Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nullzeit

Nullzeit

Titel: Nullzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
unmöglich«, bemerkte Vanek und ging mit der Liste zu der Wandkarte hinüber. »Straßburg, Colmar und Freiburg liegen in einer Region - an beiden Ufern des Rheins. Unsere französischen Papiere haben wir schon, wir sprechen alle französisch …« 
    Im Hintergrund beobachtete Borisov die drei Männer. Er war jetzt sicher, den richtigen Mann an die Spitze des Kommandounternehmens gestellt zu haben: Vanek konnte sich rasch auf eine völlig neue Lage einstellen.
    »Da wir nach Frankreich gehen«, fuhr Vanek fort, »meine ich, daß jeder von uns eine Erkennungskarte der Sûreté Nationale bei sich haben sollte - die Burschen in Kiew haben welche, und wenn sie ihre fetten Hintern ein bißchen lüften, sollten sie sie bis morgen abend herfliegen können. Und dazu einen Satz französischer Nachschlüssel. Dann könnten wir am... Donnerstagmorgen losfahren …«
    Brunner explodierte. »Das läßt uns doch keine Zeit für einen vernünftigen Plan«, wiederholte er, »und dann nur sieben Tage für den gesamten Job …«
    »Was bedeutet, daß wir uns beeilen müssen und nicht lange irgendwo herumhängen dürfen, und das ist gar nicht schlecht«,
    erwiderte Vanek leise. »Das gibt uns morgen den ganzen Tag Zeit, Zeitpläne und Reiserouten festzulegen - wobei ich Ihnen helfen werde …« Die normale Arroganz und Dreistigkeit des Tschechen war jetzt verschwunden. Er sprach in überzeugendem Tonfall weiter und baute eine Atmosphäre des Vertrauens auf. Er brachte die beiden andern Männer dazu, zu erkennen, daß die Aufgabe sich tatsächlich in so kurzer Zeit lösen lassen würde. Borisov, der diese Seite von Vaneks Charakter noch nicht entdeckt hatte, gratulierte sich im stillen nochmals zu seiner Wahl. Nach ein paar weiteren Jahren Erfahrung stand Vanek eine steile Karriere im Geheimdienst offen.
    »Und eine französische Skiausrüstung könnte uns ebenfalls gute Dienste leisten«, fügte Vanek hinzu. »Da es in den bayrischen und österreichischen Alpen geschneit hat, können wir als Wintersportler reisen, die gerade einen Kurzurlaub hinter sich haben.«
    »Ich werde mit Kiew telefonieren«, versprach Borisov. »Da ist noch etwas. Wenn Sie im Westen sind, müssen Sie eine bestimmte Nummer in Paris anrufen, die man mir für den Fall gegeben hat, daß sich weitere Dinge entwickeln.«
    »Wir haben auch so schon ein volles Programm«, brummte Brunner und holte ein westliches Kursbuch vom Regal. »Sie rufen einmal am Tag an«, fuhr Borisov fort, »und melden sich unter dem Namen Salicetti.«
    Lansky, der inzwischen seine Koje verlassen hatte, blickte auf die Namen und Adressen auf der Liste.
    Léon Jouvel. Robert Philip. Dieter Wohl.

7
     
    »Diese korrupte amerikanische Republik, die den Dollar zum Gott erhoben hat, in der Polizisten ihre Gehälter mit Bestechungsgeldern aufbessern, und deren größte Stadt, New York, einem Dutzend Gangs verschiedener Rassen auf Gnade und Ungnade ausgeliefert ist … in der der Terrorismus haust wie im Mittelalter die Pest …
     Was will Europa mit so einem Kontinent anfangen? Oder sollten wir uns lieber von diesem korrupten und korrumpierenden Staat abriegeln und ihn in eine moralische und physische Quarantäne stecken? Leb wohl, Amerika, und mögest du nie mehr wiederkommen, um unsere Küsten zu verpesten …«
     Guy Florian hielt diese neue Rede in Lille, nur acht Tage nach seinem aggressiven Ausfall gegen die Amerikaner in Dijon. Seine Zuhörer hatten das Gefühl, daß seine Ausfälle an Heftigkeit zunahmen, »daß er jetzt mit dem Bulldozer Dreck schleudert«, wie Alain Blanc in Paris am selben Abend zu Marc Grelle bemerkte.
     Mittwoch, 15. Dezember. Der Polizeipräfekt kam frühmorgens in sein Büro. Er rief wieder seinen Stellvertreter zu sich und bat ihn, die Tür zu verschließen. Auf dem Schreibtisch lagen zwei verschlossene Handkoffer. »Boisseau, es kann sein, daß diese Sache mit dem Leoparden sehr ernst wird, daß sie sehr wohl unser beider Karriere gefährden kann, wenn wir ihr weiter nachgehen. Sie sollten sich jetzt sehr genau überlegen, wo Sie stehen - und vergessen Sie nicht, Sie haben Familie …«
     »Wie lauten Ihre Befehle?« fragte Boisseau nur.
    »Erstens, zwei der ranghöchsten Minister unter strengster Geheimhaltung sorgfältig zu überwachen - Roger Danchin und Alain Blanc. Wollen Sie noch immer mitmachen?«
    Boisseau holte seine Pfeife aus der Tasche und steckte sie sich zwischen die Zähne, ohne sie anzuzünden. »Ich werde ein besonderes Team zusammenstellen

Weitere Kostenlose Bücher