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Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Ferber
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verdrehte die Augen. »Nein.«
    Sheila reichte ihr ein Glas Orangensaft. »Aber du musst wenigstens etwas trinken.«
    Phyllis schob das Glas zur Seite. »Ich habe keinen Durst.«
    James griff nach dem Orangensaftglas und leerte es. »Geben Sie mir das Rührei, bevor es kalt wird«, sagte er zu Sheila. Während er aß, fühlte er Phyllis’ eisigen Blick auf sich gerichtet.
    »Sie sind der Einzige, der sich keinerlei Sorgen um meinen Mann zu machen scheint«, stellte Phyllis schließlich fest. »Darf ich fragen, warum es Sie so kaltlässt, dass er verschwunden ist?«
    James sah sie prüfend an. »Ich weiß nicht, ob Sie das hören wollen.«
    »Sonst würde ich nicht fragen.«
    »Ich mache mir mehr Sorgen um Sie als um Ihren Mann, Phyllis. Ich denke nach wie vor, dass Eden mit Absicht verschwunden ist und sein Verschwinden schon für vorgestern geplant hatte, als er nicht zum Landausflug mitkam. Hätten Sheila und ich ihn in Nizza nicht zufällig entdeckt, wäre er bereits vor zwei Tagen auf Nimmerwiedersehen aus Ihrem Leben verschwunden. Das Motiv liegt auf der Hand. Sie sind eine wohlhabende Frau, Phyllis, und Sie besitzen einige sehr wertvolle Schmuckstücke. Fehlt irgendetwas aus Ihrem persönlichen Besitz? Mein dringender Rat an Sie wäre auch, schnellstens Ihre Bankkonten sperren zu lassen.«
    »Eden ist kein Heiratsschwindler«, sagte Phyllis mit Nachdruck. Sie wandte sich an ihre Tochter. »Sheila, mach du bitte Mr Gerald begreiflich, dass deine Mutter nicht auf einen Heiratsschwindler hereinfällt.«
    Sheila sah James an und zog stumm die Augenbrauen hoch.
    »Es ist immerhin eine Theorie, die wir nicht völlig ausschließen sollten«, sprang Jeremy ihm bei. Er nickte James zu, in seinem Blick lag Anerkennung dafür, dass James es gewagt hatte, Phyllis auf diese wahrscheinliche, wenn auch schmerzliche Möglichkeit hinzuweisen. »Meine Liebe, vergiss nicht, dass Mr Gerald auf diesem Gebiet einiges mehran Erfahrung hat als wir. Leute wie Mr Gerald haben ein gutes Gespür für Menschen, die vorgeben, jemand anderes zu sein, als sie sind, das solltest du nicht vergessen.«
    »Das hat mit Gespür nichts zu tun«, sagte James. »Sondern damit, das Offensichtliche nicht zu übersehen. Das Offensichtliche ist das Wahrscheinliche, nicht wahr.«
    »Wie?«, fragte Phyllis.
    »Wenn Sie beispielsweise einen Mann sehen, der neben einer Leiche kniet und die Hände um ihren Hals gelegt hat, dann ist er sehr wahrscheinlich der Mörder. Nur im Krimi ist er jemand, der rein zufällig vorbeikam und gerade versucht, Erste Hilfe zu leisten«, erklärte James.
    Phyllis befingerte das Hörgerät an ihrem linken Ohr. »Jetzt geht es wieder. Können Sie das Letzte noch mal wiederholen, Mr Gerald? Das habe ich nicht richtig verstanden.«
    »Wenn ein Mann am einen Tag verschwindet«, erläuterte James geduldig, »etwas später durch Zufall entdeckt wird und ausführlich erklären kann, warum er verschwunden ist, dann glauben wir ihm natürlich. Wenn er aber am nächsten Tag gleich wieder verschwindet, diesmal aber nicht mehr auftaucht, so wäre eine logische Schlussfolgerung, dass es sich beim ersten Verschwinden um einen gescheiterten Versuch gehandelt hat, der beim zweiten Mal geglückt ist. Und wenn zusammen mit Eden etwas Wertvolles aus Ihrem Besitz abhandengekommen ist oder Ihr Konto abgeräumt wurde, dann ist offensichtlich nicht Eden das Opfer, sondern Sie, Phyllis, so leid es mir tut.«
    »Er ist kein Heiratsschwindler«, beharrte Phyllis. »Wie oft soll ich das noch sagen. Ich weiß das.«
    James seufzte und sah Sheila an. Sie ging vor dem Rollstuhlin die Knie, um ihrer Mutter in die Augen zu sehen, aber die hielt den Kopf starrköpfig gesenkt. »Mutter, wir brauchen einfach ein paar Fakten über Eden. Ich glaube ja auch nicht, dass er ein Heiratsschwindler ist, aber wir müssen möglichst viel über ihn wissen, damit wir ihn finden können. Das gehört zum normalen Vorgehen, wenn jemand vermisst wird.«
    Phyllis zeigte keinerlei Reaktion. »Höre auf deine Tochter, meine Liebe«, versuchte Jeremy es noch einmal. »Du solltest uns alles sagen, was du über ihn weißt.«
    Kapitän Sullivan betrat das Restaurant. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen, die Suchaktion, die sie nach Jeremys Bekunden erst um vier Uhr nachts beendet hatten, war ihm, im Gegensatz zu Jeremy, deutlich anzusehen. Jeremy, dachte James mit einem Anflug von Missgunst, gehört zu den wenigen Männern, die eine Nacht ohne Schlaf auch im hohen Alter noch

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