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Nullpunkt

Nullpunkt

Titel: Nullpunkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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Entstehung eines
vollkommen neuen Genres
von Filmen!»
    Während Conti sprach, lief sein Gesicht rot an, und seine Augen glitzerten aufgeregt. Eine beinahe messianische Überzeugung ließ seine Stimme zittern. Trotz ihrer Angst spürte Kari, dass seine Aufregung mitreißend war. Wolff lauschte schweigend und verfolgte mit den Augen den Regisseur, der immer noch auf und ab ging.
    «Und noch etwas», sagte Conti. «Ashleigh ist tot. Sie hat ihr Leben gegeben für dieses Projekt. Wir sollten es für Ashleigh tun.
Ich
werde ihre Stelle als Erzähler einnehmen.»
    Einen Moment lang herrschte Stille. Dann sprach Wolff. «Glauben Sie wirklich, dass Sie das hinkriegen?», wollte er wissen.
    «Ich bin schließlich ausgebildeter Kameramann, oder? Ich kann Einstellungen drehen, die Fortnum seine Kamera verschämt in die Ecke stellen lassen.» Conti drehte sich zu Kari um. «Ich werde das Filmen besorgen, aber es läuft sicher glatter, wenn Sie die Tonaufzeichnung besorgen.»
    Kari atmete tief durch. «Also schön. Ich übernehme das tragbare Mischpult.»
    Conti nickte. «Ich kümmere mich um den Rest. Kari, nehmen Sie das Funkgerät. Wir brechen in fünf Minuten auf.»

39
    Marshall steuerte den Sno-Cat, so schnell er konnte, durch die Gischt aus Schnee und Eis. Der Schneefall hatte ein wenig nachgelassen, doch der Sturm tobte schlimmer als je zuvor. Er kreischte und pfiff um den Kabinenaufbau des großen Fahrzeugs. Es konnte nicht mehr lange dauern bis zur ersten Morgendämmerung, doch Zeit schien etwas merkwürdig Irrelevantes zu sein in diesem Niemandsland aus eintönigem Grau. Manchmal fühlte es sich an wie unter Wasser, als wären Erde und Himmel durch die Gewalt des Sturms verschmolzen zu einem fremdartigen neuen Element, einer physikalischen Suspension, durch die sich der Sno-Cat seinen Weg bahnte.
    Er warf einen Blick in den Rückspiegel. Usuguk saß mit untergeschlagenen Beinen im hinteren Teil der Kabine, das Medizinbündel im Schoß. Er hatte seinen alten Karabiner zurückgelassen und war unbewaffnet. Sein wettergegerbtes Gesicht in der großen Kapuze wirkte winzig. Obwohl Marshall mehrere Male versucht hatte, ihn in eine Unterhaltung zu verwickeln, hatte der Tuniq während der Fahrt nach Süden wenig geredet. Er schwankte sanft hin und her, vor und zurück in einem Rhythmus, der nichts mit dem Rumpeln des Sno-Cat zu tun hatte, und sang dabei leise vor sich hin.
    Marshall unternahm einen letzten Versuch. «Vorhin in deinem Dorf hast du gesagt, deine Tage als Jäger seien vorüber. Du warst früher ein Jäger?»
    Usuguk wandte sich zu ihm. «Das war ich. Ich war ein großer Jäger. Doch das ist viele Jahre her. Damals war ich noch ein kleiner Mensch.»
    Kleiner Mensch?
«Etwas verstehe ich nicht. Warum lebt ihr so weit im Landesinnern, so weit weg vom Meer? In diesem Klima könnt ihr nichts anbauen. Es gibt nichts zu ernten undkein Wild außer gelegentlich einem Polarbären. Du hast es selbst gesagt: Würdet ihr in der Nähe der Küste leben, wäre das Leben sehr viel bequemer.»
    Wie schon zuvor nahm sich Usuguk einen Moment Zeit, bevor er antwortete. «Ich habe kein Interesse an einem bequemeren Leben.»
    «Willst du damit sagen, dass du allein hier in der Wildnis bleiben willst, falls die anderen nicht zurückkehren?»
    Eine lange Pause. «Es ist mein
rokalyik

    Marshall musterte den alten Schamanen im Rückspiegel. Der Mann wusste offensichtlich etwas, so viel schien klar – doch war es auch von Nutzen? Würde es sich als ein Geflecht aus Mythen, Geschichten und Ritualen herausstellen, interessant, doch ansonsten vollkommen nutzlos? Er konnte nur hoffen, dass es nicht so war.
    Schweigend setzten sie ihre Fahrt nach Süden fort. Marshall behielt das GPS im Auge, während er das Schneegestöber vor der Scheibe zu durchdringen versuchte. Sie waren bereits kurz vor dem Mount Fear. Marshall verringerte die Geschwindigkeit und schaute nach Lavaröhren und Magmaspalten Ausschau, die unter der Schneedecke lauerten. Nach zehn Minuten tauchte in der Dunkelheit ein stecknadelkopfgroßer heller Punkt zur Linken auf, dann ein zweiter, schließlich ein halbes Dutzend. Marshall korrigierte die Richtung, und Momente später tauchte der Zaun wie ein großes Gerippe im Licht der Scheinwerfer auf. Anstatt den Sno-Cat auf seinem vorgesehenen Platz zu parken, lenkte Marshall das schwere Fahrzeug vorsichtig durch das Tor und an den Außengebäuden vorbei zum Haupteingang der Basis. Zu seiner großen Überraschung stellte er fest,

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