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Null

Null

Titel: Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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nun zu Ihrer Lektüre.»
    Caine nahm das als Stichwort, sich wieder zu setzen. Als er den Gang hinaufging, spürte er überwältigende Freude. Er hatte es geschafft. Obwohl immer noch zwei Damoklesschwerter namens Epilepsie und Vitaly Nikolaev über seinem Kopf hingen, kümmerte sich Caine füreinen Moment nicht darum. Ein paar Minuten lang hatte er Studenten unterrichtet. Zum ersten Mal seit fast anderthalb Jahren glaubte Caine, dass er vielleicht in sein altes Leben würde zurückkehren können. Wenn er das früher gewusst hätte, hätte er nicht so lange gezögert, an Dr.   Kumars klinischem Versuch teilzunehmen.
    Eine Dreiviertelstunde später beschloss Doc die Veranstaltung. «Das war’s für heute. Wir sehen uns am Mittwoch wieder. Und wenn wir Glück haben, wird sich Mr.   Caine vielleicht wieder zu uns gesellen.»
    Die meisten Studenten drängten sich schnell aus dem Hörsaal, aber Caine sah auch einige Streber, die sich um Doc scharten und ihm Fragen stellten. Als auch sie gegangen waren, ging Caine zu seinem alten Mentor.
    «Es ist sehr schön, Sie wieder zu sehen, Caine.» Doc klopfte ihm auf die Schulter. «Wissen Sie, wir sollten wirklich mal mit unserer Show auf Tournee gehen.»
    «Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand dafür Eintritt zahlen würde.»
    «Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst! 58   Studenten, und jeder von ihnen zahlt 14   000   Dollar Studiengebühren für vier Kurse wie den hier. Das macht   …»
    Caine blinzelte. « 134,62   Dollar pro Student und Veranstaltung.»
    «Genau!»
    «Nicht schlecht», sagte Caine. «Dann beläuft sich meine Hälfte für heute auf 3904   Dollar . Können Sie mir einen Scheck ausstellen?»
     
    Der weiße Lieferwagen mit der weltweit bekannten Aufschrift in blau-orangen Blockbuchstaben hielt direkt gegenüber von
Sam’s Diner
, und der Motor wurde abgestellt. Der FedEx-Laster war einer von vierzig, die eineDeckfirma im Auftrag der NSA erworben hatte. Vom äußeren Erscheinungsbild abgesehen, hatte der Wagen aber kaum etwas gemeinsam mit den anderen LKW des Frachtunternehmens; er war nun mit einem leistungsstarken Motor und ausgefeilter Überwachungstechnik ausgerüstet.
    Keiner der drei Männer im Wagen konnte sich mit irgendetwas ausweisen – nur mit den falschen Namensschildern auf den gestohlenen Uniformen. Steven Grimes war der Teamleiter. Er war einer der führenden Überwachungsspezialisten des Landes, auch wenn er mit seinem fettigen schwarzen Haar und dem gespenstisch blassen Teint nicht unbedingt danach aussah.
    Wenn er im Überwachungszentrum war, saß er auf einem großen, ledernen Kapitänsstuhl, von dem aus er zehn Monitore sehen und auf fünf Tastaturen zugreifen konnte. Draußen im Feld jedoch musste er sich ein wenig einschränken; dort hatte er nur drei Monitore, zwei Tastaturen und einen kleinen, am Boden festgeschraubten Drehstuhl. Dennoch war er in dem Wagen in seinem eigentlichen Element, denn Grimes war im Grunde seines Herzens am liebsten draußen im Einsatz.
    Vor allem liebte er es zu beobachten. Wenn es um Voyeurismus ging, war Grimes nicht zu schlagen. Trotz geringer Schulbildung war er ein Elektronik-Genie und dank seines Verbrechervaters auch ein sehr erfahrener Einbrecher. Diese beiden Fähigkeiten ermöglichten es ihm, winzige Kameras zu bauen und an beliebiger Stelle anzubringen, womit er in seinem zweiten Jahr auf der Highschool in der Mädchenumkleide begonnen hatte. Nachdem er von der Schule geflogen war, beschloss Grimes, das Beobachten zu seinem Beruf zu machen, und bewarb sich bei der NSA. Als seine erste Bewerbung kurzund knapp abgelehnt worden war, gelang es ihm, die Personalabteilung umzustimmen, indem er als Hacker ins Netzwerk der NSA eindrang und dem Leiter der Kryptographischen Abteilung einen persönlichen Brief schrieb, der auf dem Bildschirm des Mannes auftauchte, als dieser sich einloggte.
    Grimes wurde vom Fleck weg engagiert, und die nächsten acht Jahre glichen dem Wunschtraum eines jeden Voyeurs. Er bekam ein eigenes Elektroniklabor und ein fast unbeschränktes Budget für die Entwicklung von Spionagegerätschaften. Das Einzige, was ihm an seinem Job gegen den Strich ging, waren die bürokratischen Hemmnisse und sein Vorgesetzter, Dr.   James Forsythe. Forsythe – oder, wie Grimes ihn gerne nannte, Dr.   Jimmy – war eine absolute Nervensäge, schlimmer als die ganzen Militärwichser zusammengenommen.
    Bis vor kurzem hatten sie ein wechselseitig vorteilhaftes, wenn auch bissiges Verhältnis

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