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Null

Null

Titel: Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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Glückstag, Billy. Ich brauche keinen Kredit.»
    Billy warf den Kopf zurück und lachte. «Natürlich nicht!» Er klopfte Caine auf den Rücken. «Was darf ich Ihnen denn an Chips geben?»
    Caine zog das Geldbündel hervor – 438   Dollar . Er behielt davon nur zwanzig Dollar zurück – genug für ein paar Drinks im
Cedar’s
, falls es nicht so gut lief. Billy übergab Caine seine Chips und führte ihn dann an den Tisch, ging sogar so weit, ihm einen Stuhl hervorzuziehen.
    Als Caine sich setzte, sahen die übrigen Spieler erwartungsvoll hoch. Sie hofften, das cherubinische Gesicht eines reichen Wallstreettypen mit dicker Brieftasche zu erblicken, der neu in der Szene war. Als sie Caine sahen, waren sie enttäuscht. Zwar kannten die meisten ihn nicht, aber ein Blick auf seine Augenringe und sein völlig erschöpftes Gesicht verriet ihnen alles, was sie wissen mussten: Er war kein Anfänger; er war einer von ihnen. Vielleichtwar er gut, vielleicht auch nicht, aber er war keine leichte Beute.
    Die Männer nickten Caine flüchtig zu und widmeten sich dann wieder ihren Karten. Caine sah bei der Partie zu, die gerade gespielt wurde, und hoffte, etwas über die einzelnen Spieler zu erfahren, ehe er einstieg. Der Pott ging an einen vogelgesichtigen Mann in der Ecke, der gleich zu Anfang hoch setzte und dann nach dem Flop alle anderen zum Passen brachte. Mit schiefem Lächeln zog er die Chips zu sich herüber und zeigte dabei überflüssigerweise allen seine zwei Damen.
    Danach urteilend, wie schnell die anderen ausstiegen, wenn das Vogelgesicht den Einsatz erhöhte, schätzte Caine ihn als Angeber ein, der nur dabeiblieb, wenn er etwas wirklich Gutes auf der Hand hatte. Jetzt musste Caine nur noch herausbekommen, wie die anderen drauf waren, selbst gute Karten bekommen, cool spielen und gewinnen. Sobald er 267   Dollar zusammen hatte, würde er aufhören. Er würde sich zu nichts hinreißen lassen, würde sein Glück nicht auf die Probe stellen – er würde einfach nur aufstehen und gehen.
    Das war doch ein Klacks.

Kapitel // 12 //
    Tversky betrachtete Julias EE G-Werte , und ihm zitterten die Hände. Er war mit seinen eigenen Forschungen schon so weit fortgeschritten, dass er nur ein paar Stunden dafür gebraucht hatte, das Serum zu synthetisieren, das die maximale Anregung der Hirnstromwellen bewirkte. Er starrte auf Julias schlaffe Gestalt, die ausgestreckt auf dem Tisch lag. Seit der letzten Injektion waren schon fast zehn Minuten vergangen. Mittlerweile musste ihre Hirnchemie praktisch identisch mit Caines sein. Jetzt konnte er nur noch abwarten. Alle Theorien und Rätsel, die ihn bis zu diesem Punkt gebracht hatten, gingen ihm durch den Sinn. Einsteins Relativitätstheorie. Die Heisenberg’sche Unschärferelation. Schrödingers Katze. Deutschs Multiversum. Und natürlich der Laplace’sche Dämon.
    Keiner dieser berühmten Denker, von Laplace einmal abgesehen, hätte das hier für möglich gehalten. Aber schließlich hatte auch keiner von ihnen gesehen, was er gesehen hatte. Sie waren im Restaurant nicht dabei gewesen. Und hatte Maxwell nicht bewiesen, dass die Gesetze der Physik keine absolute Gültigkeit hatten? Was hätte erzu Tverskys Theorie gesagt? Äußerst unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich?
    Plötzlich wandte sich Julia zu ihm. Ihre Augen blieben geschlossen, und mit leiser Stimme fragte sie: «Was ist das für ein entsetzlicher Gestank?»
     
    Es war der schlimmste Gestank, den sie je gerochen hatte. Er war so widerlich, dass das Wort «Gestank» dafür noch schmeichelhaft schien.
    Das musste es sein. Jetzt ging es los, das war die Aura. Julias Herz setzte einen Schlag aus. Sie wusste, sie musste sich konzentrieren, aber der Gestank war überwältigend, drang ihr in die Nase, die Augen, die Kehle. Mit einem Mal hatte sie die Überreste ihres Mittagessens wieder im Mund. Sie hustete die feuchten Brocken aus, genoss den bitteren Geschmack auf ihrer Zunge, denn sie war dankbar für jede Ablenkung von dem entsetzlichen Gestank.
    Sie rollte vom Tisch und fiel zu Boden. Sie hörte Petey etwas rufen, aber er war so weit weg. Sie kämpfte sich hoch, auf Hände und Knie, das Gesicht nur Zentimeter von der gelblichen Pfütze des Erbrochenen entfernt. Obwohl sie die Augen zukniff, sah sie unter sich die erkaltende Lache. Durch geschlossene Lider folgten ihre Pupillen den Bewegungen jedes Bakteriums, jedes Moleküls.
    Sie spürte, wie ihr Bewusstsein schwand. War es das jetzt, oder wurde sie ohnmächtig?

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