Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst
wohin du eigentlich nicht gehen willst. Geh dorthin, wo es weh tut. Dort sitzt der Knoten, den du lösen musst.«
»William hat Selbstmord begangen, Maddison ist wahrscheinlich aus Schusseligkeit Opfer seiner eigenen Giftpanscherei geworden. Das ist alles. Und wo ist da der Knoten?«
»Wer hat denn Katie niedergeschlagen?«
»Wahrscheinlich niemand. Ich denke, sie ist tatsächlich über ihre eigenen Füße gestolpert.«
»Und wer hat den Zettel mit dem Limerick auf Ihr Bett gelegt?«
James lachte bitter auf. »Das würde ich Rupert zutrauen. Er hat sich schließlich schon die ganze Zeit über mich lustig gemacht.«
»Und das Minus auf dem Eaglehurst-Konto? Wie erklären Sie sich das?«
James zuckte die Schultern. »Instandsetzungsarbeiten am Haus, eine neue Heizungsanlage …«
»Ach, James. Das glauben Sie doch alles selbst nicht, oder? Und die Möwe ist am Ende wirklich von dem kleinen Jungen auf dem Dreirad überfahren worden?«
»Nein«, sagte James geduldig. »Die Kügelchen waren wirklich giftig, das war doch das Zeug, das William im Klavier versteckt hielt und mit dem er sich umgebracht hat.«
Der Taxifahrer näherte sich im Laufschritt von der anderen Seite des Parkplatzes und winkte ihnen überschwänglich zu.
»Okay«, sagte Sheila, »zugegeben, da haben Sie recht. Aber was ist mit dem Taxifahrer? Was ist, wenn der Taxifahrer die Wahrheit gesagt hat? Wenn uns in Dover wirklich ein Auto verfolgt hat?«
»Wenn, wenn, wenn.«
»Genau. Wenn, wenn, wenn. Es gibt einfach zu viele Fragezeichen, um jetzt einfach aufzugeben. Außerdem ist das gar nicht Ihre Art, James.«
James sah sie an, öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Er schob ein paar Meter weiter und hielt wieder an. »Also gut, Sie Nervensäge. Vielleicht haben Sie recht.«
»Was sagten Sie gerade, James?«
»Nervensäge.«
»Nein, das, was danach kam«, sagte Sheila lächelnd.
»Weiß ich nicht mehr.«
Als sie zum Taxi gingen, schlug sich Sheila an den Kopf. »Ich habe den Wintergarten ganz vergessen!«
»Wir machen einen Umweg über Hampstead und setzen Sie dort ab«, schlug James vor. »Der Taxifahrer wird sich über das Extrageld freuen.«
Sheila winkte ab. »Nicht nötig. Dieser junge Mann aus der Nachbarschaft ist sehr hilfsbereit. Ich werde ihn einfach bitten,noch ein paar Tage länger nach den Pflanzen zu schauen. Das macht er gern.«
»Heißt das etwa, Sie beabsichtigen, sich nun ebenfalls in Eaglehurst einzuquartieren?« James war alarmiert.
Sie nahm ihr Handy aus der Tasche. »Steigen Sie schon mal ein!«
»Tun die Leute eigentlich immer, was Sie sagen?«, fragte James, als Sheila sich nach dem kurzen Gespräch selbstzufrieden wie eine raubsatte Katze neben ihn auf die Rückbank setzte.
Sie sah ihn an nachdenklich an. »Es gibt Ausnahmen.«
Kapitel 17
»Was schätzen Sie«, fragte James den Taxifahrer, »wie lange werden wir bis Hastings brauchen?«
»Spätestens um fünf sind wir da.« Der junge Mann grinste Sheila und James im Rückspiegel an. »Es sei denn natürlich, Sie wollen, dass ich ein bisschen
Need for speed
spiele.«
»
Need for
was?«, fragte Sheila verständnislos.
»
Need for speed
«, raunte James ihr zu. »Unser junger Freund bildet sich offenbar in seiner Freizeit mit Spielkonsolen-Autorennen fort.« Er wendete sich an den Taxifahrer. »Apropos
Need for Speed.
Sagen Sie, wollten Sie uns eigentlich nur auf den Arm nehmen, als Sie in Hastings plötzlich Vollgas gegeben haben und in die Tiefgarage gefahren sind? Mussten Sie nur zur Toilette, oder war da tatsächlich ein Auto, das uns gefolgt ist? Seien Sie bitte ehrlich, es ist wirklich sehr, sehr wichtig.«
»Da war wirklich ein Auto«, beteuerte der Taxifahrer. »Echt jetzt. Vorher hab ich gedacht, dass Sie ein bisschen paranoid sind, Verfolgungswahn und so, aber dann hab ich den schwarzen Wagen im Rückspiegel gesehen und gedacht, Mann, da ist doch was dran. Ehrlich gesagt, ich find Eaglehurst sowieso irgendwie unheimlich.«
»Ach ja?«, fragte James interessiert. »Inwiefern?«
Der Taxifahrer zuckte mit den Schultern. »Na ja, ist wahrscheinlich Einbildung. Keine Ahnung. Immer wenn ich da reingehe, komme ich mir vor, als wenn ich meinen ersten Tag imneuen Job hätte. Man hat ständig Angst, was falsch zu machen, und dabei das Gefühl, dass alle zu einem hingucken.«
»Ja«, sagte Sheila nachdenklich. »Dieses Gefühl, beobachtet zu werden. Ich hatte es auch, als wir neulich in der Halle saßen. Und auch, als ich Sie heute Morgen
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