Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst
versunken eine Zigarre aus der Kiste, zündete sie an und zog ein paarmal kräftig, bis sie brannte. »Diese Frage habe ich mir auch schon gestellt. Wie es aussieht, ist Mr Maddison erst nach dem Tod dieser Frau, die Mrs White Tante Madge nannte, hierhergekommen. Wahrscheinlich hatte Mrs White die Medikamente zur Sterbehilfe von Maddison bekommen. Als sie dann erpresst wurde, hat sie ihn um Hilfe gebeten. Maddison kam nach Eaglehurst,um zu helfen, und fühlte sich so wohl, dass er blieb. Was die Erpressung anging, kam er aber nicht weiter. Deshalb bat er seinen alten Freund William um Rat, denn er wusste, dass der früher beim SIS war.« James lächelte versonnen. »Ich kann mir vorstellen, wie sehr sich William über diesen Hilferuf von Maddison gefreut hat. Er saß traurig und deprimiert zu Hause, und plötzlich hatte er wieder eine Aufgabe. Eine spannende noch dazu. Ein Abenteuer.«
»William hat also nicht Selbstmord begangen?«
James schüttelte den Kopf. »Nein, da bin ich inzwischen sicher. Und ich bin froh darüber. Wissen Sie, ich hatte ein schlechtes Gewissen wegen dem Brief – der mit dem Limerick, der mich erst nach seinem Tod erreichte. Ich dachte, vielleicht war das ein versteckter Hilferuf, vielleicht war der Tiger ein Bild für die Depression, die ihn verschlang, und wenn ich früher reagiert hätte, dann wäre er möglicherweise noch am Leben.«
»Du meine Güte«, sagte Sheila. »Sehen Sie, James, wie wichtig es war, weiterzumachen.«
»Ja. Und wahrscheinlich hat William mich deshalb gebeten, ihn anzurufen, weil er mir erzählen wollte, dass er auf seine alten Tage wieder in seine frühere Rolle geschlüpft war und einen Fall gelöst hatte. Er war stolz darauf und wollte das Erlebte mit mir teilen, so wie wir uns früher immer gegenseitig von unseren Abenteuern berichtet haben. Armer William. Er hatte keine Ahnung, dass es sein letztes Abenteuer sein würde. Er hat den Täter offensichtlich unterschätzt.
»Oder
die Täterin
«, sagte Sheila. Es sei denn, Sie wissen mehr als ich, nämlich dass es ein Mann war?«
»Oder
die Täterin
«, bestätigte James. Er sah auf seine brennende Zigarre, drückte sie schnell aus und blickte Sheila schuldbewusst an.
Sie winkte ab. »Ist schon gut.«
»Aber wir beide werden das, was William angefangen hat, vollenden«, sagte er entschlossen.
»Und wie?«
»Vielleicht«, sagte James geheimnisvoll, »muss ich das Mäuschen spielen, um unseren Tiger in die Falle zu locken.«
Sheila pustete sich eine Locke aus der Stirn. »Großartig, und am Ende sind Sie genauso mausetot wie William und Maddison. Den Täter oder die Täterin zu unterschätzen wäre das Dümmste, was Sie jetzt tun könnten. Er oder sie will doch nur, dass Sie mit ihm Katz und Maus spielen.«
»Nein, wir haben einen Vorteil gegenüber William und Maddison.«
»Und der wäre?«
»Er oder sie ist inzwischen sehr, sehr nervös. Wer nervös ist, macht Fehler und kommt aus seiner Deckung heraus. Katie niederzuschlagen war ganz offenbar eine kurzfristig geplante Aktion, und es war reines Glück, dass er oder sie nicht dabei entdeckt wurde. Dasselbe gilt für die Autoverfolgungsjagd.«
Sheila fasste sich an die Stirn. »James, mir ist gerade etwas eingefallen. Warum sind wir nicht früher daraufgekommen? Der Täter hat uns im Auto verfolgt. Damit scheiden die alten Leute, die hier wohnen, als Täter aus. Keiner hier besitzt ein Auto, oder?«
James nickte nachdenklich. »Zumindest unwahrscheinlich. Was aber nicht automatisch heißen muss, dass er oder sie nicht doch noch fahren könnte, wenn es darauf ankommt. Unser Tiger scheint ja sehr vielseitig zu sein. Aber wer weiß, ob die Geschichte unseres Taxifahrers wirklich stimmt. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob der junge Mann sich nicht nur einen kleinen Scherz mit uns erlaubt hat.« Er sah auf die Uhr. »Kommen Sie, Sheila, lassen Sie uns erst einmal etwas essen. Da Mrs White so liebenswürdig war, Sie zum Abendessen einzuladen,sollten Sie sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen. Wir setzen uns zu Peabody und den Schwestern Hideous an den Tisch, unterhalten uns über Limericks und sehen, was passiert.«
»Ist mir sehr recht«, sagte Sheila. »Ich habe schon wieder Hunger.«
Kapitel 20
»Wenn Sie erst das Frühstück von Mrs Simmons probiert haben, entscheiden Sie sich sofort für Eaglehurst«, sagte James zu Sheila, während Mrs Simmons eine Teekanne auf dem Tisch abstellte.
Mrs Simmons strahlte. »Danke für das Kompliment, Mr
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