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Null

Null

Titel: Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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lange er schon hier war.
    «Etwa acht Stunden, kleiner Bruder. Du bist immer mal wieder kurz zu dir gekommen und hast im Schlaf geredet. Willkommen zurück!»
    Erschreckt riss Caine den Kopf nach links. Jasper hob eine Hand und winkte zaghaft. Caine stockte der Atem, und er dachte:
So würde ich aussehen, wenn ich verrückt wäre.
    Jasper sah furchtbar aus. Seine Haut war käsig, undüberall zeichneten sich die Knochen ab. Dennoch erinnerte David Caine ein Funkeln in Jaspers grünen, tief liegenden Augen an den scharfen Intellekt, der in dem gemarterten Hirn seines Bruders steckte.
    «Ich wusste ja gar nicht, dass   –» Caine suchte nach Worten. «Ich meine, hey, wow, du bist hier. Das ist großartig, Mann.»
    «Es ist schon gut, du kannst es ruhig sagen. Du wusstest nicht, dass sie mich aus der Klapsmühle rausgelassen haben.»
    Caine guckte verlegen. Sein Bruder hatte immer schon seine Gedanken lesen können.
    «Ja», sagte Jasper, und seine Stimme klang ebenso erschöpft wie amüsiert. «Die Ärzte im Mercy haben mich im Januar gesundgeschrieben. Ich bin schon seit über einem Monat draußen.»
    «O Mann, warum hast du nicht angerufen?»
    Jasper zuckte mit den Achseln. «Ich weiß nicht. Ich wollte irgendwie erst mal ein paar Dinge regeln. Und apropos: Danke für deine Besuche.»
    Caine zuckte zusammen. «Jasper, ich   –»
    Jasper hob eine Hand. «Nicht.» Er wandte sich von seinem Bruder ab und sah eine Zeit lang aus dem Fenster, ehe er das Schweigen brach. «Entschuldige. Ich kann das nachvollziehen. Ich hätte mich wahrscheinlich in dem Laden auch nicht besuchen wollen.»
    «Ich hätte dennoch kommen sollen.»
    «Na ja», sagte Jasper verschmitzt lächelnd, «es gibt immer ein nächstes Mal.»
    Die beiden Brüder schwiegen eine Weile und brachen dann – wie eineiige Zwillinge es oft tun – gleichzeitig in Gelächter aus. Es war ein schönes Gefühl zu lachen. Caine kam es vor, als hätte er sehr lange schon nicht mehrrichtig gelacht, schon gar nicht mit seinem älteren Bruder. Obwohl Jasper nur zehn Minuten vor Caine das Licht der Welt erblickt hatte, ließ er Caine nie vergessen, wer von ihnen der kleine und wer der große Bruder war.
    «Woher wusstest du, dass ich hier bin?»
    «Eine Assistenzärztin hat mich auf dem Handy angerufen, als sie dich hier eingeliefert hatten. Und als ich herkam, hat mir die Schwester gesagt, du hättest einen Anfall gehabt.»
    Caine nickte.
    «Sie hat auch gesagt, dass du schon seit einem Jahr immer wieder solche Anfälle hast. Sie dachte offenbar, ich wüsste davon. Willst du darüber
reden- Fehden-jeden-
Schweden

    Caine sah Jasper verängstigt an, aber sein Bruder lachte nur gackernd, als hätte er gerade den allerlustigsten Scherz gerissen. Was auch immer sie in der Nervenheilanstalt mit ihm gemacht hatten, es hatte nicht gereicht. Nun erkannte Caine, was da noch in den Augen seines Bruders funkelte: der Wahnsinn.
    «Hat die Schwester sonst noch was gesagt?», fragte Caine und versuchte, Jaspers seltsames Verhalten zu ignorieren.
    «Nicht viel. Nur dass es ein ziemlich schwerer Anfall war. Deine russischen Kumpels haben erzählt, du seist zwanzig Minuten lang bewusstlos gewesen, bis der Krankenwagen kam.»
    «Mist», sagte Caine und fragte sich mit einem Mal, wie Nikolaev wohl reagiert hatte, als er umgekippt war. «Sie mussten einen Notarzt rufen?»
    «Ja», antwortete Jasper. «Was machst du denn überhaupt um zwei Uhr früh in einem russischen Nachtclub in der Avenue D?»
    Caine zuckte die Achseln. «Die haben da guten Wodka.»
    «In dem Laden wird nicht zufällig auch gezockt?», fragte Jasper und hob eine Augenbraue.
    «Doch, das könnte man so sagen.»
    «Mit wie viel stehst du in der Kreide?»
    «Mit gar nichts», sagte Caine ein wenig zu schnell.
    «Wenn dem so wäre, hätte Vitaly Nikolaev ja wohl kaum schon dreimal angerufen, um sich nach deinem Befinden zu erkundigen.»
    Caine ließ die Schultern hängen. «Echt wahr?»
    «Echt wahr, kleiner Bruder. Also, falls er dir nicht als Genesungsgeschenk eine Flasche Wodka schicken will, würde ich sagen, er ist hinter seinem Geld her. Also nochmal die Frage: Wie viel?»
    Caine schloss die Augen und versuchte, sich an die letzte Partie zu erinnern. Als es ihm nebelhaft wieder einfiel, ächzte er. «Elf», sagte er, ohne die Augen zu öffnen.
    «Elfhundert? Na, das geht ja noch. Ich glaube, ich habe da noch eine Geldanlage, die ich flüssig machen könnte   –»
    «Nein.»
    «David, komm schon. Ich kann dir

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