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Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Ferber
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schlossen, sie hatte mehr Widerstand erwartet. Im letzten Moment streckte sie ihre Hand zwischen die Türen, die sich daraufhin wieder öffneten. »Kommen Sie mal kurz, James! Ich brauche noch etwas von Ihnen.«
    Als er in der Kabine war, drückte sie den Sensor zum Schließen der Türen. »Geben Sie mir bitte Ihre Waffe«, flüsterte sie.
    »Was zum ...«
    Sie verdrehte die Augen. »Na, Sie haben mir doch eingeredet, dass hier ein Verrückter herumrennt, oder etwa nicht?«
    »Sie kennen sich doch überhaupt nicht ...«
    »Meine Güte, doch, sonst würde ich nicht fragen. Nun geben Sie schon her.«
    »Auf gar keinen Fall. Die Pistole bleibt, wo sie ist. Dann spiele ich eben mit Ihnen den Babysitter, wie ich es ohnehin wollte. Aber ganz sicher werde ich Ihnen meine Waffe nicht geben.«
    »Na schön, wie Sie wollen.« Sie hielt sie ihm das Kind entgegen. »Nehmen Sie wenigstens mal kurz den Kleinen!« Reflexartig streckte er die Arme nach Jamie aus. Diesen Moment nutzte Sheila, um unter sein Jackett zu greifen und mit einem geschickten Handgriff seine Halbautomatikpistole aus dem Holster zu ziehen. James setzte Jamie unsanft ab, schnappte nach ihrem Arm und drehte ihn nach hinten.
    »Geben Sie her, das ist kein Spielzeug!« Sheila schrie auf vor Schmerz, hielt die Pistole aber fest umkrampft. Der kleine Jamie begann verängstigt zu weinen. In diesem Augenblick öffnete sich die Aufzugtür wieder, und ein jungesMädchen trat unsicher grüßend ein. Sofort ließ James von Sheila ab, woraufhin sie sich zu dem weinenden Jamie hinunterbeugte, ihn auf den Arm nahm und dabei unauffällig die Pistole unter der Jacke ihres Kostüms verschwinden ließ.
    »Welches Deck?«, fragte James das Mädchen, liebenswürdig lächelnd.
    »Siebtes«, antwortete das Mädchen mit dünner Stimme.
    »Das trifft sich gut«, sagte Sheila schnell. »Da wollen wir nämlich auch hin, zu den Kabinen. Jamie, drück mal hier auf dieses Feld, kommst du da schon dran? Aber warte, zuerst lassen wir Onkel James raus, damit er den Auftritt von Onkel Luigi nicht verpasst.«
    James stand vor der geschlossenen Aufzugtür und überlegte, ob er die Treppe nehmen oder auf den nächsten Aufzug warten sollte, um Sheila zu folgen. Immerhin war es vernünftig von ihr, mit Jamie in ihre Kabine zu gehen, denn in einem abschließbaren Raum wäre sie sicher: sowohl vor einem möglichen Killer als auch davor, dass das quirlige Kleinkind irgendwelchen Unsinn anstellte oder ihr gar entwischte. Er nahm die Treppe, weil er zu nervös war, um zu warten, bis endlich ein Aufzug kam. Wenig später donnerte er mit der Faust an ihre Kabinentür. »Machen Sie auf, Sheila!« Doch nichts tat sich. Er legte das Ohr an die Kabinentür und lauschte. Nichts. Er stellte sich vor, wie Sheila in diesem Moment auf der anderen Seite der Tür stand und ihren Zeigefinger an den Mund gelegt hatte, um Jamie zu bedeuten, keinen Mucks von sich zu geben. Hastig öffnete er die Tür zu seiner eigenen Kabine, ging durch zum Balkon und spähte von dort in Sheilas Kabine. Er fluchte: Es war wirklichniemand da. Sie hatte ihn reingelegt und nur abhängen wollen. Na warte, dachte er und zog das Empfangsgerät für den Peilsender aus dem Jackett, mit dem er bis auf einen Meter genau feststellen konnte, in welchem Bereich des Schiffes Sheila sich gerade befand. Allerdings war schwer zu sagen, in welchem Stockwerk. Er beschloss, von Deck 10 abwärts nach den beiden zu suchen. Auf Deck 10 gab es in dem Bereich, in dem sich Sheila laut Peilsender aufhielt, das Eiscafé, und es schien ihm recht wahrscheinlich, dass Sheila mit Jamie dorthin gegangen war. James’ Magen zog sich zusammen beim Gedanken daran, dass Sheila mit einer geladenen Halbautomatik auf dem Schiff herumlief. Er bereute, dass er sich vor Jahren nach einer Betriebsfeier dazu hatte überreden lassen, ihr seine Waffe zu zeigen. Jetzt bildete sie sich allen Ernstes ein, damit umgehen zu können. Aber eine Pistole nützte nur dann etwas, wenn man sie erstens bedienen konnte und zweitens auch fähig war abzudrücken. Sheila würde weder das eine noch das andere können, und jeder, der sich mit Waffen auskannte, würde das sofort erkennen. Sheila wäre ihre Waffe los, bevor sie bis drei zählen könnte, und dann würde sich die Pistole im wahrsten Sinne des Wortes gegen sie selbst richten.
    Auf Deck 10 angekommen, versuchte er vergeblich, sich mit dem Gedanken zu beruhigen, dass die Dinge selten den schlimmstmöglichen Verlauf nahmen. Zu seiner

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