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Nullzeit

Nullzeit

Titel: Nullzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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zunächst nach Lüttich und sah oft in den Rückspiegel. Er wollte sichergehen, daß ihm kein Wagen oder Laster folgte. Das war zwar wenig wahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen. Es konnte sein, daß David Nash seit seinem Spaziergang vom Ritz zu Lennox’ Wohnung verfolgt wurde, und daß der Verfolger sich nunmehr dem Mann zugewandt hatte, um dessentwillen Nash einen Flug über den Atlantik auf sich genommen hatte.
     In Lüttich, wo Nash nur drei Tage vorher zweimal mit Peter Lanz vom BND zusammengetroffen war, ergriff Lennox eine weitere Vorsichtsmaßnahme. Er fuhr zur Niederlassung von Hertz und erfand eine Beschwerde über den Mercedes, den er gegen einen blauen Citroën DS 21 eintauschte, seine Lieblingsmarke. Danach fuhr er in südöstlicher Richtung weiter, auf die Ardennen zu. Das war nicht der direkte Weg nach Deutschland. Mitunter ist es möglich, einen Mann auch aus der Ferne zu verfolgen - man beobachtet die Strecke, die er fährt und telefoniert dann voraus zum nächsten Posten. Dazu braucht man eine ganze Reihe von Männern, aber bei der letzten Zählung hatte Lennox erfahren, daß die Sûreté in Belgien mehr als einhundert Agenten unterhielt. Wenn die von Lüttich wegführenden Hauptstraßen jetzt auf einen schwarzen Mercedes hin überwacht wurden, würden die Beobachter wohl kaum von einem blauen Citroën Notiz nehmen.
     Lennox aß während der Fahrt ein Sandwich, um keine Zeit zu verlieren. Bei der Ankunft in Saarbrücken setzte ein Wolkenbruch ein. Die Scheibenwischer kämpften vergeblich gegen den strömenden Regen an, während Lennox sich durch den Verkehr quälte. Der Regen schlug gegen die Scheiben und trommelte aufs Wagendach, während er seine Suche nach dem Hauptpostamt fortsetzte. Wenn man auf dem Kontinent telefonieren und nicht abgehört werden will, ruft man am besten von einem Postamt an.
     Lennox betrat eine Zelle im Postamt und wählte die Nummer von Oberst Lasalle, die Nash ihm gegeben hatte. Als Lennox nach dem Oberst fragte, sagte der Mann am anderen Ende der Leitung auf französisch, er werde die Nachricht überbringen.
     »Das werden Sie lassen«, bellte Lennox. »Verbinden Sie mich mit dem Oberst. Hier ist Edmond …«
    »Welcher Edmond?«
    »Nur Edmond. Und beeilen Sie sich. Er erwartet den Anruf.«
     Der Mann am anderen Ende - wahrscheinlich Hauptmann Paul Moreau, den Nash als Lasalles Assistenten erwähnt hatte, wußte offensichtlich nicht alles über die Arbeit des Obersten, was durchaus beruhigend war. Das ließ den Schluß zu, daß der Ex-Chef der militärischen Abwehr seine Fähigkeiten nicht verloren hatte. Der Codename Edmond, den Nash bestimmt hatte, brachte die Verbindung mit Lasalle. Der Franzose sagte, Lennox könne sofort kommen. »Ich werde auf Sie warten«, sagte er kühl und legte auf. Kein überflüssiges Wort, keine Fragen. Die Stimme hatte scharf und entschlossen geklungen.
     Lennox brauchte eine Stunde, um in dem strömenden Regen den Weg zu dem abgelegenen Bauernhaus zu finden. Es war bereits dunkel, als die Scheinwerfer des Wagens ein altes Gartenhaus neben einem geschlossenen Tor erfaßten. Im Gartenhaus hatte Licht gebrannt, als Lennox es zuerst gesehen hatte, aber jetzt war das Haus dunkel. Er ließ den Motor laufen und wartete, und als niemand erschien, stieg er vorsichtig aus. Er ging gerade an den Scheinwerfern vorbei, als ein Fensterladen mit einem Knall aufging. Aus der Öffnung ragte die Mündung einer Le-Mat-Maschinenpistole.
     »Bleiben Sie, wo Sie sind - im Scheinwerferlicht«, rief eine Stimme auf deutsch.
    »Sie erwarten mich«, rief Lennox auf französisch zurück.
    »Ich habe Sie von Saarbrücken aus angerufen. Um Himmels willen, machen Sie doch das verdammte Tor auf, ich werde noch klatschnaß …«
    »Kommen Sie herein, zu Fuß …« Die Stimme sprach jetzt französisch. 
    »Kommen Sie durchs Tor …«
    Lennox öffnete das Gartentor, ging zum Gartenhaus hinauf, faßte an die Tür, öffnete sie, trat ein und blieb stehen. Er sah sich einem Mann in Zivilkleidung gegenüber, der noch immer die Maschinenpistole in der Hand hielt, die er aus kürzester Entfernung auf den Bauch des Engländers richtete. Dieser Mensch mit dem wilden Schnurrbart und dem glatten Gesicht, ein Mann Ende der Vierzig, mußte Hauptmann Paul Moreau sein. »Ich bin Edmond«, sagte Lennox nach einem Augenblick.
    »Müssen Sie mit dem Ding unbedingt auf mich zielen?« »Irgendeinen Ausweis - auf den Tisch …«
    »Ob das dem Obersten gefallen wird?« »Auf den

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