Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst
abgeholt habe, James.«
»Haben Sie denn was rausgefunden im ›Eight Bells‹?«, fragte der junge Mann.
»Ja und nein«, sagte James.
»Wie?«
»Stellen Sie sich vor, Sie sind in einem Raum eingeschlossen, und es gibt ein paar Türen«, erklärte Sheila. »Sie probieren die erste aus, sie ist abgeschlossen. Bei der nächsten haben Sie Glück, sie lässt sich öffnen, und Sie denken: Prima, ich hab den Ausgang gefunden. Aber alles, was Sie sehen, ist ein weiterer Raum mit vielen Türen. Und so weiter.«
»Aha«, sagte der Taxifahrer. »Sie tappen also im Dunkeln.«
»Nein, wir müssen einfach noch ein paar Türen ausprobieren.« Sheila unterdrückte ein Gähnen. »Diese Nacht im Conquest Hospital steckt mir noch in den Knochen. Ständig piepste ein Gerät auf dem Flur, und von Ausschlafen konnte keine Rede sein.«
»Versuchen Sie, sich auszuruhen«, riet James. »Wer weiß, was dieser Tag noch für Überraschungen bereit hält.«
Sie nickte, lehnte sich zurück und schloss die Augen.
»Sheila?«, sagte er nach einer Weile.
»Mh.«
»Was ich noch sagen wollte … Danke.«
»Schon gut. – James?«
»Ja?«
»Sprechen Sie mich nicht noch mal an.«
»Habe ich Sie geweckt?«
»Mh.«
»Pardon. Schlafen Sie gut.«
Der Taxifahrer grinste, als er wenig später beim Blick in den Rückspiegel seine schlafenden Fahrgäste sah. Doch während Sheila in Tiefschlaf gefallen war und laut schnarchte, hielt James nur die Augen geschlossen und dachte an William. Sich feige davonzustehlen, das passte so ganz und gar nicht zu William. Jedenfalls nicht zu dem William, den er gekannt hatte. Aber offensichtlich hatte er einiges nicht mitbekommen, was seinen besten Freund anging.
Mrs White saß am Empfang und lächelte mit routinierter Herzlichkeit, als James und Sheila eine knappe Stunde später die Eingangshalle betraten.
»Wir haben uns schon Sorgen um Sie gemacht, Mr Gerald!«
James lächelte charmant. »Oh, wie liebenswürdig von Ihnen, Mrs White. Aber ganz unnötig. Darf ich Ihnen eine liebe alte Freundin von mir vorstellen: Mrs Humphrey. Ich habe ihr ein wenig die Stadt gezeigt. Sie spielt mit dem Gedanken, sich in Hastings niederzulassen, und ich habe versucht, sie für Eaglehurst zu gewinnen.« Er wendete sich Sheila zu, die mit ihren schlafroten Wangen, den zerdrückten Locken und dem Abdruck des Anschnallgurtes, der quer über ihre rechte Wange verlief, noch etwas derangiert wirkte. »Nicht wahr, Sheila, wie ich gesagt habe. Ein herrliches Gebäude, erstklassige Lage am Meer, und dazu eine sehr warme Atmosphäre. Sie würden sich gut aufgehoben fühlen. Und wenn Sie erst einmal das berühmte Frühstück von Mrs Simmons gekostet haben, kommt gar nichts anderes mehr für Sie infrage.«
Mrs White kam hinter dem Tresen hervor und streckte die Hand aus, die Sheila automatisch ergriff. »So, Sie möchten sich hier umsehen?« Sheila war zu perplex, um zu antworten, und nickte nur, während Mrs White ihre Hand in feuchterUmklammerung hielt. »Aber gerne, Mrs Humphrey«, fuhr Mrs White fort, »wir freuen uns immer über Familienzuwachs.« Sie lachte über ihren eigenen Scherz.
»Apropos Familie«, sagte James, »wie geht es Ihrer Tochter heute? Hat sie sich von dem kleinen Unfall erholt?«
»Ja, danke, es geht ihr wieder ausgezeichnet.« James fiel auf, dass sich Mrs Whites Hand bei diesen Worten fest um das Taschentuch krampfte, das sie in ihrer Linken hielt.
»Mrs Humphrey will alles über Eaglehurst wissen«, sagte James, »und ich frage mich, ob Sie eventuell einen Augenblick Zeit für uns hätten?«
»Natürlich«, sagte Mrs White. Sie deutete auf die Sitzgruppe in der Halle. »Nehmen Sie doch Platz!«
James hüstelte. »Hier? Es ist doch ein wenig – wie soll ich sagen – öffentlich in der Halle. Und ehrlich gesagt sind wir auch ein wenig durstig nach unserem Stadtbummel.«
»Oh, ich verstehe, entschuldigen Sie, wie gedankenlos von mir. Am besten, Mr Gerald, Sie gehen mit Mrs Humphrey schon in den Salon und bestellen Getränke, natürlich aufs Haus. Ich bin in einer Minute bei Ihnen. Ich muss nur noch schnell etwas am Computer abspeichern, dann komme ich und stehe Ihnen gern zur Verfügung.«
»Es hätte nicht geschadet, wenn Sie mich vorher eingeweiht hätten, was Sie vorhaben«, zischte Sheila, als sie zum Salon gingen.
»Sie schienen mir noch nicht sehr aufnahmefähig. Ich habe selten jemanden erlebt, der einen so tiefen Schlaf hat wie Sie. Neben Ihnen hätte eine Bombe
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