Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst
Bennett auf dem Gewissen. Dabei hat Mrs White sich gerade um diese Frau besonders aufopfernd gekümmert. Sie nannte sie Tante Madge, sie war eine alte Freundin ihrer Mutter, die ihr sehr nahe stand. Als Mrs White gehört hatte, dass Mrs Bennett, die schwer krebskrank war, in ein staatliches Pflegeheim kommen sollte – ihre Rente reichte nicht aus, um sich etwas Anständiges zu leisten –, hat sie sofort alles in die Wege geleitet, um sie nach Eaglehurst zu holen. Glauben Sie mir, ich hätte ›Plötzlichen Herztod‹ angekreuzt, wenn ich geahnt hätte, welche Folgen mein Kreuz auf dem Totenschein haben würde.«
»Was haben die Ermittlungen von Inspektor Ruthersford damals ergeben?«
Dr. Goat zuckte die Schultern. »Natürlich nichts. Das war mir gleich klar. Aber Sie können sich vorstellen, wie schrecklich das Ganze für Mrs White war. Wenn sich solch ein Verdacht herumgesprochen hätte, sie hätte einpacken können. Vielleicht verstehen Sie jetzt, warum es mich stört, wenn Sie so herumbohren.«
James reichte ihm die Hand. »Ja, jetzt ist mir einiges klarer geworden. Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit.«
»Vergessen Sie Ihre Medizin nicht!«
Kapitel 19
Als er sein Apartment betrat, saß Sheila, genau wie er vermutet hatte, bereits am Computer.
»Haben Sie etwas gefunden?«
Sheila schüttelte den Kopf. »Es gibt eine Menge Abrechnungen und Kalkulationen, aber soweit ich sehen kann, ist alles in Ordnung. Nichts Auffälliges jedenfalls. Sehen Sie selbst.«
»Nein, ich glaube Ihnen«, sagte James und setzte sich in seinen Sessel am Fenster. »Stört es Sie, wenn ich mir eine Zigarre anzünde?«
»Warum so höflich, James. Würden Sie es denn lassen, wenn es mich stören würde?«
James nahm sich eine Zigarre aus der Packung. »Natürlich. Aber es hat Sie früher nie gestört, wenn ich in Ihrem Büro geraucht habe, nicht wahr?«
»Natürlich hat es mich gestört, wenn ich beim Tippen vor Qualm kaum noch meine eigenen Finger sehen konnte.«
»Ich dachte immer, Sie mögen es irgendwie.«
»Ach, James, ich mochte es, wenn Sie zwischendurch in mein Büro gekommen sind. Es war immer schön, mit Ihnen zu plaudern. Aber ehrlich, die dicke Luft und den Gestank in den Kleidern hinterher, das habe ich nicht unbedingt gebraucht.«
Er sah sie irritiert an. »Warum haben Sie nie etwas gesagt?«
Sie gab keine Antwort.
James legte die Zigarre wieder in die Schachtel zurück. »Rauchenist momentan eh Gift für mich.« Er sah auf die Uhr und kramte das Phosphorus-Fläschchen hervor. »Apropos Gift. Zeit für meine nächsten Pillen.«
»Was ist das?«, fragte sie.
»Meine Wunderdroge vom Globuli-Guru. Phosphorus, was immer das ist.«
Sheila schnellte von ihrem Schreibtischstuhl hoch, lief zu ihm und schnappte ihm das Fläschchen aus der Hand. »Sind Sie von allen guten Geistern verlassen?«
»Wenn er mich hätte vergiften wollen, hätte Dr. Goat es schon getan, nicht wahr. Die erste Dosis hat er mir nämlich gleich an Ort und Stelle verpasst.«
Sheila war fassungslos. »Soll das heißen, Sie haben schon was davon genommen?«
»Phosphorus, C 30. Sie sind doch die Spezialistin von uns beiden, wie wirkt denn das?«
»Wie konnten Sie sich nur diesem Scharlatan ausliefern! Heute Morgen vergiften Sie eine Möwe mit diesen Kügelchen, und jetzt schlucken Sie sie selbst.«
»Es waren nicht dieselben Kügelchen.« James zog das andere braune Fläschchen aus der Taschen seines Jacketts.
»Woher wollen Sie das wissen?«
»Instinkt. Menschenkenntnis. Nennen Sie es, wie Sie wollen. Jedenfalls hat Dr. Goat nichts mit der Sache zu tun, und jetzt, da er die günstige Gelegenheit ungenutzt verstreichen ließ, mich um die Ecke zu bringen, sind hoffentlich auch Sie überzeugt davon.«
Sheila verschränkte die Arme vor der Brust. Zwischen ihren Augenbrauen erschienen zwei unschöne Zornesfalten. »Ich kenne Sie zu gut. Sie verlassen sich doch nicht nur auf Ihren Instinkt. Sagen Sie mir, was Sie wissen, sonst bleibe ich keinen Augenblick länger hier. Ich habe es satt, dass Sie mich im Dunkelnherumtappen lassen und wie Ihr Hündchen behandeln, das Ihnen überall hinterherrennt, aber keinen blassen Schimmer hat, was als Nächstes passiert.«
Eine ganze Weile hörte man nichts, bis auf den gedämpften Verkehrslärm. James erwiderte Sheilas durchdringenden Blick, und ihm wurde klar, dass es ihr ernst war. Normalerweise fiel es ihm leicht, mit einer witzigen Bemerkung die Lachfältchen an ihren Augen wieder
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