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Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst

Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst

Titel: Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Ferber
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ist Mr Maddisons Tod
die
Sensation in Eaglehurst. So sind unsere Leutchen nun mal.« Sie sah ihm eindringlich in die Augen. »Aber Sie, Mr Gerald, Sie sind doch vom Fach. Ich meine, es hat sich inzwischen herumgesprochen, was Sie früher gemacht haben. Sie werden sich doch nicht durch dieses Gerede beeinflussen lassen. Sie sind jemand, der sich an Tatsachen orientiert.«
    Sie wurden durch Katie unterbrochen, die den Tee brachte.
    »Danke, Kind«, beeilte sich Mrs White zu sagen, »stell das Tablett einfach hier ab, ich mache das schon.«
    Mit einem leichten Klirren stellte Katie das Tablett auf den Tisch.
    »Apropos Tatsachen, was macht Ihre Beule am Kopf?«, erkundigte sich James.
    »Wieder okay.« Katies Gesicht war wie immer blass, ihre dunklen Augen waren mit dickem schwarzem Kajal betont, und an einem Lederband, das um ihren Hals geschlungen war, hing ein umgekehrtes Kreuz. Nur der Piercingschmuck an den Augenbrauen fehlte, stattdessen waren winzige Löcher zu sehen. Sie trug einen dünnen schwarzen Pullover, unter dem sich der helle BH abzeichnete, einen kurzen, rot karierten Rock und darunter schwarze Netzstrümpfe. Die schlanken Beine steckten in schwarzen Springerstiefeln. Offensichtlich hatte sich die resolute Mrs White in Sachen Kleiderordnung bei ihrer pubertierenden Tochter nicht durchsetzen können. Das übrige Pflegepersonal von Eaglehurst trug sportlich-gepflegte Freizeitkleidung, wie sie in einen Golfclub passen würde.
    »Alles bestens«, sagte Mrs White lächelnd. »Sie hat einen guten Schutzengel gehabt.«
    James beachtete sie nicht und wendete sich an die Tochter. »Haben Sie eine Ahnung, wer es war?«
    Katies große dunkle Augen weiteten sich. »Was?«
    »Wer Sie niedergeschlagen hat«, präzisierte James.
    Katie wich seinem Blick aus.
    »Niedergeschlagen, so ein Unsinn«, sagte Mrs White schnell. »Als Mutter reagiert man natürlich erst einmal hysterisch. Da liegt das eigene Kind am Boden, und man dreht durch. Dabei hätte ich es gleich wissen müssen. Sehen Sie sich diese Schuhe an. Kein Wunder, wenn man damit über die eigenen Füße stolpert. Nicht wahr, Spätzchen?«
    Katie verdrehte genervt die Augen. »Du machst es schon wieder!«
    »Was denn?«
    »Ach, vergiss es.« Katie drehte sich ohne ein weiteres Wort um und stampfte davon.
    Mrs White sah ihr nach. »Schwieriges Alter«, sagte sie. »Esist, als würden wir nicht mehr dieselbe Sprache sprechen. Ich weiß nicht, was ich jetzt schon wieder falsch gemacht habe.«
    »Vielleicht sollten Sie sie nicht mehr mit ›Spätzchen‹ anreden«, bemerkte James.
    Mrs White zuckte mit den Schultern. »Ach, es gibt tausend Sachen, die ich nicht mehr sagen darf, und ich denke, am liebsten wäre es ihr, überhaupt nicht mehr mit mir zu reden. Alles, was ich sage, ist plötzlich falsch oder sie kriegt es in den falschen Hals.« Sie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. »Mr Gerald, ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie niemandem davon erzählen   – ich meine, dass ich im ersten Moment dachte, jemand hätte Katie niedergeschlagen. Es ist mir absolut unangenehm. Aber ich war schockiert. Mir blieb das Herz stehen, als ich sie auf dem Boden liegen sah und sie sich nicht rührte. Sie ist doch alles, was ich habe. Und jetzt ist Katie wütend auf mich, weil ich so hysterisch war. Sie findet mich peinlich. Und es war ja auch dumm von mir, ich meine, sagen Sie selbst, wer sollte so etwas tun?«
    »Ja«, sagte James liebenswürdig. »Ich selbst konnte mir auch nicht vorstellen, dass jemand Katie ein Leid antun wollte. Er räusperte sich und senkte die Stimme ebenfalls. »Obwohl mir von mehreren Seiten Vermutungen zu Ohren gekommen sind, wer dafür eventuell doch infrage käme.«
    Mrs White seufzte. »Ja, ich kann mir denken, auf wen sich diese Vermutungen beziehen.«
    »Tatsächlich?«
    »Natürlich. Edith Hideous.«
    »Bingo.« James lächelte. »Und wissen Sie auch, wer diese Vermutung geäußert hat?«
    »Da käme fast jeder in Betracht. Besonders das Pflegepersonal. Mrs Edith Hideous gehört nicht zu den Leuten, denen daran liegt, beliebt zu sein.« Mrs White sah auf ihre Armbanduhr.»Ich sollte vielleicht einmal nach Ihrer Bekannten schauen, ob alles in Ordnung ist.«
    »Nein«, sagte James schnell, »das ist normal bei Mrs Humphrey. Sie braucht   – meistens recht lange.«
    Mrs White blickte amüsiert auf. »Na, Sie scheinen sie gut zu kennen.«
    »Wir sind immerhin alte Kollegen.«
    »Büro-Ehen sind die haltbarsten, heißt es.«
    »Büro-Ehe, so

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