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Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst

Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst

Titel: Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Ferber
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meines Rollators übernehmen.«
    »Galant wie immer«, sagte Sheila und erhob sich lächelnd, »aber die Chance zu führen lasse ich mir natürlich nicht entgehen!«
    Mr Southeron und Edith blieben sitzen. Beide hielten sich an ihren Weingläsern fest und machten nicht den Eindruck, als hätten sie viel Lust auf Körperkontakt. Die Tanzfläche füllte sich allmählich. Wegen des allgemeinen Mangels an tanzfähigen Herren wiegten sich zunehmend auch Frauenpaare im langsamen Takt der Musik. Der Elvis von Eaglehurst kannte seine Kundschaft, er stimmte nun die langsame Rumba von
It’s now or never
an.
    »Tanzen wir zur Bar«, raunte James Sheila zu, als sie die Tanzfläche erreicht hatten. »Wir müssen mit Mrs White über ihre Tochter reden.«
    Mrs White stand wie eine stolze Statue an der Bar und beobachtete das Geschehen im Saal. Sie wirkte größer als sonst, was an dem himbeerfarbenen Abendkleid lag, das ihren Körper in langen, weiten Bahnen umfloss, und an der Fülle von locker über den Schultern drapierten hellgrünen Schals, deren Enden wie erschöpfte Schlangen auf ihrem üppigen Busen ruhten. »Ist es nicht großartig?«, sagte sie stolz. »Ich genieße diese Abende genauso wie unsere Leutchen hier!«
    »Mrs White«, sagte James ernst, »wir müssen mit Ihnen reden.«
    »Jetzt?« Mrs White zog unwillig die Augenbrauen zusammen.
    »Es ist dringend.« Er senkte die Stimme. »Wir wissen, dass Sie erpresst werden.«
    »Ist das Ihre neueste Theorie? Langsam wird mir das zu bunt, Mr Gerald.«
    »Mrs White, das ist keine Theorie, wir wissen es genau, und wir wollen Ihnen helfen. Wo können wir in Ruhe reden?«
    Mrs Whites Blick wanderte unsicher zwischen James und Sheila hin und her. Dann fiel er auf ihre Tochter, die sich in der anderen Ecke des Saals mit der nächsten Weinflasche abmühte. »Sehen Sie sich das an«, sagte sie gedankenverloren. »Sie ist so ungeschickt. War sie als Kind schon und ist es immer noch.«
    »Steigen Sie auf Schraubverschlüsse um«, sagte James. »Dann hat sie es leichter.«
    »Was?« Mrs White war empört. »Dann denken doch alle, der Wein ist billig.«
    »Mrs White«, sagte Sheila, »wir wollen Ihnen helfen.«
    Mrs White sah auf die Uhr. »Wenn es nicht zu lange dauert. In einer dreiviertel Stunde wird die Eisbombe serviert, da muss ich wieder hier sein. Gehen wir in mein Büro.«
    »Nein«, sagte James bestimmt. »Gehen wir lieber an die frische Luft, da sind wir ungestört.«
    »Na gut«, sagte Mrs White, »aber warten Sie, ich ziehe mir schnell etwas über, sonst hole ich mir den Tod bei der Kälte draußen.«
    »Aller guten Dinge sind drei«, sagte Sheila, als sie ihren Mantel vom Garderobenhaken nahm.
    »Wie bitte?«
    »Das ist unser dritter Spaziergang auf der blöden Promenade heute.«
    »Ich verspreche Ihnen, es wird der letzte sein.«

Kapitel 24
    Das Wetter war noch unfreundlicher geworden. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Der Wind blies unvermindert kalt, die vorbeifahrenden Autos ließen das Pfützenwasser des letzten Regengusses in hohem Bogen aufspritzen und machten die Hälfte des Bürgersteigs unpassierbar. Über dem Meer zuckten Blitze.
    James verlor keine Zeit. Er fühlte ein Kratzen im Hals und wusste, dass ihm dieser Spaziergang alles andere als guttat. Aber er musste sicher gehen, dass niemand sie belauschte.
    »Mrs White, wir wissen, dass Sie vor etwa einem Jahr einen Fehler begangen haben, als Sie einer alten, todkranken Frau Sterbehilfe geleistet haben. Ich weiß, dass Sie aus Mitleid gehandelt haben, und ich weiß auch, dass Mr Maddison Ihnen höchstwahrscheinlich dabei geholfen hat. Die Polizei war damals hier, um der Sache nachzugehen.«
    Mrs White zog eine Zigarettenschachtel aus der Handtasche und suchte hektisch nach einem Feuerzeug. James gab ihr Feuer. Sie beugte sich zu ihm, nahm einen tiefen Zug, der die Spitze ihrer Zigarette gelb aufleuchten ließ, und dann, mit angespanntem Gesicht, noch zwei kürzere. »Ach, das meinen Sie. Meine Güte, das Ganze war doch ein Irrtum. Sprechen Sie mit Inspektor Ruthersford, der wird Ihnen dasselbe sagen.«
    »Davon bin ich überzeugt. Aber nur, weil Sie seitdem eine Menge Geld bezahlen. Irgendjemand weiß, was wirklich geschehenist, und erpresst Sie. Sie haben in Ihrer Not Maddison um Hilfe gebeten, und der wiederum hat einen alten Freund von mir, Mr Morat, um Hilfe gebeten. Jetzt sind beide tot, und auf Ihre Tochter wurde ein Anschlag verübt. Dieser Anschlag galt nicht Katie, Mrs White, dieser

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