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Nullpunkt

Nullpunkt

Titel: Nullpunkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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erwachten zu voller Alarmbereitschaft. Das war die Gelegenheit, und er zögerte nicht eine Sekunde. So unauffällig wie möglich klappte er seine Aktentasche auf, schob eine der beiden dünnen Akten zwischen andere Papiere und schloss die Tasche wieder, bevor er die dicke Akte von Castello Diavilous oben auf das schwarze Leder legte. Dann erst schloss er die Schublade, setzte eine ausdruckslose Miene auf, wandte sich um und folgte Hunt aus dem stillen Gewölbe und durch den betonierten Korridor.

7
    Innerhalb der nächsten fünf Tage veränderte sich das Leben auf Fear Base so stark, dass die ehemals militärische Installation kaum wiederzuerkennen war. Das betonierte Feld zwischen dem Eingang der Basis und der Einzäunung wimmelte nur so von Menschen. Tag und Nacht trafen Helikopter und kleine Transportflugzeuge ein und luden Arbeiter, Vorräte, Treibstoff und jede Menge exotisches Equipment aus. Die stillen, schwach erleuchteten Gänge des zentralen Abschnitts der Basis erinnerten an den Boulevard einer Großstadt. Tastaturen klapperten, Menschen sprachen durcheinander und zahllose Apparate und Maschinen surrten und brummten. Wohin man auch sah, überall lagen Stromkabel und warteten tückisch darauf, unaufmerksame Beschäftigte zu Fall zu bringen. Das Kraftwerk der Station, das bis zu diesem Zeitpunkt mit minimaler Last gearbeitet hatte, war auf fünfzig Prozent hochgefahren worden und erfüllte die arktische Stille mit seinem weithin vernehmlichen Brummen. Sergeant Gonzalez und seine drei Soldaten waren zuerst erstaunt und dann verärgert gewesen über die unerwartete Invasion, die ihre ehedem verschlafene Basis in einen Bienenstock aus anstrengenden, schwer zufriedenzustellenden Stadtmenschen verwandelte. Er und seine Männer arbeiteten Tag und Nacht, reparierten gebrochene Kabel, dichteten Lecks, öffneten Heizschächte und brachten mehrere Dutzend Räume, die seit fünfzig Jahren nicht mehr benutzt worden waren, in einen bewohnbaren Zustand.
    Evan Marshall marschierte durch den Gletschertrog abwärts in Richtung Station, einen halb mit Proben gefüllten Kühlbehälter über der Schulter. Unterwegs hielt er kurz inne und musterte die kleine, in das Licht der frühen Nachmittagssonne getauchte Stadt, die dort unten quasi über Nacht aus dem Boden geschossen war. Das Filmteam hatte sich inder warmen Basis eingenistet – es gab jetzt zahlreiche Quartiere auf dem B-Level für die Kameraführer, Beleuchter, Drehbuchschreiber und Produktionsassistenten sowie eine Reihe von besser ausgestatteten Räumen auf dem C-Level für den Produzenten, den Regisseur und den Repräsentanten des Senders. Aber es gab auch noch viele Außengebäude, die sich auf dem Gelände drängten. Marshall erkannte eine Reihe von Fertigschuppen, Lagerhäusern und anderen provisorischen Bauten. Dort stand vor einem Treibstoffdepot, das eine Armeedivision mit Stolz erfüllt hätte, ein mächtiger Sno-Cat, ein Schnee-Geländefahrzeug mit vier Kettenantrieben, zweien auf jeder Seite, ähnlich einem großen Bagger. Hinter alledem und von allem abgeschieden unmittelbar hinter dem Zaun stand ein Metallwürfel, ein mysteriöses Gebilde, über dessen Zweck die Wissenschaftler bisher absolut nichts herausfinden konnten.
    Mit dem Eintreffen von Emilio Conti an diesem Morgen, der die treibende Kraft hinter dem Projekt war, hatte der atemberaubende Rummel noch zugenommen. Conti war gelandet und hatte sofort losgelegt. Auf seine Anordnung hin blockierten nun riesige Maschinen den oberen Teil des Gletschertals und erschwerten den Wissenschaftlern den Zugang zu ihrer Arbeit. Nach allem, was Marshall gehört hatte, hatte der Produzent die ersten Stunden nach seiner Ankunft damit verbracht, mit einem Team von Fotografen auf der Basis und im umgebenden Permafrost umherzulaufen und die Art und Weise zu studieren, wie das Licht auf den Schnee fiel, auf die Lava, den Gletscher, und alles und jeden mit einer an einer Schnur um seinen Hals baumelnden Weitwinkel-Linse aus einem Dutzend verschiedener Blickwinkel zu begutachten. Kari war die ganze Zeit bei ihm, erklärte ihm, was sie in Erfahrunggebracht und veranlasst hatte, und notierte seine Anweisungen für die kommenden Tage.
    Die versprachen ohne Frage sehr interessant zu werden.
    Marshall hievte den Behälter über die andere Schulter und setzte seinen Weg ins Tal hinunter fort. Er war erschöpft bis in die Knochen; wie üblich hatte er in der Nacht vorher Schwierigkeiten gehabt einzuschlafen, und die lärmenden

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