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Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst

Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst

Titel: Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Ferber
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Anschlag galt Ihnen, und das wissen Sie ganz genau. Es war eine Drohung. Sie sollen den Mund halten. Aber wenn Sie weiterhin schweigen, wird alles nur noch schlimmer. Wer weiß, wie viel Leid es noch geben wird, wenn Sie dem nicht endlich ein Ende bereiten. Dazu gehört Mut, Mrs White, aber den müssen Sie jetzt aufbringen.«
    »Nein!« Mrs White schrie fast. »Das haben Sie sich alles ausgedacht. Katie ist ganz einfach gestolpert, nichts weiter. Ich kann nichts für Ihre kranken Fantasien, Mr Gerald.«
    James zeigte ihr den Zettel mit dem Limerick. »Das lag auf meinem Bett. Das habe ich nicht erfunden.«
    Mrs White schwieg.
    »Mrs White, seit wann ist Ihre Tochter drogensüchtig?«
    Mrs White sah starr geradeaus. »Meine Tochter drogensüchtig? Lächerlich.«
    »Wir haben Einspritzstellen an ihren Armen gesehen«, sagte Sheila.
    »Ist mir nicht aufgefallen«, sagte Mrs White. »Vielleicht hat sie ein Ekzem oder Pubertätsakne oder so was.«
    »Ist Ihnen nicht aufgefallen?«, fragte Sheila verständnislos.
    »Herrgott noch mal, sie redet ja kaum mit mir. Denken Sie, ich würde irgendetwas anderes von ihr zu sehen bekommen als ihr mürrisches Gesicht beim Frühstück? Wenn sie sich überhaupt mal blicken lässt.«
    »Seit wann ist ihr Verhältnis zu Ihrer Tochter so?«
    Mrs White zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht. Seit sie aus dem Internat geflogen ist. Aber vorher war es auch nicht viel besser. Keine Ahnung, was in diesem Kopf vor sich geht. Immer istsie dagegen, immer läuft sie in diesen Grufti-Klamotten herum, nur um mich zu ärgern. Aber so sind Teenager nun mal.«
    »Warum ist sie aus dem Internat entlassen worden?«, fragte James.
    »Faulheit. Schlicht und einfach Faulheit. Während ich mich hier abarbeitete, kam das Fräulein nicht aus dem Bett und hatte es nicht nötig, zu lernen. Es gab ein paar Tadel, aber dann wurde es der Internatsleitung zu bunt, und meine Tochter musste gehen. Mrs White ließ die Zigarette aufs Pflaster fallen und trat sie heftig aus. »Diese Schulen brauchen Disziplin, sonst funktioniert es nicht. Katie wird es noch leidtun, dass sie sich diese Chance kaputt gemacht hat. Die Absolventen haben eine Zukunft, es ist eine ausgezeichnete Einrichtung. Ich war so glücklich, dass ich einen Platz für sie bekommen hatte. Zusätzlich zu den üblichen Fächern gibt es jede Menge Freizeitangebote, und sie bringen den Kindern gesellschaftliche Verantwortung bei. Jedes Jahr gibt es zum Beispiel ein Projekt in Zusammenarbeit mit Amnesty International. Katie hätte es schaffen können. Sie ist intelligent genug, aber sie will einfach nicht. Immer ist sie dagegen, nur um dagegen zu sein. Ich begreife dieses Kind nicht.«
    »Seit wann ist Katie wieder bei Ihnen?«
    »Seit einem Jahr. Zuerst ist sie hier noch zur Schule gegangen, besser gesagt nicht gegangen. Das habe ich aber erst nach ein paar Wochen herausgefunden. Als mich der Direktor anrief und mir mitteilte, dass Katie schon seit drei Wochen nicht mehr in der Schule war, habe ich gesagt, jetzt ist Schluss. Seitdem arbeitet sie in Eaglehurst. Das passt ihr zwar auch nicht, aber irgendetwas muss ein junger Mensch schließlich tun, man kann nicht nur rumhängen. Sie hat zwei gesunde Hände, und ich sehe verdammt noch mal nicht ein, dass sie ihr Leben verschläft. Manchmal denke ich, wenn ich Eaglehurst nicht hätte, würde ich verrückt mit dem Kind.«
    James wählte seine Worte vorsichtig. »Mrs White, ist Ihnen je ein Verdacht gekommen, wer Sie erpressen könnte?«
    Mrs White schüttelte den Kopf. »Wie oft soll ich es noch sagen, Mr Gerald: Ich werde nicht erpresst. Und ich wüsste auch nicht, womit. Hier hat alles seine Ordnung, und die Sache mit Mrs Bennett hat sich damals schnell aufgeklärt.«
    »Es gab größere Abbuchungen von Ihrem Konto«, sagte James. »Eaglehurst hat finanzielle Probleme.«
    »Woher wollen Sie das wissen?« Mrs White blieb stehen und sah ihn an.
    »Ich habe einen Blick auf Ihren Laptop geworfen.«
    »Wie können Sie es wagen!«
    »Ist Ihnen nie in den Sinn gekommen, dass Ihre eigene Tochter Sie erpresst?« James sagte es ganz ruhig, beinahe beiläufig, aber er sah genau, wie alle Farbe aus Mrs Whites Gesicht wich.
    »Ihre Tochter ist drogenabhängig, Mrs White. Das ist ungesund, aber vor allem ist es teuer. Es gibt nur wenige Menschen, die es sich leisten können, dabei nicht kriminell zu werden oder sich zu prostituieren. Ich denke, Ihre Tochter hat einen für eine Drogenabhängige verhältnismäßig cleveren

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