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Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst

Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst

Titel: Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Ferber
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wenig Gesellschaft leisten, sicherlich war das gestern ein schwerer Tag für Sie.«
    »Wie feinfühlig von Ihnen, Julius.« Eleonora wies lächelnd auf einen freien Platz. »Setzen Sie sich doch.«
    James nutzte die Gelegenheit, um sich zu verabschieden, und winkte Katie herbei, die soeben eine ältere Dame im Rollstuhl zum Fernseher geschoben hatte. Auf dem Weg zu seinem Apartment versuchte er gar nicht erst, mit ihr zu reden. Er hatte den Eindruck, dass Katie dankbar dafür war   – wie ein Taxifahrer, der nach einem langen Arbeitstag der ewigen Plauderei mit den Fahrgästen überdrüssig ist.
     
    Allein in seinem Zimmer, rief er als Erstes Sheila Humphrey an. »Sheila, ich brauche unbedingt meinen Gehwagen. Ich hänge hier bei jedem Schritt am Arm von irgendjemandem, das ist äußerst unerfreulich. Könnten Sie ihn mir bitte schicken?«
    »Gott sei Dank, es geht Ihnen gut!«, rief Sheila erfreut aus. James hielt den Hörer in einiger Entfernung vom Ohr, während sie weitersprach, denn lange Jahre als Chefsekretärin hatten eine durchdringende Telefonstimme ausgebildet. »Ich habe mir Sorgen gemacht, weil ich seit gestern nichts mehr von Ihnen gehört habe. Warum haben Sie nicht zurückgerufen? Ich habe schon viermal versucht, Sie anzurufen.«
    »Der Akku war leer«, log James. Er hatte eine starke Abneigung gegen als Sorge verpackte weibliche Bevormundung.
    »Wie gefällt es Ihnen denn dort?«, fragte Sheila. »Haben Sie schon etwas herausgefunden über Williams Tod?«
    »Sheila, bitte nicht am Telefon. Das hatten wir doch besprochen, nicht wahr.«
    »Entschuldigen Sie«, sagte Sheila mit einem scherzhaften Unterton, den James völlig unpassend fand. Kurz vor seiner Abreise hatte sie etwas von ›Cluedo in Echtgröße‹ gemurmelt, was er ihr äußerst übel genommen hatte. Sie hielt das Ganze wohl für einen amüsanten Spleen.
    »Ich kümmere mich um den Rollator und melde mich wieder«, versprach Sheila. »Passen Sie auf sich auf, James!«
     
    Als Nächstes rief James Williams Tochter Stella an. Nach einem anstrengenden Monolog eines ihrer Kinder, bei dem es, so viel James verstehen konnte, um einen geklauten Bagger und einen gemeinen Jungen namens Harry ging, bekam er sie endlich ans Telefon.
    »James, wie schön, dass Sie anrufen!«, sagte Stella, leicht außer Atem. Sie hatte dieselbe Art zu sprechen wie ihr Vater.
    »Es tut mir leid, dass ich nicht zur Beerdigung kommen konnte«, sagte James. »Ich wäre gern dabei gewesen.«
    »Das weiß ich«, sagte Stella. »Geht es Ihnen wieder besser?«
    »Der Arzt meint, man müsse Geduld haben. Ansonsten geht es mir gut, solange Sie nicht nach den Details fragen.«
    »Das hat mein Vater auch immer gesagt.«
    James zögerte. »Er fehlt Ihnen, nicht wahr?«
    »Ich versuche, mich abzulenken. Die Kinder helfen dabei. Aber es ist, als ob eine Wunde unter einem dicken Verband pocht.« Sie legte eine Hand auf die Sprechmuschel, um ihre Stimme zu dämpfen, und James hörte, wie sie zu ihrem Sohn sprach: »Leg das auf der Stelle wieder hin! Nein, Mama telefoniert. Na gut, einen Keks, aber nur einen!« Dann war Stella wieder am Telefon. »Manchmal erlebe ich etwas und denke, das muss ich unbedingt Dad erzählen, und dann fällt mir wieder ein, dass er tot ist. Diese Augenblicke sind furchtbar.«
    »Ja, das glaube ich.«
    Sie schwiegen kurz, dann kam James zum Grund seines Anrufs: »Stella, hat man Ihnen schon die persönlichen Dinge Ihres Vaters zukommen lassen?«
    »Ja, sie sind bereits zwei Tage nach seinem Tod hier eingetroffen, warum fragen Sie?«
    »War ein Handy dabei?«
    »Seltsam, dass Sie das fragen. Ich habe schon in Eaglehurst angerufen und danach gefragt, aber ohne Erfolg. Man wusste von nichts, angeblich. Ich weiß, dass mein Vater eins hatte. Ich vermute, jemand hat es sich unter den Nagel gerissen, aber beweisen kann ich das natürlich nicht.«
    »Gab es ein Tagebuch, einen Terminkalender oder etwas Ähnliches?«
    »Ich glaube nicht. Warum fragen Sie? Stimmt etwas nicht?«
    »Möglicherweise«, sagte James. »Wissen Sie, ich wohne seit gestern in Eaglehurst. Es kann auch alles ganz harmlos sein. Ich melde mich aber auf jeden Fall, falls ich etwas herausfinden sollte.«
    »Aber warum sind Sie jetzt auch in diesem Seniorenheim?«, fragte Stella aufgeregt. »Warum in aller Welt Hastings? Ich verstehe das nicht. Ich habe, bis die Nachricht von seinem Tod kam, nicht einmal gewusst, dass Dad dort war. Uns hat er gesagt, er würde in Kent Urlaub machen.«
    »Wie

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