Nullpunkt
wie ein erschlaffter Ball an den Halswirbeln hing. Graue Hirnmasse leckte zwischen den zerschmetterten Überresten der Schädelplatten hervor.
Marshall wandte sich ab und blinzelte. Dann nahm er einige saubere Handtücher aus dem Regal, rollte sie eng zusammen und drückte sie dicht an den Leichnam, um zu verhindern, dass das Blut auf den Boden tropfte. Er zog eine Metallsonde aus dem Erste-Hilfe-Kit, dann drehte er sich wieder zu Peters um.
«Der Leichnam scheint jetzt vollständig ausgeblutet zu sein», sagte er. «Beinahe die gesamte Körperoberfläche ist von Abschürfungen überzogen, zusammen mit zahlreichen, möglicherweise Hunderten schmaler Wunden mit sehr glatten, nicht gerissenen Rändern. Ich kann mir nicht erklären, was diese schmalen Wunden erzeugt haben könnte. Mindestens zwei der größeren Wunden könnten für sich allein genommen tödlich gewesen sein. Die erste hat die achte bis, Moment … zwölfte Rippe auf der linken Seite freigelegt und gebrochen. Das Rippenfell wurde perforiert, und es hat massive Blutungen gegeben. Die Wunde setzt sich fort bis in die Unterleibsregion, wo auch das Bauchfell perforiert wurde. Im Wundkanal gibt es Hinweise auf Verletzungen der Herzventrikel.
Die zweite Wunde ist schnell beschrieben. Massive Verletzungen von Schädel und Hals, von der rechten Halsschlagader aufwärts zum Großhirn, den seitlichen und den Frontstirnlappen, entlang beider Seiten der
Fissura interhemisphaerica
. Ansonsten sind die Patella und weitere Knochen des linken Knies zerschmettert sowie die Oberschenkelarterie perforiert.» Eine Pause. «Die Beschädigungen der Kleidung entsprechen den Verletzungen darunter. Eine professionelle toxikologische und forensische Analyse wird weitere Erkenntnisse bringen.» Er trat zurück.
Eine Sekunde lang sagte niemand ein Wort. Dann räusperte sich Gonzalez. «Wie ich bereits sagte: ein Angriff von einem Polarbären. Können wir ihn jetzt wieder zudecken und in eine Kältekammer legen?»
«Es könnte ein Mensch gewesen sein», sagte Wolff. Seine Stimme war ruhig, doch beharrlich.
«Sind Sie verrückt?», entgegnete Gonzalez. «Sehen Sie sich diese Wunden an!»
«Es hat schon früher Fälle gegeben, wo Leute unter dem Einfluss bestimmter Drogen in einen mörderischen Blutrausch gefallen sind. Mit der richtigen Ausrüstung – oder Waffe – könnte auch ein Mensch diese Verletzungen hervorgerufen haben.» Er sah zu Marshall. «Stimmt das nicht?»
Marshall sah zu dem Toten. «Die Brustwunde ist ungefähr zehn Zentimeter breit mit einer Tiefe von beinahe acht Zentimetern. Es ist ein gewaltiger Druck erforderlich, um eine solche Wunde hervorzurufen. Der Angreifer muss sehr stark gewesen sein und extrem schwer.»
«Wie beispielsweise ein Polarbär», fügte Gonzalez hinzu.
«Offen gestanden, ich bin überrascht, dass ein Polarbär imstande ist, solche Wunden hervorzurufen.»
«Ein Killer könnte es», beharrte Wolff. «Wenn er genügend Zeit hat für seine Schläge.»
«Und was ist hiermit?» Mit einer Sonde hob Marshall das linke Bein am Knie an. Der Fuß baumelte locker – viel zu locker – und hing in einem unmöglichen Winkel herab. «Es ist beinahe durchgebissen. Der Fuß hängt nur noch an ein paar Sehnen.»
«Simulierte Bissspuren», sagte Wolff. «Erzeugt, um Angst und Nervosität hervorzurufen.»
«Aus welchem Grund denn?», fragte Sully.
«Um Neugierige von der Stelle fernzuhalten, wo der Kadaver der gestohlenen Katze verscharrt wurde.»
Marshall stieß einen Seufzer aus. «Sie meinen also, dass, wer auch immer das Fossil gestohlen hat, bereit ist zu töten – auf die bestialischste, wildeste Art und Weise, die man sich nur vorstellen kann –, um seine Beute zu schützen?»
«Er oder sie war bereit und willens, hierherauf zu kommen», konterte Wolff. «Er oder sie hat sich als einer von unsausgegeben, die Zeit und das Geld aufgewendet und ist ein hohes Risiko eingegangen. Ja, warum nicht?»
Marshall starrte ihn ungläubig an. «Es ist mir völlig schleierhaft, warum Sie sich weigern, die weit einfachere, weit rationalere Erklärung zu akzeptieren. Dieser Mann ist einem Polarbären über den Weg gelaufen und wurde getötet. Polarbären sind aggressive Räuber, die dafür bekannt sind, Menschen anzufallen. Warum wollen Sie das nicht wahrhaben?»
Wolffs Augen glitzerten im grellen künstlichen Licht. «Dr. Marshall, Sie sprechen von einfachen, rationalen Erklärungen. Ich kann aus einem ganz einfachen, rationalen Grund nicht
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