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Nullzeit

Nullzeit

Titel: Nullzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Agenten aushändigen, den wir stellen, um nach Frankreich zu gehen und diese Leute dort zu befragen …«
     »Was zum Teufel können diese drei sogenannten Augenzeugen uns denn schon erzählen?« wollte MacLeish gereizt wissen. »Wenn der echte Leopard tot ist, dann sehe ich nicht, wo da die Verbindung sein soll …«
     »Lasalle glaubt, daß jemand, der in der Kriegszeit zur Widerstandsgruppe des Leoparden gehörte, sich nach dem Krieg schlauerweise den Decknamen angeeignet hat, unter dem die Russen ihn gekannt haben und wiedererkennen würden. Um diesen kommunistischen Spitzenagenten zu finden, müssen wir also in der Vergangenheit graben; dann können wir herausfinden, wer in Frage kommt. Wenn wir herausbekommen, wer er im Jahre 1944 war, wissen wir, wer er heute ist.«
    MacLeish, dessen zweite Stärke darin bestand, schnelle Entscheidungen treffen zu können, trommelte mit seinen dicken Fingern wie ein Klavierspieler auf den Tisch. »Der Stichtag ist also der 23. Dezember, wenn Florian nach Moskau aufbricht. Das läßt uns genau elf Tage. Sie werden verdammt schnell arbeiten müssen…«
     »Ich kann also jemanden losschicken?« warf Nash ein.
     »Sie können jemanden auf die Reise schicken«, entschied MacLeish, »aber keinen Amerikaner. Wenn Florians Sicherheitsapparat ihn erwischt, wird das für die Franzosen ein Festessen sein. Ich kann schon jetzt Florians nächste antiamerikanische Rede hören - Yankee-Agent bei dem Versuch geschnappt, einen Pariser Minister zu verleumden … Dieses Risiko können wir uns nicht leisten. Ein Agent ja, aber es darf kein Amerikaner sein«, wiederholte er.
     »Aber keinen Amerikaner …« 
    Es war noch immer Samstagmorgen, als Nash seinem Assistenten Ward Fischer die Anweisung erteilte. Sie befanden sich im dritten Stock, in der Flucht von Büroräumen, die Nashs Stab beherbergte. Unter normalen Umständen wären an einem Samstag alle außer Fischer zu Hause gewesen, aber Nash hatte vor dem Antritt seines Flugs von New York nach Washington telefonisch Anweisung gegeben, daß alle Mitarbeiter bei seiner Ankunft im Büro zu sein hätten. Als Nash sich noch in der Luft befand, füllte sich das Büro mit den eilig zusammengerufenen Männern.
     »Das engt das Feld ziemlich ein«, bemerkte Fischer. 
    »Engen Sie’s auf Null ein. Finden Sie den Mann«, bemerkte Nash gereizt. »Innerhalb von zwei Stunden«, fügte er hinzu. Fischer ging in das angrenzende Büro. Innerhalb von fünf Minuten war sein Stab dabei, die Akten nach einem geeigneten Namen durchzusehen. Die besonderen Merkmale des Mannes, der nach Frankreich gehen würde, um Lasalles Augenzeugen zu befragen, waren zwingend vorgeschrieben. Er mußte absolut zuverlässig sein und durfte kein Sicherheitsrisiko darstellen; er mußte Französisch fließend genug sprechen, um als Franzose durchzugehen; mußte sich in Abwehrdingen bestens auskennen; und er mußte ein kühl kalkulierendes, vorsichtiges Temperament besitzen, ein Mann sein, auf den man sich in einer Notsituation verlassen konnte und der in der Lage war, allein auf sich gestellt zu operieren. Was die Nationalität anging, durfte er weder Amerikaner noch Franzose sein.
     Dieses letzte Erfordernis hatte Nash persönlich hinzugefügt, was Fischer dazu brachte, blumig zu fluchen, als er das Büro seines Chefs verließ. »Diese gottverdammte Personenbeschreibung schreit nach einem Franzosen«, beklagte er sich bei einem Mitarbeiter, »also müssen Sie jetzt einen Franzosen finden, der kein Franzose ist. Machen Sie sich an die Arbeit …« 
    Nash hatte sehr gute Gründe für diese letzte Bedingung. Weil Frankreich ein ganz besonderes Land ist und viele seiner Bewohner ein waches politisches Bewußtsein haben, hatte Nash das Gefühl, daß es gefährlich wäre, einen Franzosen als Spion auf seine Landsleute anzusetzen. Außerdem war er sich ziemlich sicher, daß Oberst Lasalle seine Bedenken teilen würde.
     Während Fischer und sein Stab die Akten durchforsteten, ging Nash in Gedanken die Reihe der Männer durch, die er gekannt - oder von denen er gehört hatte. Ein Name fiel ihm sehr schnell ein, aber er verwarf ihn: Diesen Mann würde er nie überreden können, den Job zu übernehmen. Nash saß am Schreibtisch, die stämmigen Hände im Nacken gefaltet, und befragte sein Gedächtnis. Er verwarf einen Kandidaten nach dem anderen. Am Ende kam er auf den Mann zurück, an den er zuerst gedacht hatte.
     Um halb zwei nachmittags betrat Fischer sein Büro mit zwei Akten.

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