Nullsummenspiel

Bashir bemerkte mehrere vertraute Orientierungspunkte, die ihm bestätigten, dass er in die Richtung ging, in der sich die Zugangsluke zu den Wartungstunneln befand. Als er vor dem engen Gang stand, durch den man zur Luke gelangte, sah er, dass die Gasse durch ein verschlossenes Tor versperrt war. Er öffnete den Kanal zu Sarina und sagte: »Ich erinnere mich nicht daran, dass das beim letzten Mal hier war. Du etwa?«
    »
Das war nicht hier
«, bestätigte Sarina. »
Da bin ich mir ganz sicher. Sieh nur, die Bolzen glänzen ja noch. Das Gitter ist erst vor Kurzem aufgestellt worden
.« Sie hatte Bashir eingeholt und sah sich um, als wäre sie besorgt, dass sie beobachtet oder verfolgt wurden. »
Sie scheinen den Zugang zu den Wartungstunneln abzusperren. Ich könnte versuchen, das Schloss zu knacken, aber so wie ich die Breen kenne, haben sie eine oder mehrere versteckte Kameras angebracht, um jedes Tor im Auge zu behalten
.«
    Bashir nickte. »Wenn wir also einbrechen, wissen sie gleich, wo wir sind.« Er dachte einige Sekunden über ihre heikle Lage nach und sprach seine Gedanken dann laut aus. »Als Nar diese Identitäten für uns angelegt hat, sagte sie, dass wir Zugriff zu gut gefüllten Credit-Konten hätten. Sie hat dafür sogar falsche Credit-Verläufe angelegt.« Ihm kam ein Geistesblitz, und er bedeutete Sarina, ihm zu folgen. »Komm mit.« Er führte sie zu einem Informationsterminal in der Nähe. Inzwischen konnte er die Steuerung problemlos bedienen, was er ebenso aufregend wie beunruhigend fand. Er ließ seinen ID-Chip vom Terminal einlesen und rief dann sein Credit-Profil auf. In vielerlei Hinsicht ähnelte das Interface der Anzeige, die Ferengi-Geschäfte auf Deep Space 9 benutzten. Bashir fragte sich, ob die Ferengi, die schon seit Langem Handelsbeziehungen zu den Breen pflegten, in die Entwicklung der Credit- und Finanznetzwerke der Konföderation eingebunden worden waren. Als er die Details der letzten Transaktionen seines Kontos durchsah, fand Bashir, wonach er gesucht hatte. »Sieh dir das an«, murmelte er. »Wir wohnen in einer Besucherunterkunft auf Ebene zehn.«
    Sarina beugte sich vor und sah über Bashirs Schulter. »
Das ergibt Sinn
«, sagte sie. »
Wenn wir Besucher von einer anderen Welt sind, die hier Regierungsgeschäfte zu erledigen haben, dann brauchen wir auch eine Unterkunft. Da hat Nar wirklich gut mitgedacht
.« Sie stieß Bashir spielerisch mit dem Ellenbogen an. »
Und du warst auch gar nicht so übel
.«
    »Nett, dass du das sagst.« Bashir meldete sich beim Terminal ab. »Lass uns zu unserem Hotelzimmer gehen, damit wir uns diese Daten ansehen können.«

28
    Thot Keer war umgeben von Autoritätspersonen. Sein Vorgesetzter Thot Naaz saß neben ihm in seinem Büro. Vor sich hatten sie die Holomatrix, die zwei Echtzeit-Subraumübertragungen anzeigte. Auf der einen Seite schwebte das Gesicht von Thot Gren, dem Abgeordneten der Konföderation beim Gouverneursrat des Typhon-Paktes, und auf der anderen war Domo Brex zu sehen, das gewählte Oberhaupt der Konföderation. Noch nie zuvor hatte es Keer aus solcher Nähe mit derart wichtigen Personen zu tun bekommen. Er fand diese Situation höchst unangenehm und hoffte, nie wieder in eine solche Lage zu kommen.
    »
Ich habe einen obskuren Tagesordnungspunkt vorgebracht, um den Rat zu einer längeren Pause zu zwingen. Doch diese Taktik lässt sich nicht endlos ausdehnen. Wir haben bestenfalls drei Tage, bevor wir fortfahren müssen
«, sagte Gren.
    »Das ist genug Zeit«, erwiderte Keer. »Ich habe die Überprüfung der Slipstream-Gleichungen beendet und bin mir sicher, dass sie korrekt sind. Mit den verifizierten Berechnungen kann der Antrieb gebaut und getestet werden.«
    Naaz beugte sich vor, um Grens und Brex’ Blicke auf sich zu ziehen.
»Wir können diese Hindernisse überwinden, meine Herren, aber dazu müssen wir viele neue Arbeiter in den Dienst zwingen und brauchen einen beachtlichen Zufluss an neuen Materialien, Teilen und Treibstoff.«
    Gren stocherte mit einem Finger in der Luft herum, als könnte er durch den Bildschirm greifen und Keer und Naaz erreichen. »
Eine Verschwendung von Geld und Arbeitskräften. Alles, was wir von Ihnen bekommen, sind Versprechungen, aber niemals Resultate. Ihr Projekt liegt hinter dem Zeitplan zurück, hat das Budget überschritten und ist jetzt auch noch eine politische Bürde geworden. An allen vernünftigen Maßstäben gemessen, kann man Ihre Operation nur als Fehlschlag