punkt war er dem Schönheitsideal einer früheren Zeit verhaftet, in der helle Haut als vornehme Blässe galt. Aus seiner Kleinjungenzeit hatten sich, wenn auch uneingestanden, zäh Bruchstücke des viktorianischen Idealbildes von der Zartheit, Sensibilität und Verletzlichkeit des weiblichen Geschlechts gehalten, und so berührteihn der Anblick ihrer weißen Beine sehr. Sheila, die ihm mit ihrem Temperament, ihrer Vitalität und nicht zuletzt mit ihrem gesunden Appetit immer eher bodenständig erschienen war, wirkte plötzlich in dem weit schwingenden Sommerrock, der über den langen, hellen Beinen im Fahrtwind flatterte, wie eine verheißungsvolle, luftig-leicht daherschwebende Fee. Monty holte auf und fuhr neben ihm. »Kleines Wettrennen?«, krächzte er.
    »Von mir aus«, sagte James. »Aber was sagt Sinor Ponti dazu?«
    »War nur ein Scherz«, sagte Monty. »Die Dinger sind auch nicht ganz ungefährlich. In unserem Alter muss man aufpassen, dass man sich keinen Oberschenkelhalsbruch einfängt. Ich hatte einen Freund, dem das passiert ist, beim Fahrradfahren. Ein halbes Jahr später war er tot. Erst die viele Liegerei, dann ein geschwächtes Immunsystem, und die Keime im Krankenhaus haben ihm den Rest ...«
    »Vorsicht!«, rief James, und Monty schaffte es durch einen schnellen Haken gerade noch, einem Zeitungsständer haarscharf auszuweichen. Monty wurde blass und reihte sich wieder hinter James ein.
    Am Forum Romanum vorbei fuhren sie über die Via dei Fori Imperiali zur Piazza Venezia, bogen von dort in den belebten Corso Vittorio Emanuele II., und James atmete tief ein. Nach der frischen Seeluft tat es gut, endlich wieder Stadtluft zu atmen. Er sog das Gemisch aus heißem Asphalt und Abgasen genüsslich durch die Nase. Nach einiger Zeit bogen sie von der Hauptstraße in Seitenstraßen ab, doch gab es kein Entrinnen vor den Kleinwagen, dreirädrigen Minilastern und knatternden Vespas, die sich durch die engsten Gassen drängten. Schließlich hob Signor Ponti am Fontanadei Quattro Fiumi die Hand, sie stiegen von ihren

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