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Null

Null

Titel: Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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Hände. «Verstanden?»
    Caine nickte.
    «Sie gehen vor. Ich werde gleich hinter Ihnen sein», sagte sie. «Wenn es Probleme gibt, hauen Sie ab. Warten Sie nicht auf mich. Ich komme alleine klar. Es ist nur wichtig, dass Sie verschwinden.»
    Nava steckte Caine ein Handy in die Tasche. «Falls wir getrennt werden, fügen Sie eine Eins zur letzten Ziffer der ersten Nummer in der Kurzwahl hinzu. Wenn sich jemand anderes als ich meldet, können Sie davon ausgehen, dass ich tot bin. Legen Sie auf und hauen Sie ab. Klar?»
    «Glasklar.»
    Nachdem sie das Taxi an der Ecke 34th Street 8th Avenue verlassen hatten, fuhren sie schweigend die Rolltreppe hinab. Im Untergrund humpelte Caine zu den Amtrak-Zügen. Er war diesen Weg Hunderte Male gegangen und erkannte die Geschäfte, an denen er vorbeiging, wieder, obwohl er den Blick auf den Boden heftete. Die ganze Zeit über konnte er Nava hinter sich spüren.
    Er blieb vor der riesigen Anzeigetafel im Zentrum des Bahnhofs stehen und widerstand dem natürlichen Impuls hinaufzuschauen.
    Er spürte Navas Atem im Nacken. Sie murmelte laut: «Der nächste Zug fährt in acht Minuten nach Washington, den nehmen wir.»
    Ausgezeichnet. Philly lag auf dem Weg nach D.   C.   Wenn sie erst einmal im Zug waren, würde Caine Navabestimmt dazu bringen können, in Philadelphia auszusteigen. Wenn nicht, würde er sie abschütteln – vorausgesetzt, es war möglich, eine Wahnvorstellung abzuschütteln. Ein paar Minuten später verkündete die Lautsprecherstimme, dass der Zug Nummer 183, um 10.07   Uhr nach Washington, jetzt auf Gleis zwölf einfuhr.
    Nava packte Caines Ellbogen, drehte ihn in Richtung der dahinströmenden Menge und schubste ihn vorwärts. Wie ein Korken in den Niagarafällen wurde Caine hinab zum Bahnsteig getrieben.
     
    Agent Sean Murphy bekam immer die beschissenen Einsätze aufgehalst. Manchmal hatte er das Gefühl, auf seiner Stirn klebte ein Zettel, auf dem
Bitte setzt mich bei unwichtigen Überwachungen ein
stand. Er konnte nicht glauben, dass er den ganzen Scheißtag am Gleis zwölf stehen musste, um nach jemandem Ausschau zu halten, der wahrscheinlich schon längst in Mexiko war. Er sah wieder hinab auf das Blatt, auf dem in fünf Reihen je acht Computerbilder zu sehen waren. Zwanzig zeigten David Caine, die anderen zwanzig Nava Vaner. Beide waren in allen möglichen Verkleidungen dargestellt.
    Caine mit Vollbart ohne Schnauzer. Caine mit Schnauzer ohne Vollbart. Vaner mit Sonnenbrille. Caine mit Sonnenbrille. Vaner mit kurzem Haar. Caine glatzköpfig. Es war so idiotisch. Die wichtigsten Informationen waren Größe und Gewicht. Die Größe ließ sich nicht ändern, und ein anderes Gewicht war schwer vorzutäuschen. Dennoch konzentrierten sich die meisten Verdächtigen darauf, ihr Gesicht zu verändern, was zwecklos war. Ihre Augen verrieten sie unweigerlich.
    Menschen auf der Flucht hatten einen Blick, der Murphy an das Kaninchen erinnerte, das er als kleiner Junge gehabthatte. Jedes Mal, wenn Bugs Käfig sauber gemacht werden musste, kauerte sich das jämmerliche Tier in die Ecke und guckte so panisch hin und her, dass Murphy hätte kotzen können. Er hasste das dämliche Kaninchen. Seine Mutter wollte, dass er sich um das Tier kümmerte, damit er lernte, Verantwortung zu übernehmen, doch das Einzige, was er wirklich dabei gelernt hatte, war, dass er Kaninchen hasste.
    Murphy beobachtete den Strom der Passanten und musterte ihre Gesichter. Seit sieben Uhr hatte er unzählige Reisende gesehen. Da es immer noch Morgen war, hatten fünfzig Prozent von ihnen den glasigen Blick von Leuten, die lieber noch schlafen würden. Weitere vierzig Prozent guckten schlichtweg verärgert; New Yorker waren der Meinung, ihnen gehörte die Welt und sie wären von Idioten umgeben. Nur zehn Prozent machten den Eindruck, als freuten sie sich auf ihre bevorstehende Reise. In jedem anderen Ort des Landes wären diese zehn Prozent sechzig Prozent gewesen. Doch das war New York: Stadt der Freisinnigen, Heimat der Genervten.
    Weitere Augen strömten vorbei. Gelangweilt, müde, geschlossen, genervt, genervt, gelangweilt, genervt, halb geschlossen, erschöpft, blutunterlaufen   … Der Strom brach nicht ab. Hin und wieder schaute er hinab auf sein Blatt und dann wieder hoch in die See genervter Menschen.
    «Bei dir was los, Murph?» Sein Ohrhörer knisterte und schreckte ihn aus seinen Gedanken auf.
    Er neigte den Kopf und sprach in das Mikrophon an seinem Revers, eine Handlung, die er nicht

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