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Nullzeit

Nullzeit

Titel: Nullzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Beamter in der britischen Botschaft in der Rue Faubourg St. Honoré. Die ersten zehn Jahre seines Lebens hatte Alan Lennox in Frankreich verbracht. Bevor er in der Schule sein Englisch vervollkommnete, hatte er fließend Französisch gesprochen. Von dem Vorschlag seines Vaters, er solle in den diplomatischen Dienst gehen, hielt er nichts - ›nachdem ich achtzehn geworden war, entdeckte ich, daß wir uns nichts mehr zu sagen hatten‹ - und begann statt dessen bei einer großen internationalen Ölgesellschaft. Weil er fließend Englisch, Französisch, Deutsch und Spanisch sprach, wurde er der Sicherheitsabteilung zugeordnet. Fünf Jahre später war er deren Leiter.
     »Ich hatte Glück«, erinnerte sich Lennox später. »Es war der richtige Zeitpunkt. Sicherheit war der Schlüssel zum Überleben geworden. Man kann Tanker kaufen und neue Ölfelder anbohren - aber wo bleibt der Gewinn, wenn Terroristen nicht aufhören, alles in die Luft zu jagen?«
     Lennox’ Karriere nahm einen kometenhaften Aufstieg, als arabische Terroristen dazu übergingen, die Bohrtürme auf nicht-arabischen Ölfeldern in die Luft zu sprengen - um die wirtschaftliche Macht des Nahost-Öls zu stärken. Wenn Not am Mann ist, wenden sich Direktoren an den Mann, der sie retten kann; sie wandten sich an Lennox. Von da an unternahm er weite Reisen und organisierte neue Sicherungssysteme für Ölfelder, Tanker und Raffinerien auf vier Kontinenten. Er kam schon bald zu dem Schluß, daß defensive Maßnahmen nicht genügten; wer gewinnen will, muß den Krieg auf feindliches Territorium tragen.
     Lennox tauchte in der zwielichtigen Welt der Gegenspionage unter und blieb oft monatelang fort. Er drang in die Terroristenbanden ein, ortete ihre Lager im Libanon und noch weiter zurück in Syrien. Zu dieser Zeit beschäftigte er ein reiches Sortiment dubioser Leute, denen er große Summen an steuerfreien Geldern zahlte - was die pedantischen Buchhalter in der Zentrale auf die Palme brachte. Einer seiner erfolgreichsten Anti-Terroristen-Trupps rekrutierte sich aus Mitgliedern der Union Corse - der französischen Mafia -, die beunruhigt war, weil arabisches Geld einige Pariser ›Schutz‹Organisationen aufgekauft hatte, die bis dahin alle von der Union kontrolliert worden waren.
     Kurze Zeit darauf machte ›die Blutnacht des 14. Juli‹ in aller Welt Schlagzeilen.
    Lennox wartete, bis er bereit war, wartete monatelang geduldig, bis er über eine intime Kenntnis der Terroristenbanden verfügte. Am 14. Juli schlug er zu. Das Team der Union Corse
    - natürlich perfekt in Französisch, der zweiten Sprache im Libanon - wurde teils von Hubschraubern abgesetzt, teils von Booten an abgelegene Strände gebracht. Innerhalb von acht Stunden vernichteten die Korsen drei größere Terroristenbanden, wobei mehr als zweihundert Männer getötet wurden. Nur Korsen hatten so schnell und unerbittlich töten können. Von jener Nacht an fiel die Sabotage von Einrichtungen der Ölgesellschaften auf fünf Prozent des früheren Volumens.
    Während dieser Jahre war Lennox mit führenden Abwehrleuten und Polizeichefs von Tokio bis Washington in Verbindung gekommen, unter anderem auch mit Männern wie David Nash und Peter Lanz und Organisationen wie dem FBI und der Sûreté Nationale; einem Mann, der zu den äußersten Mitteln greifen konnte, was ihnen selbst verwehrt war, boten sie alle diskrete und inoffizielle Hilfe. Später verbrachte Lennox vier Jahre bei einem amerikanischen Unternehmen, einschließlich einiger gefahrvoller Monate an der mexikanischen Grenze, über die Terroristen zusammen mit mexikanischen Bauern, die in den USA Arbeit finden wollten, in die Staaten einsickerten. Danach kündigte Lennox ohne Vorwarnung und machte sich selbständig. Sein Privatleben war weniger erfolgreich. Er war zweimal verheiratet gewesen. Beide Frauen hatte er an andere Männer verloren, die jeden Abend nach Hause kamen. 
    »Zu mir nach Hause«, wie er zynisch bemerkte. In beiden Fällen hatte er sich scheiden lassen, obwohl eine seiner Frauen ihn gedrängt hatte, die Alleinschuld am Scheitern der Ehe auf sich zu nehmen. 
    »Du hast gewußt, wie mein Leben aussieht, bevor wir geheiratet haben«, hatte er ihr grob gesagt. »Ich habe dich immer und immer wieder gewarnt - und wenn es etwas gibt, was ich nicht ausstehen kann, dann sind es Leute, die Verträge nicht einhalten …« 
    Im Augenblick tröstete Lennox sich ohne große Begeisterung mit seiner dritten Freundin. Er wußte, wo sein

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