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Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Ferber
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James. »Ihre Mutter ist eine energische Person und wirkt überhaupt nicht so, als wäre sie der Typ für Pillen und Mittelchen aus dem Koffer eines Quacksalbers.«
    »Charles ist kein Quacksalber«, sagte Sheila lachend. »Und was meine Mutter angeht, da täuschen Sie sich. Sie stand immer schon darauf, wenn viel Wirbel um ihrePerson gemacht wird. Wahrscheinlich hätte Charles noch mehr Erfolg bei ihr, wenn er sich ein Bärenfell über den Kopf stülpen und in Ekstase um ihr Bett tanzen würde wie ein Medizinmann. Aber ich schätze, das würde gegen seine Ehre gehen.«
    Sheila sah auf ihre Uhr und gähnte. »Haben Jeremy und der Kapitän schon einen Plan, wie es weitergeht?«
    »Ja«, sagte James. »Jeremy hat mit dem Kapitän vereinbart, dass heute Nacht zwischen ein und drei Uhr zehn Angestellte jeden Winkel des Schiffes nach Eden absuchen. Der Kapitän war mäßig begeistert von dieser Sonderschicht, zumal Jeremy selbst auch mitmacht, also alles überwachen und selbstverständlich davon ausgehen wird, dass auch Kapitän Sullivan mit von der Partie ist.«
    »Und wie steht es mit Ihnen, James? Sind Sie dabei?«
    James winkte ab. »Das hat er mich auch gefragt.«
    »Und? Haben Sie etwa abgelehnt?«
    James lockerte seine Krawatte. »Diese ganze Aktion ist doch albern. Viel Lärm um nichts. Wenn Ihr Ex-Stiefvater das braucht, weil es ihm sonst zu langweilig ist, bitte schön. Aber ich werde mir ganz sicher nicht die Nacht um die Ohren schlagen wegen nichts und wieder nichts.«
    »Das ist ziemlich unhöflich, finden Sie nicht?«
    »Was ist unhöflich?«
    »Na, ihm das zu sagen, was Sie mir gerade gesagt haben.«
    James sah sie kopfschüttelnd an. »Natürlich habe ich das Jeremy so nicht gesagt. Ich habe ihm versichert, dass wir uns auf andere Weise an der Suche nach dem armen Kerl beteiligen werden, und zwar auf elektronischem Weg. Schauen wir, was wir im Internet über ihn herausfinden können.«Die sechs öffentlichen PC-Arbeitsplätze mit kostenlosem Internetzugang waren tagsüber fast immer besetzt, doch um diese nächtliche Zeit gehörte ihnen das Atrium fast allein. Nur ein uniformierter Angestellter hinter dem Tresen der Rezeption schaute kurz auf und nickte ihnen zu, vertiefte sich jedoch wieder in sein Buch, als er sah, dass James und Sheila nicht auf ihn, sondern auf eine der PC-Nischen zusteuerten. »Was genau haben Sie nun vor?«, fragte Sheila, während sie ihre Lesebrille aufsetzte.
    »Vielleicht spuckt Google etwas über den Mann Ihrer Mutter aus«, sagte James.
    Er tippte »Eden Philpotts« ein.
    »Lieber Himmel«, stöhnte Sheila, »490.000 Einträge, bis wir die alle gelesen haben, ist die Nacht vorbei.«
    »Nein, nicht nötig«, sagte James, während er Stichproben einzelner Seiten aufrief. »Sehen Sie hier, die Treffer beziehen sich allesamt auf einen Schriftsteller, der schon lange tot ist.«
    »Und was nun?«, fragte Sheila.
    »Das war nur ein erster Versuch.« James probierte es bei einigen Suchmaschinen, die auf das Auffinden von Menschen spezialisiert waren, erhielt allerdings auch dort nur Unbrauchbares. Er googelte den Canmore Golfclub, ging auf dessen Homepage und klickte auf »Kontakt«. Dann tippte er eine kurze Nachricht mit der dringenden Bitte um Rückruf wegen eines Notfalls, das Clubmitglied Eden Philpotts betreffend. Nachdem er die Nachricht gesendet hatte, loggte er sich in seinen E-Mail-Account ein. »Ich schreibe noch eine Nachricht an David Grenville«, erklärte er, »mit der Bitte, Edens Namen durch seine Systeme zu schicken. Vielleicht ist Eden ja kein unbeschriebenes Blatt.Wenn er ein Heiratsschwindler ist, dann ist Ihre Mutter mit Sicherheit nicht sein erstes Opfer.«
    »Warum denn nicht?«
    James sah Sheila verständnislos an. »In Edens Alter entwickelt man keine kriminelle Energie mehr, sie ist längst vorhanden.«
    »Was soll das denn heißen, James? Eden ist im selben Alter wie Sie und ich.« Sheila sah ihn kampflustig an. »Trauen Sie Leuten wie uns keine neuen Ideen mehr zu?«
    »Doch, sicher.«
    Sheila ließ nicht locker. »Sie meinen wirklich, wenn man so alt ist wie wir, bewegt sich alles in ruhigen Bahnen, und es gibt keine Überraschungen mehr, man probiert nichts Neues mehr aus? Es ist alles da, man entwickelt sich nicht mehr, sondern ist so wie früher, nur älter und schwächer?«
    »Nein«, sagte James. »Jedenfalls nicht unbedingt schwächer. Manches wird mit zunehmendem Alter auch stärker. Ihre Neigung beispielsweise, mir die Worte im Mund umzudrehen und

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