Null
ihn.»
Als er einen Augenblick zögerte, erinnerte sie ihn daran, was auf dem Spiel stand.
«Himmel!», zischte er. «Seien Sie vorsichtig mit dem Ding. Er ist ungefähr eins achtzig groß, schlank, wiegt wahrscheinlich achtzig Kilo. Blondes Haar, kurz geschnitten wie meins.»
«Für wen arbeiten Sie?»
«CIA», antwortete er zu schnell. Er log.
«Okay.» Sie drehte den Kopf und legte ihn an seine Brust, sodass sie aus dem Mundwinkel mit Caine sprechen konnte. «Nehmen Sie den blauen Stift aus dem unteren Reißverschlussfach und legen Sie ihn mir in die Hand.»Sie drehte sich wieder um und sah hoch zu dem Agenten, während Caine in ihrem Rucksack wühlte. «Hey, schauen Sie mich an.»
Widerwillig gehorchte der Agent. Sie sah Angst in seinem Blick.
«Keine Sorge. Sie bleiben am Leben.»
Caine legte das zehn Zentimeter lange Plastikröhrchen in ihre linke Hand, und Nava stieß es in den Oberschenkel des Agenten. Der blaue Zylinder brach und löste den Federmechanismus aus, der die Nadel hervorkatapultierte. Seine Muskeln verspannten sich, als die Kanüle sein Fleisch durchstieß. Fünf Sekunden später, als ihm das Benzodiazepin durch die Adern strömte, wurde er schlaff, ein dumpfes Lächeln machte sich in seinem Gesicht breit. Nava ließ das nun leere Plastikröhrchen fallen und legte ihre linke Hand auf seine Brust, damit der Agent nicht umfiel.
«Wie heißen Sie?»
«Sean Murphy.» Er sprach, als wäre er mitten in einem Traum.
«Wie fühlen Sie sich, Sean?»
«Schläfrig.» Als wollte er diese Aussage unterstreichen, legte er den Kopf zurück und schloss die Augen.
«Sean. Sean!» Nava steckte ihr Messer weg und schüttelte Murphy.
Er öffnete erschrocken die Augen und sah verwirrt zu ihr hinab. «Ich will schlafen.»
«Ich weiß. Tun Sie mir nur noch einen Gefallen, okay?» «Okay», brummte er wie ein Riesenbaby.
«Wenn Sie jemand aufweckt, dann sagen Sie einfach, dass Sie müde waren und ein kurzes Nickerchen gemacht haben, nachdem der Zug weg war. Sie haben mich nie gesehen. Sie müssen eingeschlafen sein.»
«Genau. Ich habe Sie nie gesehen.» Er blinzelte schnell mit den Augen, als wollte er verhindern, dass sie zufielen. «Kann ich jetzt schlafen?»
«Nur noch eine Frage. Für wen arbeiten Sie wirklich?»
Er brummte etwas, während sich seine Augen langsam schlossen. Nava packte ihn genervt an den Schultern. In zehn Sekunden würde er bewusstlos sein, ob sie es ihm erlaubte oder nicht. «Für wen arbeiten Sie?»
Nava legte ein Ohr an Murphys Mund. Seine Stimme war nur noch ein Flüstern. «F … B … Iiiiii.» Der Kopf sank ihm auf die Brust, Sabber tropfte ihm von den Lippen. Nava schloss ihm den Mund und lehnte den Mann vorsichtig an eine Stütze in der Mauer.
«Achtung, eine Durchsage: Zug 183 nach Washington D. C. fährt nun auf Gleis zwölf ein.»
Nava nahm ihren Rucksack von der Schulter und holte ein weiteres Plastikröhrchen hervor, das so aussah wie das erste, nur dass es gelb war. Mittlerweile konnte sie den einfahrenden Zug hören. Sie sah sich schnell um, ob jemand sie beobachtete, doch jedermann rang um den besten Platz auf dem Bahnsteig. Sie wandte sich an Caine, der entsetzt blickte.
«Ist er … Ich meine, haben Sie …»
«Er ist nicht tot. Wenn ich ihn getötet hätte, wüssten sie, wohin wir wollen.» Sie zog den winzigen Plastikknopf aus Murphys Ohr, steckte ihn mit einer Hand in ihr eigenes und heftete mit der anderen das Mikro wieder an sein Revers.
Genau in dem Moment knisterte es. «Bist du da, Murphy?»
«Hier», sagte Nava mit verstellter Stimme schroff ins Mikro.
«Was gesehen?»
«Nee.»
«Ich auch nicht. Ich glaube, wir hatten Recht – das ist Zeitverschwendung hier.»
«Ja.» Nava wusste, dass sie auf der sicheren Seite war, wenn sie einsilbig antwortete.
«Okay. Melde mich wieder in fünf Minuten.»
«’kay.» Nava wartete noch einen Moment lang, dann steckte sie den Kopfhörer wieder in das Ohr des Agenten und stellte die Lautstärke an seinem Akkupack auf die höchste Stufe.
«Achtung, Fahrgäste des Zugs 183 nach Washington D. C. werden gebeten, jetzt einzusteigen. Der Zug fährt in zwei Minuten aus Gleis zwölf.»
Nava injizierte die zweite Spritze in Murphys Oberschenkel – Flumazenil, gemischt mit Amphetaminen, um das Betäubungsmittel zu neutralisieren. Dann wirbelte sie herum, packte Caine beim Arm und zog ihn in die Menschenschlange. Eine Minute später waren sie im Zug, der aus dem Bahnhof fuhr.
Nava atmete
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