Null
erkennen, die schnell zu einem einzigen riesigen Klumpen verschmolzen. Im Umfeld des Explosionsherdes loderten mehrere kleinere Feuer.
«Tommy!», schrie Caine. Seine Augen brannten vor Qualm. Er versuchte aufzustehen, doch als er sein linkes Bein belastete, mahlten die Knochen in seiner gebrochenen Kniescheibe aufeinander, und er klappte zusammen. Ihm wurde schwarz vor Augen. Als er wieder zu sich kam, lag er auf der Seite und umklammerte mit blutigen Händen sein zerschmettertes Knie.
Die nächste Explosion spürte er eine halbe Sekunde bevor er sie hörte. Glutheiße Luft strömte ihm übers Gesicht, und als erneut ein apokalyptisches Tosen ertönte, bebte der Gehsteig.
Ein weiteres Auto war explodiert, glühende Metall- und Glassplitter prasselten herab. Er hielt sich die Hände schützend vors Gesicht, und die Einzelteile landeten rund um ihn herum. Als er aufschaute, stakte wenige Zentimeter von seinem Kopf ein Nummernschild im Gehsteig. Er musste hier weg. Sein Glück würde nicht ewig andauern, der nächste metallische Feuerregen würde ihn töten, davon war er überzeugt.
Er versuchte sich wieder aufzurichten, verlagerte diesmal sein ganzes Gewicht auf das rechte Bein und benutzte einen nahen Hydranten als Krücke. Er stand schon fast,als sein linker Fuß am Rinnstein hängen blieb und sich sein Knie schmerzhaft verdrehte.
Einen solchen Schmerz hatte er noch nie verspürt. Es kam ihm vor, als wäre sein Bein wie ein Streichholz abgeknickt worden. Schweißgebadet biss er sich so fest auf die Zunge, dass sie anfing zu bluten. Dann zwang er sich hinabzuschauen.
Zuerst war er verwirrt – Caine sah auf seinen rechten Fuß, dann wieder auf den linken. Bei dem Anblick wäre er beinahe ohnmächtig geworden; er spürte, wie sein Bewusstsein darum bettelte, wegsacken zu dürfen, verweigerte ihm jedoch den Wunsch und biss sich noch fester auf die Zunge. Ein Strom salzigen Blutes füllte seinen Mund.
Sein linker Fuß war um 180 Grad verdreht und zeigte nach hinten. Damit würde er es unmöglich bis zur nächsten Ecke schaffen. Er würde das Bein herumdrehen müssen. Bei dem Gedanken drehte sich ihm der Magen um, und Säure schoss ihm in den Mund und brannte auf seiner verletzten Zunge. Er spuckte auf den Gehweg, eine schleimige Mischung aus Galle und Blut.
Caine hüpfte hinüber zur Hausmauer und stöhnte bei jedem Schritt vor Schmerzen auf, wenn sein verdrehtes Bein auf den Gehweg knallte. Er fiel genau in dem Moment gegen die Mauer, als ihn das Schwindelgefühl übermannte. Er schaute hinab auf sein Bein, doch der Anblick hatte keine Wirkung mehr auf ihn. Er stand bereits unter Schock.
Mit ohrenbetäubendem Tosen explodierte ein weiterer Wagen. Wieder prasselten Metallteile herab, während Caine seinen Kopf bedeckte. Als er die Augen öffnete, sah er, dass sich eine Stoßstange um den Hydranten gewickelt hatte, auf den er sich gerade noch gestützt hatte. Er presste seinen Rücken an die Mauer und versuchte, nicht an denSchmerz zu denken. Mit beiden Händen griff er hinab und drehte sein Bein mit einer schnellen Bewegung in den normalen Winkel.
Höllenqualen.
Schiere, durch nichts geminderte Schmerzen. Schweiß vernebelte seinen Blick, sodass er den Eindruck hatte, er würde aus dem Inneren eines Aquariums auf die Straße schauen. Der Wagen vor ihm fing Feuer. Wie hypnotisiert konnte Caine nur noch hinstarren. Das Feuer breitete sich über die eleganten schwarzen Ledersitze aus wie eine träge alte Katze, die ihre Beine streckte. Dann entwickelten die Flammen ein Eigenleben und züngelten über das Lenkrad, das Armaturenbrett und das Dach. Das Lenkrad begann zu schmelzen und fiel in sich zusammen, während sich die Sitze vor seinen Augen verflüssigten, ihre Form und ihr Wesen verloren.
Plötzlich
…
Der Wagen vor ihm explodiert. In Zeitlupe fliegt er auseinander. Glassplitter jagen von den Fensterrahmen in alle Richtungen. 47 winzige Schnitte verletzen sein Gesicht, seine Arme, seine Beine. Die Türen platzen aus den Angeln, rasende Metallsplitter flirren wie Miniaturraketen durch den Qualm. Eine dreht sich in der Luft und fliegt waagerecht auf Caines Unterleib zu.
Die scharfe Kante schneidet in sein Fleisch und fährt durch seinen Bauch wie durch Butter. Selbst in Zeitlupe passiert es so schnell, dass es schmerzlos ist. Bis der Splitter seine Wirbelsäule trifft. Mit der Wucht eines an einen Güterzug geschweißten Speeres jagt ein Schmerz durch seinen Rücken.
Seine Augen öffnen sich so weit,
Weitere Kostenlose Bücher